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Köln: Priester wegen sexuellen Kindesmissbrauchs vor Gericht


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Prozessbeginn in Köln
Priester wegen 33 Fällen von sexuellem Missbrauch angeklagt


Aktualisiert am 23.11.2021Lesedauer: 2 Min.
Der katholische Priester (Mitte) hält sich im Gerichtssaal eine Mappe vor das Gesicht: Die Anklage wirft ihm unter anderem schweren sexuellen Kindesmissbrauch vor.Vergrößern des Bildes
Der katholische Priester (Mitte) hält sich im Gerichtssaal eine Mappe vor das Gesicht: Die Anklage wirft ihm unter anderem schweren sexuellen Kindesmissbrauch vor. (Quelle: Federico Gambarini/dpa)

Seine Situation als Onkel von drei Mädchen soll ein katholischer Priester in den 1990er-Jahren massiv ausgenutzt haben: Die Staatsanwaltschaft wirft ihm über 30 Sexualdelikte vor. Am Dienstag begann in Köln der Strafprozess.

Geht es die Öffentlichkeit etwas an, ob ein katholischer Priester im Kreis seiner Familie Kinder missbraucht hat? Zu dieser Frage gingen die Meinungen vor der 2. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts auseinander. Hier begann am Dienstag das Verfahren gegen einen 70-Jährigen, der in den 90er Jahren Seelsorger in Gummersbach war.

Noch bevor Staatsanwalt Maurice Niehoff die Anklage verlas, stellte Verteidiger Rüdiger Deckers den ersten Antrag: Die Kammer solle die Öffentlichkeit ausschließen, und zwar während der Verlesung der Anklage und für die Dauer der Aussage seines Mandanten. Als Begründung gab er an, dass es um Dinge aus dem höchstpersönlichen Lebensbereich des Angeklagten gehe. Der Staatsanwalt erhob dagegen keine Einwände – umso mehr Widerspruch kam dafür von der Nebenklage.

Köln: Öffentliches Interesse laut Nebenklägerinnen gegeben

Insgesamt vier Frauen sollen durch den Angeklagten missbraucht worden sein, als sie zwischen sieben und 13 Jahre alt waren. Jede von ihnen ist durch eine Anwältin vertreten. Geschlossen sprachen sie sich dafür aus, die Anklage öffentlich zu verlesen.

Nach kurzer Beratung kamen auch die Richter zu dem Schluss, dass es sich bei dem Fall nicht um eine Privatsache handele. "Das öffentliche Interesse am Gesamtkontext des kirchlichen Missbrauchs ist weiterhin hoch und höher zu bewerten als das schutzwürdige Interesse des Angeklagten an der Geheimhaltung der Vorwürfe", erläuterte Christoph Kaufmann, der Vorsitzende Richter.

Kindesmissbrauch in 33 Fällen

Insgesamt geht es um 33 mutmaßliche Fälle, von denen sich 31 in den 90er-Jahren abgespielt haben sollen. Zwei weitere ereigneten sich laut Staatsanwaltschaft im Jahr 2011. Bei den früheren Vorwürfen sollen drei Nichten des Priester Opfer verschiedener Missbrauchshandlungen geworden sein. Teilweise geht die Staatsanwaltschaft auch von schwerem sexuellem Missbrauch aus.

Immer wieder soll der Mann Situationen von Nähe ausgenutzt haben, wenn die Kinder bei ihm zu Besuch waren – etwa beim Computerspielen oder in der Badewanne. Einer seiner Nichten soll er einen Computer als Gegenleistung für seine Taten versprochen und nach vollzogenem Missbrauch auch tatsächlich geschenkt haben.

Hamburger Erzbischof als Zeuge geladen

Die mutmaßlichen Fälle aus 2011 betreffen eine junge Frau, die als Nebenklägerin persönlich zur Verhandlung erschienen war. Sie soll durch die Familie ihrer besten Freundin aus Kindertagen mit dem Priester in Kontakt gekommen sein. Als Elfjährige habe sie gemeinsam mit dem anderen Mädchen den Mann besucht, so die Anklage. Bei dieser Gelegenheit soll es zweimal zum Übergriff gekommen sein. Auch zu diesem Zeitpunkt war der Mann noch als Priester tätig, konkret als Krankenhausseelsorger in Wuppertal.

Während der Aussage des Angeklagten wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. "Wir möchten mit dem Angeklagten in ein Gespräch kommen", begründete Kaufmann diese Entscheidung. Für das Verfahren sind nach aktuellem Stand 20 Verhandlungstage angesetzt. Unter anderem ist der Hamburger Erzbischof Stefan Heße als Zeuge geladen. Ein Urteil wird für den 31. Januar 2022 erwartet.

Verwendete Quellen
  • Teilnahme an der Gerichtsverhandlung
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