Energie EnBW nimmt erstes wasserstofffähiges Gaskraftwerk in Betrieb

Die Energiewende nimmt Formen an: auch in großen Dimensionen wie einem neuen Gasturbinen-Kraftwerk. Für Stuttgart hat das eine besondere Bedeutung.
Nach erfolgreichem Probelauf will der Energiekonzern EnBW sein erstes wasserstofffähiges Gasturbinen-Kraftwerke in den kommerziellen Betrieb überführen. Voraussichtlich ab Mitte der 2030er Jahre soll es mit bis zu 100 Prozent CO2-armem Wasserstoff betrieben werden, wie der Vorstand Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur, Peter Heydecker, erklärte. "Wenn dieser dann in ausreichendem Umfang zur Verfügung steht."
Gerade im Süden Deutschlands ist der Bedarf an hochflexiblen Kraftwerken den Angaben nach besonders hoch, um die wetterabhängig produzierenden erneuerbaren Energien zu ergänzen und die Netzstabilität zu wahren. Die Anlage habe eine kurze Anfahrzeit, teilte der Karlsruher Konzern mit. Daher könne er mit ihr unmittelbar auf Schwankungen im Stromnetz reagieren.
Rund 1,6 Milliarden Euro für den Umbau dreier Standorte
Am EnBW-Standort Stuttgart-Münster wird Müllverbrennung zur Versorgung mit Fernwärme genutzt. Reicht dies im Winter nicht mehr aus, lieferten bisher drei Kohlekessel die zusätzliche Wärme. Das ersetzt nun das neue Kraftwerk.
Mit den Heizkraftwerken Stuttgart-Gaisburg und Altbach/Deizisau bildet das Heizkraftwerk den Fernwärme-Verbund Mittlerer Neckar. Dieser versorgt laut Mitteilung mehr als 28.500 Wohnungen, 1.400 Firmen und 380 öffentliche Einrichtungen in Stuttgart und der Region mit Wärme.
Auch die bisherigen Kohle-Standorte in Altbach/Deizisau und Heilbronn rüstet EnBW auf wasserstofffähige Gaskraftwerke um. Alle drei Projekte haben nach Angaben des Karlsruher Konzerns eine Gesamtkapazität von rund 1,5 Gigawatt. Die Investitionen beliefen sich auf insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro.
Auf dem Weg zu klimaneutraler Wärmeversorgung
Nach kurzem Parallelbetrieb sollen der Kohleblock und die heizölbetriebenen Gasturbinen des alten Heizkraftwerkes am Standort Münster im kommenden Frühjahr vollständig stillgelegt werden. Stuttgart werde damit zu einer der ersten kohlefreien Städte in Deutschland, betonte Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU). Umweltstaatssekretär Andre Baumann (Grüne) sagte, wasserstofffähige Gaskraftwerke könnten je nach Standort "eine Brücke auf dem Weg hin zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung bilden".
- Nachrichtenagentur dpa