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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kanzler zu Gast in Franken Scholz über mutmaßlichen Anschlag in München: "Fürchterlich"
![Olaf Scholz in Fürth: Am Donnerstag war er in der Stadthalle zu Gast – auch dort war der Anschlag in München Thema. Olaf Scholz in Fürth: Am Donnerstag war er in der Stadthalle zu Gast – auch dort war der Anschlag in München Thema.](https://images.t-online.de/2025/02/hrp1Xi4kdrOA/0x75:800x450/fit-in/800x0/olaf-scholz-in-fuerth-am-donnerstag-war-er-in-der-stadthalle-zu-gast-auch-dort-war-der-anschlag-in-muenchen-thema.jpg)
Ein Afghane fährt in München in eine Menschenmenge. Viele Menschen werden verletzt – teils schwer. So äußert sich Bundeskanzler Scholz zu dem Vorfall.
Eigentlich ist Olaf Scholz (SPD) für einen klassischen Wahlkampfauftritt nach Franken gereist. In der Fürther Stadthalle wollte er sich den Fragen der Menschen stellen, noch einmal um ihre Stimme am 23. Februar werben. Doch die Ereignisse in München haben die Pläne des Kanzlers durchkreuzt. Dort ist am Donnerstagvormittag ein 24-jähriger Afghane in eine Menschenmenge gefahren.
Mehr als 20 Menschen wurden dabei verletzt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach bereits am Mittag von einem "mutmaßlichen Anschlag". So ging es auch in Fürth erst einmal um die Ereignisse in der Landeshauptstadt.
Scholz: Weitere Abschiebeflüge nach Afghanistan sollen folgen
Noch bevor die eigentliche Veranstaltung begann, trat Scholz in einem separaten Raum vor die anwesenden Pressevertreter. Sichtlich berührt und mit leiser Stimme bezeichnete er den Vorfall in München als "fürchterlich". Der Täter müsse, sobald die Verfahren abgeschlossen seien, das Land verlassen, forderte der Kanzler in dem Pressestatement. In diesem Zusammenhang verwies er auch darauf, dass die Bundesregierung bereits einen Abschiebeflug nach Afghanistan organisiert habe.
Schon nach gut zwei Minuten beendete der Kanzler sein Statement, Rückfragen ließ er nicht zu. Doch auch drüben im großen Saal, wo die Menschen bereits auf Scholz warteten, ging es zuerst einmal wieder um das, was am Morgen in München passiert war.
"Solche Taten sind abscheulich. Sie dürfen nicht hingenommen werden, es gibt kein Pardon", sagte Scholz vor dem Publikum. Täter wie der Verdächtige aus München würden von der Justiz verfolgt, müssten ins Gefängnis und danach auch in ihr Herkunftsland zurückkehren, forderte der Kanzler weiter. Straftäter müssten auch nach Afghanistan abgeschoben werden, weitere Abschiebeflüge müssten folgen, so Scholz. Die Gäste quittierten die Aussagen des Kanzlers mit lautem Applaus, bevor dann doch die Fragerunde startete.
Frau beklagt "Überbietungswettbewerb"
Bei der zweiten Wortmeldung geht es schon wieder um München. Eine 61-jährige Frau meldet sich und sagt: "Ich habe das Gefühl, dass es nach solchen Taten einen Überbietungswettbewerb um schnelle Lösungen gibt.“ Diese würden solche Taten wie in München aber auch nicht verhindern.
Sie bat den Kanzler um "Vernunft, Maß und Menschlichkeit". Eine Forderung, für die die Dame von den anwesenden SPD-Anhängern ebenfalls mit großzügigem Applaus bedacht wurde. Scholz entgegnete ihr, dass in Deutschland viele Menschen mit Migrationshintergrund lebten, diese dürften trotz der "aufgeheizten Stimmung" nicht bedrängt werden. Dennoch müsse die Zahl an illegalen Einwanderern begrenzt werden, dazu könnte das neu verhandelte Gemeinsame Europäische Asylsystem (GEAS) einen Beitrag leisten.
Selbstbestimmungsgesetz, Rente und Situation in Kliniken
Knapp eine Stunde lang stellt sich Scholz den Fragen der Anwesenden. Ein Mann meldet sich etwa mit Fragen zum Selbstbestimmungsgesetz, eine Einzelhandelskauffrau sorgt sich um Altersarmut und eine Pflegekraft will mit Scholz über die hohe Arbeitsbelastung in Kliniken diskutieren. Egal, was die Menschen wissen wollen – der Kanzler hört zu, antwortet ruhig und gelassen.
Kurz vor Schluss dann noch einmal ein Gänsehautmoment: Ein Mann, der sich als Fürther Verdi-Vorsitzender vorstellt, meldet sich zu Wort. Er kenne viele persönlich, die am Donnerstagmorgen bei der Demonstration in München dabei waren, im Saal wird es ganz still. "Ich bin tief betroffen, was unseren Kollegen da passiert ist", sagte der Mann. Und weiter direkt an Scholz gewandt: "Ich frage mich, was uns das jetzt hilft, dass Sie sagen, der Täter soll abgeschoben werden?" Wichtig sei doch jetzt, dass die Ressentiments gegenüber Ausländern – trotz der Tat in München – nicht überschwappten, forderte der Redner weiter.
Scholz gab ihm recht. Gleichzeitig verwies er darauf, dass er als Kanzler dafür sorgen müsse, dass "Regeln und Gesetze" eingehalten werden müssten. Nach einer weiteren Zwischenfrage und 15 Minuten Zeit für Selfies verabschiedete sich Scholz wieder aus Fürth – unter dem lauten Beifall seiner Parteifreunde.
- Reporter vor Ort