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HSV: Klub droht Aufstieg früh zu verspielen – Tim Walter in Bedrängnis


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Traditionsklub in der Krise
Das nächste Schwergewicht wankt – mal wieder


Aktualisiert am 29.09.2023Lesedauer: 5 Min.
Nach dem starken Saisonstart sind Jonas Meffert und der HSV zurück auf dem Boden der Tataschen.Vergrößern des Bildes
Nach dem starken Saisonstart sind Jonas Meffert und der HSV zurück auf dem Boden der Tatsachen. (Quelle: IMAGO/Michael Taeger)
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Nach gutem Saisonstart stolpert der HSV durch die 2. Bundesliga. Der Klub droht, den Aufstieg frühzeitig zu verspielen. Der Trainer ist nicht frei von Schuld.

Eigentlich sah bis vor Kurzem noch alles rosig aus beim Hamburger SV. Nach fünf absolvierten Spieltagen in der 2. Bundesliga standen die Hanseaten an der Tabellenspitze. 13 Punkte hatten sie bereits geholt, dabei die aus der Bundesliga abgestiegenen Klubs Schalke 04 (5:3) und Hertha BSC (3:0) souverän geschlagen. Die schwere Auswärtspartie bei Hannover 96 (1:0) meisterte die Mannschaft von Tim Walter sogar in Unterzahl und sicherte sich letztendlich die drei Zähler. Lediglich beim 2:2 in Karlsruhe ließ der HSV spät Punkte liegen.

Doch vier Wochen, nachdem auch Hansa Rostock im Volksparkstadion in die Schranken gewiesen wurde (2:0), ist die Lage beim ehemaligen Bundesliga-Dino aus Hamburg angespannt – und das ausgerechnet vor dem richtungsweisenden Spiel bei Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf (ab 18:30 Uhr im Liveticker bei t-online). Dabei hätten die auf den Rostock-Sieg gefolgten Partien zumindest auf dem Papier mit die einfachsten der laufenden Saison sein sollen.

Pl.MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.Form
1
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St. Pauli
34209562:36+2669
3
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Düsseldorf
34189772:40+3263
4
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HSV
341771064:44+2058
6
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Hannover
341313859:44+1552
13
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K´lautern
341161759:64-539

Trotzdem verlor der HSV zunächst bei Überraschungsaufsteiger Elversberg mit 1:2, nur um eine Woche später gegen den zweiten Aufsteiger VfL Osnabrück mit dem gleichen Ergebnis nach Hause geschickt zu werden. Besonders besorgniserregend: Die Niedersachsen hatten eine Woche zuvor noch mit 0:7 in Hannover verloren.

"Wir sind dem Anspruch an uns selbst nicht gerecht geworden. Wir müssen die Sachen ganz klar ansprechen. Es ist einfach zu wenig", monierte Torwart Daniel Heuer Fernandes nach der Pleite an der Bremer Brücke. HSV-Coach Tim Walter fasste noch treffender zusammen: "Wir waren heute einfach schlecht."

Auch der 47-Jährige wird wissen: Den Hamburgern droht schon wieder dasselbe Schicksal zu widerfahren wie in den vergangenen Spielzeiten. Das selbsterklärte Ziel Aufstieg mutiert durch Eigenverschulden zur Herkulesaufgabe – und bringt dieses Mal auch den Trainer in Bedrängnis.

Walter und die Kontinuität: Aufstieg zweimal verpasst

Tim Walter ist in diesem Sommer nämlich in seine dritte Saison in Hamburg gegangen. Das ist zunächst nicht selbstverständlich, denn die Trainerposition beim HSV war bereits vor dem Abstieg, aber vor allem auch danach nicht unbedingt von Kontinuität geprägt.

Christian Titz versuchte sich am Neustart im Unterhaus ebenso wie der heutige DFB-Sportdirektor Nachwuchs Hannes Wolf. Auch Dieter Hecking schaffte es nicht, den HSV Richtung Aufstieg zu coachen. Vor Walter scheiterte zudem noch der Trainer des kommenden Gegners Fortuna Düsseldorf, Daniel Thioune.

Walter war in der 2. Liga beim Hamburger SV der erste, der länger als ein Jahr bleiben durfte und an dem der Klub auch nach verpassten Aufstiegen bewusst festhielt. Im ersten Jahr führte er den HSV auf Relegationsrang drei. Doch in den Entscheidungsspielen war die Hürde Hertha BSC zu hoch. Ein Jahr später dasselbe Szenario. Dieses Mal ließ der VfB Stuttgart die Träume der Norddeutschen zerplatzen.

Punkte verspielt: HSV erfüllt Pflichtaufgaben nicht

Während die anderen Trainer den HSV also immer nur auf den vierten Platz hievten, kam keiner dem Aufstieg so nahe wie Walter. Fakt ist aber auch: Der Klub wäre nie in den ungewollten Genuss der Relegationsspiele gekommen, wenn er im Saisonverlauf vorher nicht gepatzt hätte.

Heißt: Mit traumwandlerischer Sicherheit verspielte der HSV den direkten Aufstieg nicht in den Do-or-die-Spielen, sondern bereits in der Saison. Und das vor allem gegen Mannschaften, die das Team eigentlich schlagen sollte.

Das sind in allererster Linie die Aufsteiger aus der 3. Liga. Dieses Jahr verlor man also bereits gegen Elversberg und Osnabrück. Vergangene Saison brachte der HSV das Kunststück fertig, gegen die Aufsteiger Kaiserslautern und Magdeburg in vier Spielen nur einen einzigen Punkt zu holen. Hätte man nur eines dieser vier Spiele gewonnen, wäre man als Meister der 2. Bundesliga direkt aufgestiegen.

Auch in der ersten Walter-Saison verschenkten die Hanseaten unnötig Punkte. Gegen den Aufsteiger und späteren Absteiger Dynamo Dresden gab es zweimal nur ein 1:1. Auch bei Erzgebirge Aue holte das Team im Hinspiel nur einen Punkt, obwohl die Ostdeutschen am Saisonende sang- und klanglos den Gang in die 3. Liga antreten mussten.

Wie lange darf Walter beim HSV noch weitermachen?

So erhärtet sich der Verdacht, dass Tim Walter seine Elf vor Pflichtaufgaben nicht richtig einzustellen scheint – oder sie im Zweifelsfall nicht erreicht, wenn es drauf ankommt. Denn was nützen dem HSV eindrucksvolle Siege gegen die Top-Teams der Liga, wenn die hart erkämpften Punkte gegen potenzielle Absteiger wieder verschenkt werden?

"Ich bin zu 100 Prozent von meiner Mannschaft überzeugt, diese Mannschaft ist meine Mannschaft. Und ich bin der Papa von dieser Mannschaft", sagte Walter nun vielsagend vor der Düsseldorf-Partie. Das Verhältnis zum Team scheint also grundsätzlich intakt. Die Frage ist aber: Zu wie viel Prozent ist man in der Hamburger Führungsetage noch von Walter überzeugt?

Laut "Bild" soll Sportvorstand Jonas Boldt zwar hinter dem Trainer stehen, doch eine dritte Niederlage in Folge könnte für Walter ungemütlich werden. Dann wäre definitiv klar, dass im dritten Jahr unter dem gebürtigen Bruchsaler keine nachhaltige Entwicklung stattgefunden hat, sondern die Mannschaft sich auf dem Feld immer noch mit demselben Problem rumschlägt wie bereits in der Vergangenheit: der fehlenden Konstanz.

"Wut im Bauch": Sieg gegen Fortuna vor der ultimativen Probe

Bei einer Niederlage gegen Fortuna Düsseldorf würde das nächste Schwergewicht der Liga nicht nur zu wanken beginnen, es würde drohen, zu fallen. Wie schon auf Schalke: Dort wurde Anfang der Woche Trainer Thomas Reis entlassen. Anspruch und Wirklichkeit klafften in Gelsenkirchen schon zu Saisonbeginn meilenweit auseinander. Am Ende wurde das dem Coach zum Verhängnis.

In Hamburg könnte bald ein ähnliches Szenario eintreffen. Nun scheint Walters Vorteil, dass er anders als Reis nicht große Teile der Kabine verloren hat. Die Voraussetzungen für eine Trendwende sind also gegeben. Und vor allem im Volksparkstadion wusste der HSV in letzter Zeit immer wieder zu überzeugen.

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"Ich glaube, dass ausreichend Wut im Bauch sein wird. Wir müssen dem Gegner den Respekt entgegenbringen, den er verdient", sagte wohl auch deshalb Ex-Trainer Daniel Thioune vor dem Aufeinandertreffen seiner Düsseldorfer mit den Norddeutschen. "Der HSV war in diesem Jahr maximal dominant im Volkspark."

Dass die Hanseaten im Top-Spiel gegen die Fortuna wieder in die Spur finden und Walter damit etwas Luft verschaffen, ist also gar nicht so unwahrscheinlich. Sollte der HSV tatsächlich gewinnen, wird er in der kommenden Woche aber auf die ultimative Probe gestellt. Dann reist das Team zur Auswärtspartie nach Wiesbaden. Der Verein aus Hessen ist wie Elversberg und Osnabrück ein Aufsteiger – und könnte Walter und den HSV erneut ins Wanken bringen.

Verwendete Quellen
  • hsv.de: "'Eine verdiente Niederlage'"
  • kicker.de: "Walter: 'Ich bin der Papa von dieser Mannschaft'"
  • bild.de: "So steht es WIRKLICH um Walter"
  • mopo.de: "'Ausreichend Wut im Bauch': Was Ex-HSV-Trainer Thioune im Volkspark erwartet"
  • Eigene Recherche
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