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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Brings zum FC-Abstiegskampf Man muss seinen Verein bedingungslos lieben – sonst bekommt man graue Haare
Peter Brings ist Frontmann und Gründungsmitglied der gleichnamigen Kölsch-Band "Brings" ("Superjeilezick"). Er schreibt über das, was ihn bewegt. Diese Woche: Der drohende Abstieg des 1. FC Köln.
Natürlich ist es DAS Thema in der Stadt und im ganzen Umland: Steigt er ab, bleibt er drin, wer ist schuld, ist das wirklich schlimm ...? Mal vorneweg: das Fußball-Gen fehlt mir. Es ist ja auch immer sehr ein Familiending, ob man ein echter Fan wird oder nicht. Bei uns zu Hause war Fuppes nie ein Thema. Darum ist es bis heute bei den Bringsens eher mau damit.
Aber der 1. FC Köln von 1948 ist ja nicht nur einfach ein Fußballverein. Er ist ein Bekenntnis. Oft ein angeborener Schwur auf Lebenszeit. Da wird durchs Feuer gegangen und die Treue in Ehren gehalten. Und es wird immer viel gesungen! Allein dafür lohnt sich jeder Stadionbesuch.
Jetzt ist mal wieder "High Noon" in Kölle. Das Duell hat begonnen, der Geißbock musste auch schon einen Streifschuss einstecken. Aber es gibt einen Silberstreif am Horizont. An der Ostsee wird es ausgefochten. So haben es die FC-Kenner in der Band jedenfalls gestern im Studio erzählt. Ich sitze dann dabei, kann nicht viel beitragen, aber zuhören.
Schnell wandern meine Gedanken ab. Wie läuft das bei dem Verein? Keine Punkte, kein Geld? Keine Tore, Geißbockheim putzen? Abstieg, kleine Brötchen backen?
Oder hat die drohende Zweitklassigkeit gar keine gravierenden Folgen für die Spieler und die anderen Vereinsangestellten? Eins steht mal fest: Die Fans werden leiden. Aber sie werden treu bleiben. Die Hütte wird immer voll sein, egal ob erste oder zweite Liga. Sind die FC-Stars sich eigentlich bewusst, was für ein geiles Publikum sie da haben?
Su is dat in Kölle.
"Kölsche Lösung" fürs Geißbockheim?
Meine Gedanken ziehen weiter ... Was wird jetzt eigentlich aus der sehr heißen Sache mit der Gleueler Wiese? Jetzt wäre es doch an der Zeit, eine "Kölsche Lösung" zu finden: "Wenn Ihr erstklassig bleibt, nächstes Jahr auf einem Platz mit internationalen Spielen landet ... dann künnt Ehr do jet hinzimmere. Wenn nit, dann nit!" Willkommen im echten Leben!
Dann die Pandemie: Es ist bestimmt kein Vergnügen, in leeren Stadien zu spielen. Aber es wurde gespielt! Gab es Kurzarbeit, Lohnverzicht? Wohl eher nicht. Aber es gab eine Mietminderung seitens der Stadt fürs Rheinenergiestadion. Miete runter für Familien in der Corona-Krise? Nada!
Spätestens jetzt muss ich mir eingestehen, dass mir echt das Fußball-Gen fehlt. Man muss seinen Verein bedingungslos lieben. Sonst bekommt man graue Haare. Aber es gibt bestimmt auch unter den Fans Menschen, die gerne sehen würden, dass auch beim FC das alte Sprichwort gilt: "Mitgehangen, mitgefangen!"
Eine Kerze werde ich dennoch am Samstag um 18.00 Uhr für den FC aufstellen. Allein für die Stimmung in der Stadt. Und für die in der Band!
Euer Pitter
Peter Brings ist Frontmann der gleichnamigen Kölsch-Band "Brings" ("Superjeilezick"). Er schreibt für t-online regelmäßig über Themen, die ihn bewegen.