Corona Forscher: Erinnerung an Pandemie hängt von Impfung ab
Eine neue Studie mit fränkischer Beteiligung zeigt, dass Geimpfte und Ungeimpfte sich unterschiedlich an die Corona-Krise erinnern – und welche Folgen das hat.
Forscher aus Bamberg und anderen internationalen Forschungseinrichtungen haben über 10.000 Menschen aus zehn Ländern zu ihren Wahrnehmungen und Verhaltensweisen während der Corona-Pandemie befragt. Dabei haben sie festgestellt, dass die Erinnerungen der Befragten von ihrem Impfstatus abhängen.
Geimpfte Menschen würden demnach dazu neigen, ihr damaliges Infektionsrisiko und ihr Vertrauen in die Wissenschaft zu überschätzen, während Ungeimpfte diese Faktoren eher unterschätzen, heißt es in einer Mitteilung der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.
Die Forscherinnen und Forscher vermuten, dass "diese Erinnerungsverzerrungen teilweise motiviert sind, um die eigene Entscheidung für oder gegen eine Impfung zu rechtfertigen".
Die Studienteilnehmer wurden bereits im ersten Jahr der Pandemie, also 2020, befragt und dann nochmals um den Jahreswechsel 2022/23. "In der zweiten Befragung wurden sie auch gebeten, sich an ihre Wahrnehmungen und Verhaltensweisen im ersten Jahr der Pandemie zu erinnern. So konnten ihre Erinnerungen mit den tatsächlich gegebenen Antworten verglichen werden", erklärt einer der Erstautoren, Philipp Sprengholz von der Universität Bamberg.
Studie: Wunsch Politiker zu bestrafen
Die verzerrte Erinnerung habe auch Auswirkungen auf die Bewertung der politischen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Die Studie zeigt, dass Menschen, die ihre damalige Risikowahrnehmung, ihr Schutzverhalten und ihr Vertrauen in die Regierung und Wissenschaft unterschätzen, die politischen Maßnahmen rückblickend als weniger angemessen empfinden.
Diese Menschen hätten auch einen stärkeren Wunsch, Politiker und Wissenschaftler für ihr Handeln in der Pandemie zu bestrafen und die gesamte politische Ordnung zu zerschlagen. Außerdem geben sie laut der Studie an, dass sie in zukünftigen Pandemien nicht bereit sind, den Bestimmungen zu folgen.
Die Forscher warnen vor den langfristigen Folgen dieser Erinnerungsverzerrungen für den sozialen Zusammenhalt und die Vorbereitung auf künftige Krisen. Sie plädieren dafür, dass Politik und Wissenschaft transparent und verständlich kommunizieren, um das Vertrauen der Bevölkerung zu stärken und die gesellschaftliche Polarisierung zu verringern.
Neben den Forschern aus Oberfranken arbeiteten auch Wissenschaftler aus Chicago, Erfurt, Hamburg und Wien an der Studie.
- Mitteilung der Otto-Friedrich-Universität Bamberg