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Er will Baden-Württemberg von den Grünen zurückerobern


Landtagswahl
Er will Baden-Württemberg von den Grünen zurückerobern

Von dpa
Aktualisiert am 29.03.2025Lesedauer: 4 Min.
Landesvertreterversammlung CDU Baden-WürttembergVergrößern des Bildes
Hagel kommt aus Ehingen. (Quelle: Bernd Weißbrod/dpa/dpa-bilder)
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Bodenständig, ehrgeizig, konservativ: Auf Manuel Hagel ruht die ganze Hoffnung der Südwest-CDU. Ob er tatsächlich der nächste Ministerpräsident wird, bleibt abzuwarten. Aber seine Chancen stehen gut.

So oft wurde Manuel Hagel in den vergangenen Monaten von Journalisten gefragt, ob er es denn wirklich machen wolle, ob er Ministerpräsident werden wolle? Und immer wieder antwortete Hagel mit einem Spruch, den man am Ende schon fast nicht mehr hören konnte: Er schaue nicht jeden Morgen in den Spiegel und frage sich, was aus ihm werde. Die Botschaft dahinter: Es gibt Wichtigeres zu tun als Posten und Personalien.

Nun endlich aber scheint Hagel einen tiefen Blick in den Spiegel geworfen zu haben - und sich dabei durchgerungen zu haben zu verkünden, was eigentlich alle längst erwartet haben: Der baden-württembergische CDU-Chef will als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2026 im Südwesten antreten. Bei der Wahl steht definitiv ein Wechsel an: Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) geht nach drei Amtszeiten in den Ruhestand.

Mit Mitte 30 an der CDU-Spitze

Der 36-jährige Hagel geht dabei gegen einen ins Rennen, der mit allen politischen Wassern gewaschen ist: Cem Özdemir, derzeit in Doppelfunktion geschäftsführender Bundesminister für Agrar und Bildung. Aber auch Hagel ist trotz seines noch jungen Alters alles andere als ein Politneuling. Im Eiltempo erklomm er die Spitze des zweitgrößten CDU-Landesverbands, weitete seine Macht die vergangenen Jahre mehr und mehr aus. Hagel ist gerade Mal Mitte 30 und bereits jetzt einer der wichtigsten Politiker des Landes. Bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin führt er die Verhandlungsgruppe von SPD, CDU und CSU zum Thema Digitalisierung.

Aber wer ist der Mann, der Kretschmann beerben will? Hagel kommt vom schwäbischen Land, aus Ehingen, dort machte er zunächst Karriere bei der örtlichen Sparkasse, bis zum Filialdirektor. Aber schon in jungen Jahren übernahm er Führungsrollen in der Jungen Union. Der damalige Landeschef Thomas Strobl beförderte ihn 2016 zu seinem Generalsekretär, gleichzeitig zog Hagel in den Landtag ein. Im Jahr 2021 sicherte sich Hagel den Posten des Fraktionsvorsitzenden. Geschickt schaffte er es, in Partei und Fraktion verschiedene Interessen zu bündeln und alte Gräben in der Partei zuzuschütten. Schließlich ließ er sich 2023 zum Landeschef wählen - und löste damit seinen politischen Ziehvater Strobl ab.

Große Fußstapfen

Hagel gibt sich gern als moderner Konservativer. Er ist katholisch, verheiratet und Vater dreier Söhne. Er beteiligt sich an der schwäbisch-alemannischen Fastnacht und ist aktiver Jäger. Er wettert gegen das Gendern, setzt auf Themen wie Wirtschaft, Sicherheit und Heimat. Kretschmann, selbst politisch häufig mehr schwarz als grün, hinterlässt große Fußstapfen. Bei seiner Wahl zum Landeschef sagte Hagel selbstbewusst: "Das politische Erbe von Winfried Kretschmann wird bei uns in guten Händen sein."

Nun strebt er nach dem höchsten Amt im Land - er will derjenige sein, der seine Partei wieder in die Stuttgarter Villa Reitzenstein führt, der Sitz des Staatsministeriums, und die Jahre der Demütigung als Juniorpartner der Grünen beenden. Denn die einst so stolze CDU Baden-Württemberg regierte den Südwesten knapp 60 Jahren lang. Doch seit 2011 residiert Kretschmann in der Villa. Die Grünen waren damals - auch durch die Reaktorkatastrophe in Fukushima und die Ausschreitungen im Rahmen der Proteste gegen Stuttgart 21 - regelrecht an die Macht gespült worden.

Wandern mit der FDP

Für die Christdemokraten ein machtpolitischer Super-GAU, erst in der Opposition, dann als kleiner Koalitionspartner - auch wenn die Christdemokraten weiterhin geräuschlos mit Kretschmann regieren. Hagel will das Trauma seiner Partei endgültig heilen - und die Grünen am liebsten in die Opposition schicken. Schon jetzt geht Hagel wandern mit FDP-Parteichef Hans-Ulrich Rülke, der auf eine Koalition mit der Union hofft.

Die Aussichten für Hagel sind denkbar gut. Der Landesverband zeigt sich geschlossen wie lange nicht, alle sind voll des Lobes für den Ehinger. Seine CDU weiß er dabei hinter sich. Nach jahrelangen Grabenkämpfen ist viel Euphorie zu spüren.

Und vor allem: In den Umfragen liegt die CDU seit vielen Monaten mit deutlichem Vorsprung vor dem grünen Koalitionspartner. In der letzten Umfrage im Auftrag des SWR lagen die Christdemokraten bei 33 Prozent, die Grünen kamen auf 22 Prozent. Es muss viel passieren, dass Özdemir diesen Abstand aufholt. Bei der vergangenen Landtagswahl im März 2021 war es noch andersherum: Die Grünen kamen auf 32,6 Prozent, die CDU nur auf 24,1 Prozent. Nun hat sich der Spieß gedreht.

Ein "gmähds Wiesle"?

Bislang ging es für Hagel stets nach oben. Aber ein "gmähds Wiesle", wie der Schwabe sagt, ist die ganze Sache nicht unbedingt. Die Grünen sind stärker im Ländle als im Bund. Und Özdemir ist ein rhetorisch gewiefter Vollprofi, zudem bekannter als Hagel. Gleichzeitig muss sich Hagel von der AfD abgrenzen. Und wenn ein neuer CDU-Kanzler Friedrich Merz patzt und die gewaltigen Probleme des Landes nicht löst, könnte ein bundesweiter Abwärtsstrudel in den Umfragen auch die Südwest-CDU erfassen.

In einem Jahr, so viel ist klar, kann viel passieren.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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