Beschluss gefasst Königstraße wird zur Fußgängerzone

Am Ende ging alles ganz schnell: Die Nürnberger Königstraße wird zur Fußgängerzone. Auch der grobe Zeitplan für erste Maßnahmen steht.
Der Eingang zur Altstadt ist schon bald nur noch Fußgängern und Radfahrern vorenthalten. Eine Beschlussvorlage der Fraktionen von CSU und SPD wurde in der Stadtratssitzung am Mittwoch einstimmig angenommen. Damit steht fest: Die Königstraße als eine der zentralen Straßen der Nürnberger Altstadt wird nun komplett zur Fußgängerzone. Die rund 4.000 Autos, die täglich einfahren, sind nicht mehr erwünscht.
Konkret wird dieses Großprojekt erst einmal durch Provisorien umgesetzt: Die Parkplätze in der Königstraße sollen weichen, an ihre Stelle Fußgängerbänke und mobile Sitzelemente aufgestellt werden. Die Einfahrt in die Königstraße wird zunächst durch vier Kübel mit Bäumen auf Höhe des Königstors verengt. Einfahrtberechtigt sollen dann nur noch Autos von Hotelgästen sowie vormittags Lieferfahrzeuge sein. Und auch für sie ändert sich etwas: Die Einfahrt in die Königstraße wird nur noch vom Königstorgraben als Rechtsabbieger möglich sein, nicht mehr aus gerader Fahrtrichtung aus der Bahnhofstraße. Klaragasse und Peuntgasse sollen zunächst für Autofahrer noch offen bleiben.
"Lichtgeschwindigkeit für die Stadtpolitik"
Erst im Januar hatten CSU und SPD den Antrag gestellt, noch in diesem Jahr könnte die Umsetzung erfolgen. Bis zur Eröffnung des Christkindlesmarkt – wenn dieser 2021 stattfinden kann – soll die Fußgängerzone dann Realität sein. So jedenfalls die Zielsetzung.
Der Antrag, die Prüfung durch die Verwaltung, der Beschluss und die Umsetzung – alles in einem Kalenderjahr? Nasser Ahmed, Verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, spricht gerne von "Lichtgeschwindigkeit für die Stadtpolitik", wenn er von dem Projekt redet. Zuletzt hatten er und seine Partei noch einmal ordentlich aufs Tempo gedrückt und öffentlich für die Umgestaltung getrommelt. Offenbar mit Erfolg.
Fußgängerzone soll zum Pull-Faktor werden
Dass der Antrag nun sogar noch vor der Sommerpause vor den Stadtrat kam, hat aber auch mit einem beschleunigten Prüfprozess der Verwaltung zu tun. Dass dieser vergleichsweise schnell vonstattenging, „ist der Verkehrswende und dem neuen Zeitgeist geschuldet“, erklärt Frank Jülich, als Leiter des Verkehrsplanungsamtes maßgeblich an der Umsetzung beteiligt. "An dieser Stelle war es wichtig, etwas für die Fußgänger und die Verkehrsberuhigung zu tun."
Auch die Corona-Pandemie, da sind sich alle Beteiligten einig, hatte das Vorgehen noch einmal deutlich vorangetrieben. Durch die Ladenschließungen hat sich die zuvor schon angespannte Lage für den Einzelhandel weiter verschärft. Die ausgeweitete Fußgängerzone, die einen direkten Weg vom Hauptbahnhof zum Hauptmarkt ermöglicht, soll nun wieder zu einem "Pull-Faktor" werden und vermehrt Menschen in die Geschäfte in der Altstadt statt in die Online-Shops ziehen.
Bescheid über Sonderfonds erfolgt bald
Die Königstraße ist dabei nur ein Baustein. Auch Luitpoldstraße, Hallplatz, Johannesgasse und Bauhof sollen laut Beschlussvorlage umgestaltet werden, weitere Maßnahmen an anderen Stellen sind ebenfalls geplant.
Abhängig ist all das teilweise auch von der Finanzierung aus dem Sonderfonds "Innenstädte beleben" des Freistaats Bayern. Die Stadt Nürnberg hat sich mit einer ganzen Reihe von Anliegen dafür beworben. Wie hoch die Fördersumme ausfällt, soll sich zeitnah entscheiden. "Einen Teil", schaut Stadträtin Christine Kayser (SPD) voraus, "bekommen wir auf alle Fälle". Die Finanzierung der Provisorien sei definitiv gesichert, weil es "deutliche Signale" gebe, dass die Königstraße oben auf einer internen Prioritätenliste steht – und die Stadt auch auf Städtebaufördermittel zurückgreifen könnte.
Baumaßnahmen werden sich über mehrere Jahre erstrecken
Zunächst werden diese Provisorien – also die Kübel zur Verengung, die Sitzmöbel, eventuell Klang- und Spielelemente für Kinder – die einzigen sichtbaren Veränderungen sein. Man wolle erst schauen, wie sie angenommen werden, heißt es aus dem Stadtrat, bis man sich für permanente Objekte entscheide.
Bis alles an der Königstraße auch Fußgängerzone ist, wird es ohnehin noch dauern. Die Bodenflächen müssen entsiegelt werden, damit künftig das Regenwasser versickern kann. Ein neuer Belag muss eingesetzt werden, zudem sollen Begrünungsmaßnahmen vorgenommen werden. Das genaue Vorgehen wird aber noch neue Beschlüsse erfordern – sprich: Es wird noch dauern, zunächst müssen die Provisorien für die Fußgängerzone herhalten.
Ab Januar 2022, so steht es im Beschluss, wird der bauliche Vollzug an der Königstraße vorgenommen. Wie lange es dann dauert, bis alle Maßnahmen abgeschlossen sind, lässt sich derzeit nicht vorhersagen. „Bei der Breiten Gasse hat es von 1966 bis 1974 gedauert“, gibt Stadträtin Kayser als Anhaltspunkt. "Das ist ein normaler Zeitrahmen."
- Gespräch mit Christine Keyser und Nasser Ahmed
- Beschlussvorlage des Stadtrats