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Kölner Taxifahrer im Ramadan: "Manche Fahrgäste interessiert meine Religion"


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Ramadan-Tagebuch
"Manche Fahrgäste sprechen mich auf meine Religion an"


09.05.2021Lesedauer: 2 Min.
Taxifahrer Saijd Mubashir versucht, während des Fastens mehrmals täglich die Moschee aufzusuchen: Religiöse Gespräche mit Fahrgästen vermeidet er aber – aus Rücksicht auf die rechtlichen Vorgaben für seinen Berufsstand.Vergrößern des Bildes
Taxifahrer Saijd Mubashir versucht, während des Fastens mehrmals täglich die Moschee aufzusuchen: Religiöse Gespräche mit Fahrgästen vermeidet er aber – aus Rücksicht auf die rechtlichen Vorgaben für seinen Berufsstand. (Quelle: Privat)
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Während des muslimischen Fastenmonats Ramadan geben Kölner Musliminnen und Muslime Einblicke, wie sie diese Zeit erleben. Diesmal: Der 46-jährige Taxifahrer Saijd Mubashir.

Saijd Mubashir ist als Taxifahrer in Köln unterwegs. Wenn es geht, steuert er zu den Pflichtgebeten die Moschee an, wo er auch morgens um fünf den Tag beginnt.

"Fast jeden Tag suche ich für das Pflichtgebet um fünf Uhr morgens die Moschee auf. Dort sind wir derzeit wegen Corona nur sehr wenige Menschen, manchmal drei, manchmal fünf. Tagsüber versuche ich auch, noch für ein oder zwei weitere der Pflichtgebete die Moschee aufzusuchen. Wenn sich das mit der Arbeit überschneidet, versuche ich, lieber auf die Arbeit zu verzichten, denn das Gebet ist mir mehr wert. Das geht, weil ich selbständig bin. Angestellten erlaubt der Chef diese Freiheit nicht immer.

Der Prophet hat uns gelehrt: Wenn der Gläubige den Gebetsruf hört, soll er alles stehen und liegen lassen und kommen. In muslimischen Ländern läuft das auch so, aber hier geht das natürlich nicht immer. Wenn ich gerade mit einem Fahrgast unterwegs bin und er mich braucht, ist es ja meine Pflicht, mich nach ihm zu richten.

Keine religiösen Gespräche im Taxi

Manche Fahrgäste sprechen mich auf meine Religion an. Sie werde zum Beispiel neugierig, wenn sie sehen, dass auf dem Beifahrersitz ein religiöses Buch liegt, in dem ich während des Wartens gelesen habe. Aber ich versuche, solche Gespräche zu unterbinden, denn das Personenbeförderungsgesetz verbietet es, über Politik oder Religion zu sprechen. Für mich ist es nicht so entscheidend, welche Religion ein Mensch hat, aber wenn er überhaupt gläubig ist, dann freut mich das. Ich denke, mit einer Religion ist das Leben nicht sinnlos.

Der Ramadan ist für mich eine Zeit, auf die ich mich das ganze Jahr über freue. Im Fasten, durch das Erfüllen der Gebote und durch das Rezitieren des Korans sehe ich die Möglichkeit, Gottes Nähe zu erlangen. Natürlich können immer Fehler passieren, aber man probiert, ein besserer Mensch zu sein.

Wenn man versucht, den Ramadan wirklich so zu verbringen, wie es gelehrt wurde, fühlt man sich am Ende des Fastenmonats wie neu geboren: So empfinde ich das. Ich kann es gar nicht anders beschreiben als: Ich habe mich immer von Gott geleitet gefühlt und denke, wenn Probleme auftraten, hat er sie für mich beseitigt. Ich denke, das ist auch der Grund dafür, dass das Fasten mir nicht schwer fällt: Allah selbst gibt mir die Kraft dazu.

Kinder dürfen höchstens einige Stunden fasten

Meine Frau und ich haben vier Töchter. Es ist uns wichtig, dass sie den Sinn und Zweck des Fastens erfahren, aber es muss dem Alter entsprechen. Wir geben ihnen einen Vorgeschmack, zum Beispiel sagen wir der Kleinen am Wochenende: 'Versuch mal, ein paar Stunden nichts zu essen.' Aber wenn sie es nicht möchte oder vorher schon Lust hat, etwas zu essen, ist das kein Problem. Neulich war es sogar einmal umgekehrt: Die 15-Jährige wollte von sich aus fasten, aber ich habe gesagt: 'Nein, das darfst du nicht, du hast Schule!'"

Verwendete Quellen
  • Gesprächsprotokoll: Johanna Tüntsch
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