Nürnberg Anonymisierter Krankenschein für Menschen ohne Versicherung
Die Diakonie in Bayern hat Abhilfe für Menschen ohne Krankenversicherung gefordert. Ähnlich wie im Nachbar-Bundesland Thüringen solle auch in Bayern ein anonymisierter Krankenschein für Betroffene ausgestellt werden, sagte der Präsident der bayerischen Diakonie, Michael Bammessel. "Viele meinen, in Deutschland sei flächendeckend jeder Mensch krankenversichert – doch das ist ein Irrtum", sagte Bammessel am Dienstag in Nürnberg. Eine gescheiterte Selbstständigkeit, Arbeitslosigkeit und weitere Gründe könnten den Weg in die Versicherungslosigkeit ebnen. Bundesweit seien Schätzungen zufolge bis zu 150 000 Menschen betroffen.
In Thüringen könnten Betroffene seit 2017 an insgesamt 30 Ausgabestellen einen anonymisierten Krankenschein beantragen und sich auf dieser Basis einer medizinischen Behandlung im Wert von bis zu 500 Euro unterziehen. Im Jahr 2020 sei das Angebot mehr als 200 Mal angenommen worden. Die Anonymisierung soll sicherstellen, dass Patienten – wie etwa Menschen ohne gültigen Aufenthaltstitel – geschützt werden.
"Auf diesem Wege wird Menschen ohne Papiere und ohne Krankenversicherungsnachweis ein niedrigschwelliger Zugang zu einer sozialen und gesundheitlichen Basisversorgung ermöglicht", sagte Bammessel. "Wir können – gerade nach den Erfahrungen mit der Pandemie – die Versorgung dieser Menschen nicht einfach Hilfsorganisationen und Ehrenamtlichen aufbürden", betonte er.