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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Folter" Schockierende Aussagen von Formel-1-Stars
In der Wüstenhitze von Katar wurde das Rennen für die Formel-1-Fahrer zur Grenzerfahrung. Einige der Piloten berichteten nach dem Rennen Schockierendes.
Fahrer am Rande der Bewusstlosigkeit: Das Formel-1-Rennen in Katar sorgte für teils schockierende Bilder und Aussagen der Piloten. Bei über 30 Grad Streckentemperatur und fast 80 Prozent Luftfeuchtigkeit mussten die PS-Athleten ihre Runden drehen. In den Cockpits wurden teils Temperaturen von 50 Grad gemessen. Ein enormer Wasserverlust war die Folge für die Piloten. In ihren dicken, feuerfesten Rennanzügen kamen selbst die durchtrainierten Fahrer an ihre körperlichen Grenzen – und darüber hinaus.
Einen ersten Indikator dafür, welche Qualen die Fahrer während des Hitzerennens durchlitten, lieferte Williams-Pilot Logan Sargeant. Der 22-Jährige meldete mehrfach am Boxenfunk, dass es ihm nicht gut gehe. Nachdem er zunächst versucht hatte, sich durchzubeißen, musste er das Rennen dann doch vorzeitig beenden.
Sargeant hatte bereits Anfang der Woche über Erkältungs-Symptome geklagt, die ihn im Auto zusätzlich belasteten. Als er in der Box ankam, brauchte er die Hilfe seiner Mechaniker, um aus dem Auto auszusteigen. Eine Untersuchung ergab in der Folge eine schwere Dehydrierung.
Auch Fernando Alonso fragte sein Team bereits während des Rennes, ob sie ihn nicht beim nächsten Boxenstopp mit Wasser überschütten könnten. "Mein Sitz war brennend heiß und ich hatte das Gefühl, dass meine rechte Seite durch die Hitze verbrannt wurde", sagte er später.
Ocon übergibt sich im Auto
Das ganze Ausmaß der Belastung für die Piloten wurde dann aber erst nach dem Rennen deutlich. Auch Sargeants Teamkollege Alexander Albon musste medizinisch behandelt werden. Er sei zu lange zu großer Hitze ausgesetzt gewesen, teilte das Team später mit. Esteban Ocon berichtete noch in der Auslaufrunde am Boxenfunk, dass er sich bereits in der 15. Runde im Auto übergeben habe. Er brachte das Rennen dennoch zu Ende, sagte danach: "So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich bin eigentlich körperlich darauf vorbereitet, sogar zwei Renndistanzen zu fahren, aber das war einfach zu viel für mich."
Mehrere Fahrer wirkten nach dem Rennen vollkommen erschöpft. So zeigte eine Kameraaufnahme aus dem Auto, wie es Lance Stroll nur mit großer Mühe aus seinem Aston Martin schaffte und im Anschluss wankend zum nächsten Krankenwagen lief, um unmittelbar medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
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Ein Schicksal, das wohl mehrere Fahrer teilten. Wie McLaren-Pilot Lando Norris mitteilte, seien einige seiner Kollegen nach dem Rennen bewusstlos geworden. Norris' Teamkollege Piastri sprach vom härtesten Rennen seiner Karriere und legte sich kurzerhand auf den Boden, bevor es für ihn auf das Podium ging.
"Ich dachte, ich werde ohnmächtig"
"Ich dachte, ich werde ohnmächtig. Es war verrückt, wie heiß es war, wie in einem Ofen", beklagte Mercedes-Pilot George Russell. Stroll fügte an: "Es ist lächerlich. In den schnellen Kurven bin ich quasi bewusstlos geworden." Als "Folter" bezeichnete Valtteri Bottas das Rennen.
Ferrari-Pilot Charles Leclerc beschrieb ähnliche Probleme durch die Dehydrierung: "Man kann nicht so gut sehen, die Reflexe sind viel langsamer. Es passiert viel mit dem Körper und das erschwert es, bei 320 Kilometern pro Stunde präzise zu sein, wenn die Sicht nicht mehr so gut ist wie am Anfang."
"Diese Temperaturen sind zu extrem"
Entsprechend äußerten die Fahrer nach dem Rennen Kritik an der Ansetzung: "Das war viel zu gefährlich", sagte etwa Norris. "Wenn Leute in so schlechtem Zustand sind, ist es zu viel. Darüber müssen wir noch reden." Selbst der für seine wenig zimperliche Art bekannte Weltmeister und Rennsieger Max Verstappen sagte: "Es ist wie in einer Sauna, es ist einfach zu warm." Und weiter: "Das hat nichts mit Training zu tun, denn wir sind alle sehr fit." Sein Fazit: "Man muss sich das anschauen, es war definitiv viel zu warm. Diese Temperaturen sind zu extrem."
Auch im nächsten Jahr werden die Fahrer jedoch wieder in Katar fahren müssen. Für 2024 ist der Grand Prix allerdings erst für den 1. Dezember angesetzt und damit zwei Monate später zu Beginn des Winters. Alle werden hoffen, dass die Temperaturen dann ausreichend abgesunken sind.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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