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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gewalttäter erneut vor Gericht Handwerker-Einsatz endete mit Knochenbrüchen
In Köln stehen zwei Männer vor Gericht, die einen Handwerker in eine Falle gelockt und gefährlich verletzt haben sollen. Beide waren bereits zuvor in Straftaten verwickelt.
Mit Brüchen im Bereich der Augenhöhle endete im Dezember 2020 der Einsatz eines Handwerkers in Köln. Der Mann war in ein Sonnenstudio gerufen worden, um dort einen Toilettenspülkasten zu reparieren.
Vor Ort soll sich das als eine Falle entpuppt haben: Ein 22-jähriger Kampfsportler und sein Vater stehen derzeit vor dem Landgericht, weil sie den Handwerker überfallen, bedroht, der Freiheit beraubt und gefährlich verletzt haben sollen. Beide sind erfahrene Kampfsportler.
Köln: Angeklagter sitzt derzeit Jugendstrafe ab
Die beiden Angeklagten sind dem Gericht nicht unbekannt. "Sie haben ja schon die ein- oder andere Vorstrafe", konstatierte der Richter gegenüber dem jüngeren Mann, bevor er zu dessen Vater sagte: "Wir kennen uns ja in gewissem Sinne auch schon."
Der 48-Jährige wurde in der Vergangenheit sechsmal wegen kleinerer Delikte zu Geld- und Bewährungsstrafen verurteilt. Sein Sohn sitzt derzeit eine Jugendhaftstrafe von über zwei Jahren ab.
Polizist schoss fünfmal auf 22-jährigen Angeklagten
Im Herbst des vergangenen Jahres war er in einem großen Prozess am Landgericht der Nebenkläger. Ein Polizist hatte 2019 aufgrund einer damaligen Fahndung in einer anderen Strafsache auf den damals Heranwachsenden fünf Schüsse abgesetzt und ihn am Oberkörper und ins Bein getroffen.
Zur Rechtfertigung hatte der Ermittler über den nun Angeklagten gesagt: "Er gilt als gefährlicher Gewalttäter, gegen den ein Haftbefehl vorlag."
Mutmaßliches Tatmotiv: Wut über 170 Euro Handwerkerlohn
Laut Anklage soll es zum Übergriff auf den Handwerker, für den Vater und Sohn nun vor Gericht stehen, eine Vorgeschichte gegeben haben. Demnach habe der Vater des 48-Jährigen über eine Handwerkervermittlung den Auftrag erteilt, einen Toilettenspülkasten reparieren zu lassen. Dafür soll ihm ein Lohn von 170 Euro in Rechnung gestellt worden sein.
Aus Empörung über diesen Deal sollen die beiden Männer den Handwerker in das Sonnenstudio bestellt haben, das die Partnerin des 48-Jährigen betreibt.
Dort sollen sie ihn in der Toilette eingeschlossen, mit einem Teleskopstock und Fäusten geschlagen haben. Außerdem soll dem Handwerker gedroht worden sein, er werde die Räume nicht lebend verlassen.
Beide Angeklagten sind erfahrene Taekwondo-Kämpfer
Der Staatsanwaltschaft zufolge nahm der 48-Jährige dem mutmaßlichen Opfer den Autoschlüssel ab, ließ sich sagen, wo der Wagen geparkt war und holte von dort die Geldbörse des Mannes.
Daraus soll er 200 Euro entnommen und 30 Euro zurückgesteckt haben. Obwohl damit der Rechnungsbetrag, über den gestritten wurde, ausgeglichen gewesen wäre, soll der 22-Jährige zusätzlich 600 Euro aus dem Portemonnaie des Handwerkers genommen haben.
Außerdem sollen die beiden Männer den Handwerker genötigt haben, Papiere zur Stornierung des Auftrags auszufüllen. Insgesamt habe sich der Mann 90 Minuten lang in der Gewalt seiner Peiniger befunden, denen er nichts entgegensetzte, "da jegliche Gegenwehr gefährlich und zwecklos gewesen wäre", so der Staatsanwalt.
Angeklagter soll Drogen verkauft haben
Der 22-Jährige galt nach Aussage des Vaters bis zu seinen Schussverletzungen als vielversprechendes Nachwuchstalent im Taekwondo. Auch er selbst habe diesen Kampfsport betrieben, durch ein Rückenleiden sei ihm das inzwischen jedoch nicht mehr möglich, erklärte der 48-Jährige.
Bei einer Hausdurchsuchung, die noch am Tattag stattfand, konnten Ermittler im Zimmer des 22-Jährigen über 600 Gramm Marihuana, zudem Haschisch und Zubehör für den Drogenverkauf sicherstellen.
Beide Männer machten zunächst keine Angaben zur Sache. Der 48-Jährige bestätigte jedoch, dass er gelegentlich im Sonnenstudio seiner Frau arbeite. Am Mittwoch, 4. Mai, wird die Aussage des mutmaßlichen Opfers erwartet. Das Urteil ist für den 25. Mai anberaumt.
- Reporterin vor Ort