Kommentar Großkreutz und Darmstadt – eine geniale Verbindung
Ein Kommentar von Florian Wichert
Kevin Großkreutz wechselt zum SV Darmstadt: Der Absturz-Profi geht zum Absturz-Klub.
Auf der einen Seite: Darmstadt 98. Erst der Sensations-Durchmarsch in die erste Liga, dann mit dem Klassenerhalt das nächste Wunder. Und jetzt der Absturz auf den letzten Platz. Nur 15 Punkte. Auswärts haben die Lilien alles verloren und jagen damit einen Uralt-Peinlich-Rekord. Nürnberg holte 1983/84 keinen einzigen Auswärtspunkt.
Auf der anderen Seite: Kevin Großkreutz. Erst zweimal Deutscher Meister und Pokalsieger mit dem BVB, dann sogar Weltmeister in Brasilien – ein Wunder. Und jetzt der Absturz in die Arbeitslosigkeit. Er geht mit Jugendlichen in den Puff, wird in eine Schlägerei verwickelt und landet im Krankenhaus. Der VfB Stuttgart schmeißt ihn raus.
Und gerade deswegen wird die Verbindung aus Darmstadt und Großkreutz ein Erfolg!
Beide Seiten haben in der Vergangenheit Erfolge gefeiert, die deutlich über ihren Möglichkeiten waren. Darmstadt fehlten Geld und Infrastruktur für die Bundesliga, Großkreutz fehlte das Talent für die Nationalmannschaft. Trotzdem haben sie es geschafft, weil ihre Tugenden mehr wert waren: Kampf und Leidenschaft.
Der Abstieg in die zweite Lage ist gefährlich. So schnell wie es für Darmstadt nach oben ging, kann es auch wieder nach unten gehen (siehe Paderborn). Großkreutz wird das verhindern. Weil er Fans und Mannschaft vereint, weil er sich gegen einen Absturz stemmt. Großkreutz ist wie das Böllenfalltor: Ramponiert, aus der Zeit gefallen, aber extrem ehrlich und von den Fans verehrt.
Großkreutz wird am Böllenfalltor in der neuen Saison jeden Millimeter umpflügen, um seine Karriere nicht als Absturz-Profi, Skandal-Kicker oder Trottel der Nation zu beenden.