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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hotels nehmen Flutopfer auf "Manche haben nur das, was sie am Körper tragen"
Viele Menschen haben durch die Flut Wohnungen und Häuser verloren. Um zu helfen, nehmen nun auch Hotels Menschen aus den Katastrophengebieten auf. Unter ihnen auch die Häuser des Hotelbetreibers Hilton in Köln und Bonn.
Nach den verheerenden Unwettern in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist die Hilfsbereitschaft und die Solidarität mit den Flutopfern groß. Weil die Wohnungen und Häuser vieler Menschen zerstört wurden, bieten ihnen einige Kölner Hotels wenigstens für den Anfang eine Unterkunft.
Auch die Hilton-Hotelkette will den Menschen aus den Krisengebieten helfen – und stellt daher Teile ihres Zimmerkontingents für diejenigen zur Verfügung, die durch die Naturkatastrophe ihr Zuhause verloren haben: "Als wir am Freitag die schrecklichen Bilder der Verwüstung sahen, war die Entscheidung dazu schnell gefallen", erzählt Andrea Hermann, Commercial Director der Hilton-Hotels in Köln und Bonn.
40 Zimmer für Flutopfer: "Der Bedarf ist extrem groß"
Hilton stellte 20 der insgesamt 296 Zimmer seines Hotels in Köln zur Verfügung. Auch in Bonn reservierte die Kette 20 Zimmer für die Opfer der Unwetter: "Es hat sich schnell herumgesprochen und der Bedarf war extrem groß", sagt Hermann. "Nach einem Aufruf in den sozialen Medien waren bereits am Samstag alle Zimmer belegt." Daher entschloss sich die Hotelführung dazu, in Köln weitere 20 Zimmer für Menschen in Notlagen bereitzustellen.
"In Bonn haben wir zudem Bewohner eines Altenheimes aufgenommen, das durch die Unwetter ebenfalls beschädigt wurde", so Hermann. Die Organisation liegt jedoch nicht allein bei der Kette. Um dem großen Bedarf gerecht werden zu können, wird das Hilton dabei vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) unterstützt. Dieser kümmert sich um die Verteilung der Menschen auf die einzelnen Hotels: "Die Leute brauchen schnell eine Unterkunft und so können sie geordnet vermittelt werden", erklärt Andrea Hermann.
"Manche haben nur das, was sie am Körper tragen"
Die Betriebsdirektorin ist seit 17 Jahren für die Hotelkette tätig, eine ähnliche Situation hat sie während ihrer Karriere aber noch nie erlebt: "Es ist natürlich auch für die Mitarbeiter etwas ganz anderes, als wenn Touristen bei uns einchecken", erzählt sie. Schließlich sind die Menschen nicht in das Hotel gekommen, um sich die Stadt anzusehen oder Urlaub zu machen. Sie haben ihre Häuser und teilweise ihr gesamtes Hab und Gut verloren: "Teilweise bringen die Leute die Habseligkeiten mit, die sie noch besitzen", schildert Hermann, "aber manche haben wirklich nur noch das, was sie am Körper tragen".
Wie die Hotelangestellte weiter erzählt, hätten sie in Köln etwa einen älteren Herren aufgenommen, der noch nicht einmal mehr seinen Gehstock vor den Wassermassen hatte retten können – stattdessen musste er sich mit einem Regenschirm behelfen: "Dieser Mann hat dann aber zügig Sachspenden erhalten, damit er etwas zum Anziehen hat", so Hermann.
Auch Vonovia und andere Hotelketten bieten Schlafplätze
Auch andere Hotels wie die Ketten Premier Inn und Dorint sowie das Wohnungsunternehmen Vonovia stellen Zimmer beziehungsweise Wohnungen für die Flutopfer zur Verfügung. Das Kölner Premier Inn beispielsweise hält 120 Schlafplätze für Menschen bereit, die ihre Häuser an die Wassermassen verloren haben. Dank der frei gewordenen Hotelzimmer und Wohnungen müssen die Menschen nicht in Massenunterkünften aufgenommen werden, sondern können sich ihre Privatsphäre bewahren.
Die Unterbringung inklusive Frühstück im Hilton ist für die Flutopfer kostenlos. Wie Andrea Hermann erzählt, würden sich die meisten Gäste nach dem Frühstück dann wieder in ihre Heimatorte begeben, wo sie sich an den Aufräumarbeiten beteiligen: "Die Menschen sind den ganzen Tag in ihrer Heimat und kümmern sich um den Wiederaufbau. Sie kommen quasi nur zum Schlafen her", erklärt Hermann.
Großteil der Gäste aus Bad Neuenahr
Die Mehrheit der Flutopfer, die im Kölner Hilton untergebracht sind, kommen aus Bad Neuenahr, das schwer von den Unwettern getroffen wurde. Die enormen Regenfälle und die über ihre Ufer getretene Ahr verwüsteten die Kleinstadt in Rheinland-Pfalz, viele Häuser sind unbewohnbar und müssen abgerissen werden. In der Folge sind viele der rund 30.000 Einwohner obdachlos geworden und müssen nun in Notunterkünften schlafen. Oder eben nach Möglichkeit im Hotel.
Wie lange die Menschen in den Kölner und Bonner Hotels bleiben werden, sei derzeit noch nicht absehbar, erklärt Herrmann weiter: "Es ist sicherlich keine Dauerlösung, aber wir sind auch in den nächsten Wochen dazu bereit, zu helfen", so Hermann. "Wir haben die Zimmer jetzt erst einmal für eine Woche eingebucht, werden aber verlängern. Schließlich sind die zerstörten Häuser nicht alle innerhalb von sieben Tagen wieder aufgebaut."
- Gespräch mit Andrea Herrmann
- Eigene Recherche