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Ticketböese Viagogo soll den FC Schalke 04 erpresst haben


Ticketanbieter wollte mehr Karten
Viagogo soll den FC Schalke 04 erpresst haben

Von t-online
Aktualisiert am 27.02.2015Lesedauer: 3 Min.
Die Schalke-Fans machten ihre Meinung zum Viagogo-Deal bereits damals deutlich.Vergrößern des Bildes
Die Schalke-Fans machten ihre Meinung zum Viagogo-Deal bereits damals deutlich. (Quelle: Ulmer/imago-images-bilder)

Die Partnerschaft des FC Schalke 04 mit der umstrittenen Ticketbörse Viagogo gehört beim Revierklub zu den dunkleren Kapiteln der Vereinsgeschichte. Sie entzweite Verein und Mitglieder und hinterlässt noch heute ihre Spuren. Zwar gaben die Königsblauen am 27. November 2014 mit großer Erleichterung bekannt, dass die Vertragskündigung mit dem Unternehmen aus dem Vorjahr per Schiedsspruch der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) rechtens ist. Doch die Abneigung der Schalker Verantwortlichen hält noch bis heute an. Wie Marketingvorstand Alexander Jobst gegenüber "goal.com" sagt, soll die Ticketbörse sogar versucht haben, den Bundesligisten zu erpressen.

Demnach wurde ursprünglich ein Dreijahresvertrag zwischen beiden Seiten geschlossen, der zum 1. August 2013 in Kraft treten sollte. Bis zum 31. Juli war der FC Schalke 04 noch vertraglich an den Dienstleister CTS Eventim, die damalige Ticketbörse, gebunden. Der Kontrakt mit Viagogo sah vor, dass der S04 maximal 3000 Eintrittskarten für Schalker Bundesliga-Heimspiele, bei denen keine volle Auslastung erwartet wurde, zur Verfügung stellt. Zusätzlich durfte seitens Viagogo nur ein Aufschlag von maximal 100 Prozent erhoben werden. Als offizieller Ticketpartner hätte Schalke so rund 1,2 Millionen Euro pro Jahr eingenommen.

Aber Viagogo wollte die Kooperation bereits einen Monat früher als zunächst geplant starten. Aufgrund des noch laufenden Vertrags mit CTS Eventim war dies allerdings nicht möglich. Doch Schalke kam Viagogo entgegen: "Wir haben in den Vertragsgesprächen mit Viagogo damals vereinbart: Wenn wir es ermöglichen, dass CTS Eventim vorher aussteigt, werden wir die Kooperation mit Viagogo bereits zum 1. Juli 2013 beginnen, was im Übrigen auch der Wunsch des Ticketanbieters war. Andernfalls dann spätestens zum 1. August", wird Jobst von "goal.com" zitiert. Die Königsblauen klärten also den Ausstieg mit CTS Eventim und die neue Partnerschaft hätte wie von Viagogo gewünscht früher starten können.

Viagogo-Manager setzt Jobst am Telefon unter Druck

Doch Schalkes Verantwortlichen unterlief ein folgenschwerer Fehler. Die mündliche Vereinbarung des Starts am 1. Juli wurde nicht explizit schriftlich festgehalten, "was man uns durchaus zum Vorwurf machen kann", gesteht Jobst. Schalke rührte anschließend ordentlich die Werbetrommel und kommunizierte den neuen Starttermin sowie - sehr zum Missfallen Viagogos - die ab dann geltenden vertraglichen Regeln (festes Kontingent, maximal 100 Prozent Aufschlag). Und plötzlich war bei Viagogo von Eile keine Spur mehr. "Unsere technische Abteilung hat kein Feedback mehr von ihnen erhalten", so Jobst.

Beim S04 war auf einmal völlig unklar, ob die neue Ticketbörse wie geplant zum 1. Juli starten würde. Hätte dies nicht funktioniert, "wäre die Kritik von allen Seiten auf uns eingeprasselt." Aber Viaogo ging sogar noch einen Schritt weiter. Einige Tage vor der Jahreshauptversammlung erhielt Jobst einen Anruf von Viagogo-Manager Steve Roest. "In diesem teilte er mir mit, dass Viagogo zum 1. Juli startklar wäre. Allerdings nur unter der Bedingung, Viagogo noch mehr Karten und Spiele zu gewähren", verrät Jobst und ergänzt: "Steve Roest sagte mir am Telefon: 'Wir können das Ganze auch verzögern.' Das wäre aus unserer Sicht katastrophal gewesen."

Schalke lenkt ein und ändert den Vertrag

Viagogo hätte den Start zum 1. Juli also absichtlich verzögert, wenn Schalke dem Tickethändler kein größeres Kartenkontingent und mehr Wettbewerbe zur Verfügung gestellt hätte. Hätte Viagogo den Start verzögert, hätte sich der Ticketanbieter im gesamten Juli - bis zum vertraglich festgelegten Beginn am 1. August - auf seiner eigenen Online-Plattform nicht an die von Schalke verkündeten Vertragsinhalte halten müssen. Man kann also davon ausgehen, dass weit mehr als die im Vertrag vereinbarten 3000 Tickets dort angeboten worden wären. Zudem zu noch höheren Preisen. Viaogo wollte sich zu diesem Vorwurf der Erpressung weder auf Anfrage von "goal.com" noch von "Spiegel online" äußern.

Um dem Sturm der Entrüstung seitens der Mitglieder, Vertragsgegner und der Presse zu entgehen, lenkte Schalke schließlich ein und änderte den Vertrag. Der S04 erhöhte das Ticketkontingent auf 3600 Karten pro Bundesliga-Partie und gewährte darüber hinaus eine Option auf 300 Tickets je Spiel in der Champions League. Das Versäumnis des Vereins, die Vereinbarung zum 1. Juli nicht schriftlich festgehalten zu haben, war Schalke und Jobst zum Verhängnis geworden. Inzwischen bieten die Knappen ihre überschüssigen Tickets auf ihrer vereinseigenen Online-Börse an.

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