Eurozentrischen Blick brechen Nürnberger Theater will reale Fukushima-Schicksale zeigen
Das Staatstheater Nürnberg will mit dem Stück "Der unsichtbare Reaktor" einen neuen Blickwinkel auf die Reaktorkatastrophe in Fukushima eröffnen. Die realen Schicksale der Betroffenen sollen im künstlerischen Fokus stehen.
Mit der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima setzt sich das Nürnberger Staatstheater künstlerisch auseinander. Die Uraufführung "Der unsichtbare Reaktor" zeigt, wie gravierend die Folgen von Erdbeben, Tsunami und Atomunfall im Jahr 2011 noch heute in Japan sind und wie diese auch das Leben der Menschen in Deutschland beeinflussen.
"Wobei niemand sagen kann, wie es genau im Reaktor selbst jetzt aussieht", sagte Regisseur Jan-Christoph Gockel. Die unsichtbare Strahlung sei deshalb eine Projektionsfläche – auch für die deutsche Energiepolitik. Nach Fukushima verkündete die damalige Bundesregierung eine Kehrtwende und beschloss den Atomausstieg.
Staatstheater Nürnberg will reale Schicksale aus Fukushima zeigen
Diesen eurozentrischen Blick auf das Unglück möchte das Stück brechen, indem es dem Publikum den realen Ort mit den Menschen dort und ihren Schicksalen näher bringt. Gockel wollte für die Recherchen mit dem Autor Nis-Momme Stockmann eigentlich nach Japan reisen, doch wegen der Corona-Krise wurde daraus nichts.
Stattdessen heuerte das Team Yuichi Ishii an, der in Tokio eine Agentur betreibt und sich zum Beispiel als Partner für Familienfeiern verleiht, wie Gockel sagte. So besuchte dieser als Stellvertreter von Stockmann Menschen, die der Autor bereits auf vorherigen Reisen getroffen hatte.
"Viel nehmen wir die Welt durch mediale Filter wahr, durch einen Stellvertreter kommen wir Ereignissen am anderen Ende der Welt nun bizarr nah", sagte Gockel. Was Yuichi Ishii erlebte, hielt er auf Videos fest. Diese werden während der Vorstellungen in Nürnberg zu sehen sein. Die Premiere ist am 21. Mai im Staatstheater.
- Nachrichtenagentur dpa