55.000 Zuschauer in Leipzig Fans warten zwölf Stunden auf Einlass zu Tote-Hosen-Konzert
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fast 12 Stunden lang haben Fans vor der Festwiesen in Leipzig auf den Einlass zum Konzert von den Toten Hosen gewartet: "Um in der ersten Reihe Party machen zu können."
Es war das größte Konzert seit Pandemiebeginn: 55.000 Zuschauer verfolgten, wie Die Toten Hosen die Leipziger Festwiese in einen Hexenkessel verwandelten.
Wenn Großkonzerte mit Kapazitäten über 10.000 Zuschauern in Leipzig anstehen, dann gehen Bands entweder in die Red Bull Arena oder auf die Festwiese. Auf der Freifläche vor dem Stadion spielten schon die größten Weltstars: die Rolling Stones, Tina Turner, Michael Jackson oder U2 – am gestrigen Abend nun Die Toten Hosen im Rahmen ihrer "40 Jahre – Alles aus Liebe"-Tour.
Fans stehen 12 Stunden lang vor Eingang an
Die ersten Fans haben sich bereits morgens um 9 Uhr am Einlass positioniert. Warum man sich das antut? "Um in der ersten Reihe Party machen zu können" weiß Nathalie Uszczyk zu berichten. Wie vertreibt man sich die Zeit? "Man kommt meist mit anderen Besuchern oder der Security ins Gespräch, so merkt man nicht, wie lange man eigentlich wartet."
Nach sechs Stunden Warten bei Regen und niedrigen Temperaturen ist um 15 Uhr endlich Einlass. Zu dieser Zeit hatten sich bereits einige Hundert Menschen am Eingang versammelt, um ein Bändchen für den Bereich direkt vor der Bühne zu bekommen. Die Menschen rennen los. Die Security wirkt von dem Ansturm im vorderen Bereich etwas überfordert. Da es einigen Zuschauern zu langsam geht, springen sie kurzerhand über den Zaun. Dann heißt es wieder warten.
Festwiese in Leipzig: Vorbands heizen die Stimmung an
Nach den Supportbands Tim Vantol, Thees Uhlmann und den Punkrockern Feine Sahne Fischfilet werden um 20:45 die Fahnen der Toten Hosen an der Bühne gehisst.
Vor Konzertbeginn treffen wir Nathalie Uszczyk in der ersten Reihe wieder. "Wir haben hier ganz schön zu tun. Bei Feine Sahne Fischfilet kam ein Crowdsurfer nach dem anderen. Die Stimmung ist toll. Als Dank hat uns Ritchie von den Hosen ein paar Bier gebracht."
Als die Düsseldorfer um Campino zum 17. Mal eine Bühne in Leipzig betreten, gibt es kein Halten mehr. Die Band hat allen Grund zum Feiern: 40 Jahre Die Toten Hosen und gleichzeitig den 60. Geburtstag ihres Frontmannes vor wenigen Wochen. Der Sänger rennt von links nach rechts über die große Bühne. Wenn man überlegt, dass das Quintett inzwischen komplett um die 60 ist, so ist die körperliche Leistung umso beeindruckender.
Die Toten Hosen sorgen für Gänsehautmomente bei Fans
Mit Songs wie "Auswärtsspiel" oder "Bonnie und Clyde" wird die Marschrichtung vorgelegt. Doch es ist nicht nur die Zeit zum ausgelassenen Feiern. Campino erinnert mit der Ballade "Nur zu Besuch" an ihren Ex-Schlagzeuger Wolfgang Rohde, der 2015 in Leipzig das letzte Mal mit den Toten Hosen auf der Bühne stand. Der Musiker starb im Frühjahr 2016 an Krebs.
Nach drei Jahren Bühnenabstinenz merkt man es der Band an, wie sehr sie es genießt wieder auf Tour zu sein. Aber auch das Publikum feiert ein Stück weit Freiheit. Wenn sich 55.000 Menschen zu "Steh auf, wenn du am Boden bist" hinsetzen und zum Refrain aufspringen, ist das ein gewisser Gänsehautmoment.
Als die Gruppe nach zweieinhalb Stunden die Bühne verlässt, sieht man durchweg glückliche, aber auch geschaffte Gesichter. Die Toten Hosen schaffen es, für einen kurzen Moment mal alle Sorgen beiseitezulegen und einfach nur zu feiern.
- Reporter vor Ort