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Waffenverbotszonen in Köln: Danke für nichts


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Waffenverbotszonen in Köln
Danke für nichts.


29.04.2022Lesedauer: 2 Min.
Eine Fußgängerin durchquert nachts eine illuminierte Bahnunterführung in Köln: Nicht nur Männer haben den Wunsch, sich zu verteidigen.Vergrößern des Bildes
Eine Fußgängerin durchquert nachts eine illuminierte Bahnunterführung in Köln: Nicht nur Männer haben den Wunsch, sich zu verteidigen. (Quelle: teutopress/imago-images-bilder)

Erst die Ringe und die Zülpicher Straße, jetzt auch die Bahnhöfe: Die Polizei will mit Waffenverbotszonen Gewaltdelikten vorbeugen. Der Ansatz ist löblich, die Durchführung lässt jedoch ein großes Problem außer Acht.

Das Drehbuch ist immer das gleiche: In den Hauptrollen zumeist junge Männer bis Anfang dreißig. In den Taschen führen sie Waffen mit sich, vor allem Stichwaffen sind beliebt. Erst kommt der Alkohol, dann ein Streit und am Ende liegt einer der Kontrahenten entweder schwer verletzt oder tot im Rinnstein.

Fälle wie diese kommen vor, allein 2020 kam es in Köln zu 163 Delikten mit Stichwaffengebrauch. Fälle wie diese sind tragisch. Um ihnen vorzubeugen, reagieren die Polizei Köln und nun auch die Bundespolizei mit Waffenverbotszonen. Vorzugsweise in Risikobereichen.

Der Ansatz ist durchaus verständlich, Waffen gehören nicht auf die Partymeile. Trotzdem hat das Konzept in seiner jetzigen Ausgestaltung einen großen Haken: Besonders bedrohten Personengruppen wie Frauen bietet das Verbot kaum Schutz – ganz im Gegenteil.

Auch Schreckschusswaffen und Pfefferspray verboten

Denn neben den vornehmlich problematischen Stichwaffen fallen auch Schreckschusspistolen und Pfefferspray unter das Verbot. Also Waffen, die eher der Verteidigung dienen und üblicherweise keinen großen Schaden anrichten. Waffen, wie sie häufig von Frauen mitgeführt werden.

Dem, der nun überrascht die Hände über den Kopf schlägt, sei gesagt: Ja, auch Frauen gehen gern feiern. Und nein, wer nachts allein durch die Straßen läuft, hat nicht erst seit der Silvesternacht 2015 ein flaues Gefühl im Magen.

Damals verzeichnete die Stadt übrigens eine wahre Flut von Anträgen für den kleinen Waffenschein. Dieser ermöglicht das legale Mitführen von Schreckschusspistolen und Reizstoffwaffen. Seitdem hat sich die Zahl der Inhaber eines kleinen Waffenscheins allein in Köln auf 11.500 verdoppelt, die Nachfrage ist nach wie vor hoch.

Alle haben ein Recht auf Selbstverteidigung

Und eines sollte klar sein: Wer einen kleinen Waffenschein beantragt, den Papierkram und die anfallende Verwaltungsgebühr (immerhin 90 Euro in NRW) auf sich nimmt, tut dies selten, um damit vor ein paar Kumpels anzugeben. Schreckschusswaffen haben eine Daseinsberechtigung und dienen der Selbstverteidigung.

Dass viele Stichwaffenträger bei der Polizeikontrolle angaben, ihre Waffen aus "Selbstschutz" und einem "Gefühl der Stärke" heraus mitzuführen, ändert daran nichts. Solange Frauen in hohem Maße Gewalt erfahren (jeden dritten Tag gelingt ein Femizid) und Fälle von Vergewaltigung und schwerer sexueller Nötigung (2021 waren es 222 in Köln) nicht drastisch zurückgehen, sollte jeder Frau das Recht offenstehen, sich im öffentlichen Raum – notfalls mit einer Schreckschusswaffe – zu verteidigen.

Und das bitte überall! Schon tagsüber ist es kein Vergnügen, die Unterführung am Bahnhof Süd zu passieren. Und wenn frau dort das nächste Mal eine Gruppe betrunkener Männer kreuzt, wird ihr herzlich egal sein, ob sie sich dabei in einer Waffenverbotszone aufhält.

Verwendete Quellen
  • Polizeiliche Kriminalstatistik 2021
  • Mitteilung der Polizei Köln vom 21.12.2021
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