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Köln: Frau soll Schwiegervater vergiftet haben – Zeuge belastet sie schwer


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"In dieser Villa wohnen wir bald"
Gärtner belastet Schwiegertochter von vergiftetem Arzt schwer


31.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Eingang zum Kölner Landgericht im Justizgebäude an der Luxemburger Straße (Symbolbild): Hier wird der Fall eines Arztes, der vergiftet wurde, verhandelt.Vergrößern des Bildes
Eingang zum Kölner Landgericht im Justizgebäude an der Luxemburger Straße (Symbolbild): Hier wird der Fall eines Arztes, der vergiftet wurde, verhandelt. (Quelle: Future Image/imago-images-bilder)
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Unverhohlene Habgier und viel Geschrei: Die Schilderungen eines Zeugen widersprechen dem Bild der heilen Familie, das eine Immobilienmaklerin zeichnete. Sie soll versucht haben, ihren Schwiegervater umzubringen.

Am 6. Juli des vergangenen Jahres ist ein 80-jähriger Arzt bewusstlos in seiner Villa in Köln-Junkersdorf aufgefunden worden. Seit mehreren Monaten ist seine Schwiegertochter inhaftiert: Die Immobilienmaklerin aus Müngersdorf soll versucht haben, den Senior mit Insulin zu ermorden. Vor dem Landgericht Köln hat nun ein 68-Jähriger ausgesagt, der sich zusammen mit seiner Frau seit Jahren um Haushalt und Garten des Opfers kümmerte. Er belastete die Angeklagte schwer: Sie habe es auf das Wohnhaus ihres Schwiegervaters abgesehen.

Mit einem Lächeln verfolgte die 42-jährige Angeklagte die Aussage des Zeugen. "Sobald sie bei dem Sohn des Herrn Doktor auftauchte, nahm sie dort das Zepter in die Hand. Es wurde viel umgebaut, bis ihre Bedürfnisse erfüllt waren." Dinge, die der Schwiegermutter gehörten, hätte sie einfach zur Müllkippe gebracht.

Er und seine Frau hätten nicht nur das Anwesen in Junkersdorf versorgt, sondern auch ein Wohnhaus in Weiden, das der Sohn des Arztes bewohnte – zunächst allein, später zusammen mit der Angeklagten: "Weil wir mit ihr nicht mehr zurechtkamen, haben wir dort aufgehört."

Prozess in Köln: Auffälliges Unwohlsein nach Bewirtung durch die Schwiegertochter

Vom Senior aus Junkersdorf habe er aber weiterhin einiges über sie erfahren, etwa wenn die beiden Männer samstags gemeinsam im Garten gearbeitet hätten. "Ich fand nicht in Ordnung, wie sie mit dem Doktor umgegangen ist", so der Zeuge: "Einmal sagte er, sie habe ihn angeschrien und er habe vor ihr gestanden wie ein Schuljunge. Sie hat gerne und viel geschrien." Die Schlösser des Weidener Wohnhauses, das ebenfalls dem älteren Arzt gehörte und an den Sohn nur vermietet war, habe die Schwiegertochter tauschen lassen, um dem Schwiegervater den Zutritt zu verwehren.

"Bei seinem Geburtstag im letzten Jahr ist sie auch nicht angenehm aufgefallen. Mehrere Gäste hörten, wie sie zu ihrer Tochter sagte: 'Schau, in dieser Villa werden wir bald wohnen.'" Der Arzt habe ihm öfter erzählt, dass die Schwiegertochter seinen Sohn bedränge, er solle mit dem Vater das Haus tauschen. "Das wollte der Doktor aber nicht."

Auffällig seien auch zwei andere Situationen gewesen: "Eines Tages erzählte er: 'Sie hat mir Campari gemacht, aber der war sehr bitter.' Am Tag danach ging es ihm morgens schlecht, und in seiner Praxis ist er dann zusammengeklappt." Ein anderes Mal habe der Arzt ihm berichtet, dass es ihm sehr schlecht ging, nachdem seine Schwiegertochter ihm einen Eiskaffee gemacht habe.

Angebissener Muffin stand noch auf dem Teller

Am Morgen des 6. Juli habe seine Frau ihn angerufen und gesagt: "Der Doktor sitzt hier bewusstlos und ich kriege ihn nicht wach!" Er sei sofort zum Haus gefahren. Dort habe der alte Herr in der Kleidung vom Vortag auf einem Sofa gesessen.

Vor dem 80-Jährigen habe ein Teller mit einem angebissenen Muffin gestanden. "Sein Kopf war zur Seite gekippt und es lief Spucke auf die Hose. In der Hand hielt er noch eine Serviette." Das Haushälter-Ehepaar verständigte Rettungskräfte und stellte den Muffin sicher: "Wir hatten eine Vorahnung, dass es damit zu tun haben könnte. Deswegen haben wir den in eine Tüte gepackt und der Polizei übergeben."

Befremdlich habe er gefunden, was der Sohn des Arztes gesagt habe, als er hörte, dass sein Vater bewusstlos in die Klinik gebracht worden sei: "Ja, ja, ich habe schon den Notar und den Steuerberater angerufen", soll dieser – selbst auch Mediziner – gesagt haben. Später hätten der Haushälter und seine Frau das jüngere Paar im Junkersdorfer Haus angetroffen, wo sie den Schlüssel zum Safe sowie eine herumliegende Insulinspritze gesucht hätten.

Lebensmüde? "Nicht der Herr Doktor!"

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Angeklagte bei einem Besuch zum Kaffeetrinken ihren Schwiegervater mit Insulin vergiftete. Sie selbst bestreitet das und skizzierte, der 80-Jährige sei lebensmüde gewesen und habe über Selbstmord nachgedacht. Das hält der Haushälter und Gärtner jedoch für undenkbar: "Nicht der Herr Doktor! Der stand jeden Morgen um sechs Uhr auf, war um acht Uhr in der Praxis und arbeitete dort zwölf Stunden lang, auch noch mit 80 Jahren."

Am Freitag des fraglichen Wochenendes habe er noch mehrere Personen zu Gast gehabt und sich über zwei Quiche Lorraine gefreut, die der Zeuge dafür gebacken habe. Für den Samstag habe er von einem geplanten Hemdeneinkauf gesprochen, und tatsächlich hätten die Hemden später im Haus gelegen. Orientierungslos und unzufrieden sei er nie gewesen, sondern mitten im Leben.

Die Verhandlung wird fortgesetzt.

Verwendete Quellen
  • Besuch der Hauptverhandlung
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