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"Gipfeltreffen der abgestürzten Putin-Versteher": Krone-Schmalz trifft Skandal-Politiker


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Gabriele Krone-Schmalz in Bruchsal
"Gipfeltreffen der abgestürzten Putin-Versteher"


Aktualisiert am 14.04.2023Lesedauer: 3 Min.
Jörg Tauss (links) und Gabriele Krone-Schmalz: Das Foto zeigt Tauss 2011 beim Bundesparteitag der Piratenpartei und Krone-Schmalz 2022 bei einem Auftritt in der ZDF-Sendung Markus Lanz.Vergrößern des Bildes
Jörg Tauss (links) und Gabriele Krone-Schmalz: Das Foto zeigt Tauss 2011 beim Bundesparteitag der Piratenpartei und Krone-Schmalz 2022 bei einem Auftritt in der ZDF-Sendung "Markus Lanz". (Quelle: imago-images-bilder)

Wieder sorgt ein Auftritt von Gabriele Krone-Schmalz für Ärger. Ihr Gastgeber Jörg Tauss ist kein Unbekannter. Immer wieder fiel der frühere SPD-Abgeordnete negativ auf.

Gabriele Krone-Schmalz ist wieder unterwegs. In Bürgerzentren, Stadthallen oder Kirchen wird die frühere ARD-Moskau-Korrespondentin und heutige Buchautorin über ihr Lieblingsthema sprechen: Russland und die Ukraine.

Dabei fällt sie statt mit Fachwissen zu eben jenen Ländern vor allem mit "Verdrehungen, Halbwahrheiten, Auslassungen von zentralen Fakten bis hin zur Desinformation" auf, wie Osteuropa-Expertin Franziska Davies von der Ludwig-Maximilians-Universität München schon vor Wochen t-online sagte.

"Medien außer Rand und Band"

Neben t-online berichteten bereits zahlreiche weitere Medien kritisch über die Bestseller-Autorin. Einem der Veranstalter der Krone-Schmalz-Vorträge passte diese Berichterstattung und die Berichterstattung über Russland und den Ukraine-Konflikt überhaupt nicht.

Die West-Ost-Gesellschaft (WOG) in Baden-Württemberg schrieb in einem Rundbrief aus dem März an die Mitglieder des WOG-Bundesverbandes: "So schlimm das Kriegschaos ist, so schlimm ist auch die Berichterstattung über Russland und den Ukraine-Konflikt". Die Medien seien "außer Rand und Band" und würden "immer mehr verbrannte Erde" produzieren.

Und auch die Wissenschaften bekommen von der WOG deutliche Kritik: "Besonders unangenehm und agitatorisch treten bei uns im Land z. B. 'Historiker'-Kreise der Unis Heidelberg und Tübingen in Erscheinung", heißt es da. Wohl bezogen auf die t-online-Berichterstattung über die Krone-Schmalz-Auftritte in Reutlingen oder in Heidelberg.

Wandel der West-Ost-Gesellschaft

Als "als ausgewiesene Russland-Expertin" lud die WOG Krone-Schmalz daher auch als Referentin für einen Vortrag nach Bruchsal ein, um "auch andere Stimmen, die massiv bekämpft werden, sachlich und ohne Geschrei zu Wort kommen zu lassen". Doch wer ist diese WOG überhaupt?

Ingrid Schierle kennt die West-Ost-Gesellschaft noch aus ihrer Zeit als Studentin in Tübingen. Mittlerweile ist sie Akademische Mitarbeiterin am Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde der Universität Tübingen. Zuvor war sie sechs Jahre lang am Deutschen Historischen Institut in Moskau tätig, kennt also auch Russland bestens. "In Zeiten der Perestroika spielte die Gesellschaft eine sehr große Rolle. Die wichtigsten Figuren aus dieser Zeit kamen alle nach Tübingen", erinnert sie sich. Grund dafür sei der damalige Vorsitzende Jörg Bohse gewesen – "ein sehr kluger Mann".

Im Lauf der Zeit sei die Rolle der West-Ost-Gesellschaft aber immer weniger politisch und dafür touristischer geworden. Auch der Aufbau von Städtepartnerschaften habe eine wichtige Rolle gespielt, so Schierle. Nach ihrer Zeit von 2008 bis 2013 in Moskau habe sie keinen Anschluss mehr an die WOG gefunden. Nach der Annexion der Krim sei sie dann ausgetreten – warum genau, das weiß sie heute nicht mehr. Sie habe es vermutlich nicht mehr zeitgemäß gefunden, sagt sie.

Inzwischen aber falle die WOG vor allem bei Twitter sogar negativ auf, "weil sie die Osteuropaforschung regelmäßig beschimpft"; als Pseudowissenschaft etwa, so Schierle. Verantwortlich dafür ist der Vorsitzende der WOG Baden-Württemberg: Jörg Tauss.

Tauss wegen Besitzes von Kinderpornografie verurteilt

Der gebürtige Stuttgarter saß fast 15 Jahre für die SPD im Deutschen Bundestag, machte dort als eifrigster Zwischenrufer Schlagzeilen, ehe seine politische Karriere ein jähes Ende fand: wegen des Besitzes kinderpornografischer Bilder in mehr als 100 Fällen. Er verließ wegen Unstimmigkeiten mit der Partei die SPD und wechselte zur Piratenpartei.

Klaus Gestwa, Direktor des Tübinger Osteuropainstituts, will die eingangs zitierte Kritik an seinem Institut nicht auf sich sitzen lassen: "Wir krakeelen nicht herum, sondern wir kümmern uns einfach um unsere Kollegen und Freundinnen in Russland, um sie in diesem Putin-Russland nicht alleinzulassen, sondern ihnen beizustehen", sagt er t-online. Seine Heidelberger Kollegin Tanja Penter, dort Professorin für Osteuropäische Geschichte, stimmt ihm zu.

Gestwa bedauere den Niedergang der deutschen West-Ost-Gesellschaft, die "früher durchaus kulturpolitische Verdienste hatte und immer noch ehrenwertes humanitäres Engagement zeigt, aber zuletzt doch in ein seltsames politisches Fahrwasser abgedriftet zu sein scheint". Dass sie mit Krone-Schmalz Aufmerksamkeit erzielen wolle, passe ins Bild.


Quotation Mark

"Tauss und Krone-Schmalz sind das neue Dream-Team der Kreml-Apologetik"


Klaus Gestwa


Krone-Schmalz gibt sich nun also mit politisch eher unbedeutenden, aber dafür umso lauter schreienden Vereinen wie der WOG und Menschen wie Tauss ab, statt in Sendungen wie "Markus Lanz" eingeladen zu werden.

Gestwa bezeichnet den Auftritt in Bruchsal als "Gipfeltreffen der Abgestürzten und ewiggestrigen Putin-Versteher", die das Rad der Geschichte zurückdrehen wollten, "weil sie die neuen politischen Realitäten nicht akzeptieren". Dazu gehöre zum Beispiel auch Russlands "Entwicklung hin zu einem Terrorregime", wie Ingrid Schierle es nennt. Aber diese Realität hätte in Krone-Schmalz' "Geschäftsmodell" keinen Platz.

Gestwa bezeichnet Jörg Tauss und Gabriele Krone-Schmalz spöttisch "als das neue Dream-Team der Kreml-Apologetik" und sagt: "Hier findet zusammen, was zusammengehört."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Rundbrief des Bundesverband Deutscher West-Ost-Gesellschaften vom 16. März 2023
  • Telefonat mit Ingrid Schierle
  • Schriftliche Anfrage an Klaus Gestwa
  • Schriftliche Anfrage an Tanja Penter
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