Früher wollte er ihn als Kanzler Querelen im Heizungsstreit: Kretschmann kritisiert Habeck
Deutliche Worte aus dem Süden: Wie in der Hauptstadt über die Zukunft der Heizung gestritten wird, kann der Ländle-Chef Kretschmann nicht nachvollziehen.
In Baden-Württemberg beobachtet Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Geschehnisse in Berlin kritisch. Grünen-Parteifreund und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bekommt in einem "Zeit"-Interview nun ein schlechtes Zeugnis vom grünen Landesvater ausgestellt.
Kretschmann sagte der Wochenzeitung laut einer Vorabmeldung: "Das ist alles ein bisschen übertrieben mit der Heizungsdebatte." Die Wärmewende sei nicht das größte Problem des Landes, und so komme es "auf ein paar Monate" nicht an.
Habeck sei bei dem Thema "zu schnell" vorgegangen. "Politik ist nun mal eine sehr pragmatische Veranstaltung, man kann nicht mit dem Kopf durch die Wand", sagte Kretschmann. "Bei einem komplexen Gefüge wie den Heizungen mit Verboten vorzugehen, ist ein Ritt auf der Rasierklinge."
Kretschmann gilt eigentlich als Unterstützer Habecks: 2019 hatte er diesen zum Kanzlerkandidaten der Grünen machen wollen, musste dann aber zurückrudern, als der Vorstoß seiner Partei missfiel.
Kretschmann kritisiert Streit in der Bundesregierung
Kretschmann, der in Stuttgart einer schwarz-grünen Landesregierung vorsteht, stellte auch die Arbeitsweise der Bundesregierung infrage. "Wenn ich in meiner Koalition zuließe, dass wir uns derart öffentlich beharken, wie es die Berliner Koalition tut, dann, so möchte ich mal behaupten, würden wir das keine sechs Wochen aushalten."
Der Grünen-Politiker äußerte zudem Unverständnis für die Haltung der FDP im Heizungsstreit. "Dem Partner 100 Fragen zum Heizungsgesetz zu stellen, statt zehn Lösungsvorschläge zu machen, so wie es die FDP macht: Was ist denn das für eine Politik?", fragte er.
Im Zusammenhang mit dem Ampelstreit um die Heizungswende kritisierte Kretschmann auch Bundeskanzler Scholz: "Dass eine Koalition zusammenarbeitet, ist eine Hauptaufgabe des Regierungschefs." Auch die Kommunikation der Regierung bei der Öko-Wende sieht der Grünen-Politiker kritisch. Scholz' Bazooka-Rhetorik halte er "für überzogen", sagt Kretschmann.
Denn die Menschen in Deutschland würden künftig für die wichtigen Dinge des Lebens mehr Geld ausgeben müssen, für Energie, für Lebensmittel und Sicherheit. "Damit haben wir für weniger wichtige Dinge dann weniger übrig." Das werde nicht ohne Zumutungen ablaufen, im Gegenteil, so Kretschmann: "Es wird wehtun."
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur AFP
- sueddeutsche.de: Kretschmann rudert bei Aussagen zur Grünen-Kanzlerkandidatur zurück