Zoff um AfD-Aussagen Bericht: Werder-Boss droht Fan mit Entzug der Dauerkarte
Ein Werder-Fan kritisierte Präsident Hess-Grunewald für dessen Aussagen zur AfD und kündigte seine Mitgliedschaft – und Bremens Boss sorgte mit seiner Reaktion für Diskussionen.
Vor knapp vier Wochen hatte sich Werder Bremens Präsident Hubertus Hess-Grunewald klar gegen die AfD positioniert. "Jeder AfD-Wähler sollte schon wissen, dass es ein Widerspruch ist, Werder gut zu finden und die AfD zu wählen", sagte der 57-Jährige in einem Interview dem "Weser Kurier".
- Klartext vom Bremen-Boss: "Werder gut finden und AfD wählen – ein Widerspruch"
Brisanter Email-Verkehr
Jetzt scheint der Werder-Boss seine Einstellung zu den Rechtspopulisten noch einmal klar unterstrichen zu haben. Laut der "Welt" überlege Hess-Grunewald, einem Fan die Dauerkarte zu entziehen, weil dieser den Werder-Boss für sein AfD-Statement kritisierte. Die Zeitung beruft sich auf einen Email-Verkehr zwischen Präsident und Fan, welcher der Redaktion vorliegen soll.
Demzufolge soll es sich bei dem Fan um ein langjähriges Werder-Mitglied handeln, welches nach eigenen Angaben seit mehr als 30 Jahren eine Dauerkarte für die Heimspiele des SV Werder Bremen besitzen würde. Per Email habe dieser Anhänger geschrieben, dass er seine Mitgliedschaft beende, weil Werders Präsident mit seinen Aussagen zu AfD gegen die Vereinssatzung verstoßen habe – seine Dauerkarte aber behalten wolle.
Werder-Boss droht mit Konsequenzen
In Paragraf 2, Punkt 2 der Vereinssatzung steht: "Der Verein ist politisch und religiös streng neutral und steht in allen seinen Belangen auf demokratischer Grundlage."
Hess-Grunewald teilte dem Fan zwar mit, dass AfD-Wähler im Stadion nicht unerwünscht seien, drohte ihm aber mit Entzug der Dauerkarte. "Wir werden uns mit Ihrem Wunsch, die Dauerkarte behalten zu wollen, noch intensiv beschäftigen", so der Klubchef.
Kritik von der AfD – DFL hält sich zurück
Man werde ernsthaft darüber nachdenken, "ob wir bei der hohen Nachfrage nach Dauerkarten von Menschen, die sich – anders als Sie – mit Werder Bremen und unseren Werten identifizieren, für die kommende Saison wieder eine Dauerkarte anbieten".
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Das Vorgehen stieß bei Jörn König, dem sportpolitischen Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, auf scharfe Kritik. „Es ist Heuchelei, wenn Hess-Grunewald seine Äußerungen als Aufforderung zum Dialog bezeichne. Es geht ihm nur um Vorschriften“, sagte König der "Welt".
Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) will sich hingegen nicht einmischen. Der Verband teilte mit, dass es sich um eine "vereinsinterne Angelegenheit" handeln würde.
Werder reagiert auf Berichterstattung
Am Dienstagmittag veröffentlichte Werder eine Mitteilung, in der sich der Verein von der Berichterstattung einiger Medien distanzierte, die von einem Dauerkarten-Entzug für AfD-Anhänger sprachen.
"Die zitierten Aussagen wurden aus dem Zusammenhang gerissen und beziehen sich auf diesen ganz konkreten Einzelfall, zu dessen Details ich nichts weiter sagen möchte", erklärte Präsident Hess-Grunewald auf der Vereinshomepage.
Die weitere Stellungnahme von Werder Bremen im Wortlaut: "Der SV Werder Bremen wird auch künftig offen für alle Menschen sein, gleich welcher politischen oder religiösen Einstellung. Das Weser-Stadion wird weiterhin ein Platz für alle sein. Wir behalten uns aber bei aller satzungsgemäßen politischen Neutralität vor, Werte wie Solidarität, Humanismus und den Kampf gegen Rassismus und für Integration sehr deutlich hervorzuheben.
Der Fußball wie wir ihn lieben funktioniert nur in einer freiheitlichen und auf Toleranz und Vielfältigkeit basierenden Zivilgesellschaft. Deswegen ist es unser ureigenes Interesse, auf gesellschaftliche Entwicklungen zu reagieren und uns Gehör zu verschaffen. Das sind wir allein allen unseren Mannschaften schuldig, die oft aus Menschen vieler verschiedener Nationen bestehen. Eine Umstellung unserer Dauerkarten-Regelung steht nicht auf der Agenda."