"Das Fass ist übergelaufen" CDU-Politiker verlangt Melnyks Ausweisung
Ein Bundestagsabgeordneter fordert, den noch amtierenden Botschafter der Ukraine aus dem Land zu schmeißen – kurz bevor dieser sowieso geht.
Scharfe Attacke des CDU-Bundestagsabgeordneten Jens Lehmann aus Leipzig: In einem Instagram-Beitrag verlangte er, den scheidenden Botschafter der Ukraine zur Persona non grata zu erklären, "damit er Deutschland rasch verlässt".
Wörtlich schrieb Lehmann: "Andrij Melnyk gehört ausgewiesen." Er sei es leid, dass sich Melnyk ständig über Deutschland beschwere, Politiker auslade und teilweise beleidige. "Das Fass ist übergelaufen", formulierte der CDU-Politiker und fügte ein dickes rotes Ausrufezeichen hinzu.
Leipziger Politiker angefressen: Das steckt hinter den scharfen Worten
Der wütenden Tirade Lehmanns vorausgegangen war eine Kontroverse mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Bei einem Auftritt bei Markus Lanz hatte der sächsische Länderchef gefordert, der Krieg Russlands gegen die Ukraine müsse "eingefroren werden". Es sei wichtig dafür einzutreten, "dass wir einen Waffenstillstand brauchen, dass wir Verhandlungen brauchen, um diesen Krieg zu beenden".
Daraufhin hatte Melnyk getwittert, er widerrufe eine zuvor ausgesprochene Einladung Kretschmers in die Ukraine. Der Ministerpräsident sei unerwünscht. Er befeuere mit seiner absurden Rhetorik Russlands Aggressionen.
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Melnyk reagiert: "Mannomann"
Auf die Ausweisungsforderung Lehmanns antwortete Melnyk am Montag per Twitter: "Das nenne ich 'echte Solidarität' mit der Ukraine mitten im barbarischen Krieg Russlands. Mannomann."
Auch innerhalb der CDU trafen Lehmanns Äußerungen auf Kritik. Der Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer twitterte: "Das heutige Statement von Lehmann ist völlig daneben."
Botschafter wird Deutschland im Oktober verlassen
Als Botschafter ist Melnyk in Deutschland umstritten, da er nicht immer auf diplomatische Gepflogenheiten achtete und mit teils harten Worten für Waffenlieferungen an die Ukraine warb. Inzwischen steht Melnyks Abberufung fest, er wird Deutschland im Oktober verlassen und soll in Kiew einen neuen Posten im Außenministerium übernehmen.
Melnyk hofft unterdessen vor Ende seines Dienstes noch auf ein klärendes Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). "Es würden zehn Minuten ausreichend sein, um einiges mitzuteilen, mich zu bedanken, auch zu entschuldigen, aber auch zu bedanken, was uns in diesem halben Jahr zuteil wurde", sagte Melnyk vergangene Woche in der Sendung "RTL direkt".
Dem TV-Sender Welt sagte Melnyk auf die Frage, ob seine provokanten Äußerungen stets nötig gewesen seien: "Ich glaube schon". Insbesondere am Anfang des Krieges "gab es hier in Deutschland nicht unbedingt das Gefühl, wie schrecklich und barbarisch dieser Krieg geführt wird".
- Instagram-Post des CDU-Politikers Jens Lehmann
- Reaktion von Andrij Melnyk bei Twitter
- Reaktion von Matthias Hauer bei Twitter
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa