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Konzertabsagen in Köln: Musikbranche befürchtet keine Normalität vor 2022


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Konzertabsagen wegen Corona
Musikbranche rechnet mit Bürokratie statt Festivals

Von Peter Hesse

30.01.2021Lesedauer: 4 Min.
Ein Konzert der Band Bukahara in Köln (Archivbild): Die Branche befürchtet, dass es noch länger als Sommer 2021 dauern wird, bis so etwas wieder möglich ist.Vergrößern des Bildes
Ein Konzert der Band Bukahara in Köln (Archivbild): Die Branche befürchtet, dass es noch länger als Sommer 2021 dauern wird, bis so etwas wieder möglich ist. (Quelle: Viadata/imago-images-bilder)

Wie wird sich der Livemusik-Sektor im Kölner Raum nach dem Corona-Shutdown entwickeln? t-online hat sich bei Machern vor, hinter und auf der Bühne umgehört.

"Ich kann es mir nur sehr schlecht vorstellen, dass in diesem Jahr Festivals wie 'Rock am Ring' am Nürburgring oder das 'Hurricane' in der Lüneburger Heide stattfinden." Das sagt Christofer Kaufmann, der normalerweise den Sound in Läden in Köln, wie der Essigfabrik oder der Live-Music-Hall besorgt. Die Corona-Krise macht ihm zu schaffen, aber persönlich ist es für Kaufmann und seine Firma, in der insgesamt sechs Tontechniker arbeiten, nicht vollkommen prekär.

Er habe einiges an finanziellen Überbrückungshilfen bekommen. "Das macht für uns die Lage nicht ganz so dramatisch. Aber wenn ich als Unternehmer die Hälfte meiner Zeit damit beschäftigt bin, Verordnungen und Richtlinien zu recherchieren und auf bürokratischem Wege zahlreiche Anträge auszufüllen, ist das natürlich kein Spaß."

Keine Festivals im Sommer – oder doch?

Zusammen mit der IHK Köln hat Kaufmann außerdem eine Lehrwerkstatt für Tontechniker-Azubis aufgebaut – dieses zusätzliche Standbein hilft ihm die Pandemie wirtschaftlich zu überstehen. "Ich hoffe aber, dass es ab Juli wieder irgendwie mit den Livekonzerten losgehen kann". Aber er sieht auch Einschränkungen: "Ich glaube nicht, dass internationale Bands aus Übersee einreisen dürfen." Bands und Crews könnten sich schlecht zusammen in einen Nightliner-Bus setzen. "Aber ich glaube, dass wir kleine Veranstaltungen mit kleinen Künstlern erleben werden – die dann meist draußen stattfinden. So wie wir das im letzten Jahr auch gehabt haben."

Etwas optimistischer ist Alex Schwers gestimmt, der mit dem Ruhrpott-Rodeo in Hünxe das größte Punk-Festival in Deutschland veranstaltet: "Ich glaube fest daran, dass im Sommer irgendetwas mit Livemusik stattfinden wird. Wo Leute auf Wiesen stehen und vor ihnen spielt eine Band auf der Bühne."

Doch die Echos aus dem Ausland geben derzeit eine andere Sprache vor: Das Glastonbury Festival, auf dem in diesem Jahr Größen wie Paul McCartney oder Taylor Swift spielen sollten, ist nun abgesagt worden. Immerhin ist es das größte britische Festival und hier werden normalerweise 200.000 Zuschauer erwartet.

"Wie soll überhaupt ein Festivalbetrieb funktionieren, wenn keine Bands aus dem Ausland eingeflogen werden können?", gibt 1Live-Moderator Klaus Fiehe zu bedenken. "Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass in diesem Jahr auch nur ein einziges, reguläres Festival stattfinden wird", ergänzt Klaus, der seit über 30 Jahren als Musik-Experte beim Kölner WDR arbeitet.

Absagen bis März 2022 für Hallenkonzerte

Auch Jan von Weegen, der mit seiner Crew das Gebäude 9 in Köln-Mülheim betreibt, hatte eigentlich für dieses Jahr große Pläne. Sein Club wurde im Jahr 1996 gegründet und das diesjährige 25. Jubiläum sollte im großen Rahmen gefeiert werden. "Aus dem momentanen Lockdown-Gefühl heraus macht das aber keinen Sinn", sagt der "Gebäude-9"-Betreiber – und ergänzt: "Für eine anständige Jubiläumsveranstaltung fehlt leider die gesicherte Perspektive. Und eine abgespeckte Feier auf Stühlen und mit Abstand wäre für unseren Laden untypisch." Er hofft auf den kommenden Herbst. "Es kann aber auch sein, dass wir erst den 26. Geburtstag in 2022 wieder wild feiern können."

Auf der Konzertbühne vom "Gebäude 9" stehen normalerweise aufstrebende deutsche und internationale Künstler wie schon Gossip oder Sophie Hunger, bis zu 450 Zuschauer können hier Club-Abende genießen. Ganze drei Ligen höher spielt die Kölner Lanxess-Arena. Die 18.000-Mann-Halle zählt zu den größten und modernsten Entertainment-Arenen in Europa – hier haben schon Größen wie Beyoncé, Depeche Mode, Bruce Springsteen oder Metallica gespielt.

Seit Dezember 2015 wird die Location von der Hongkonger Investmentfirma Junson Capital gesponsert. Mit einem finanzkräftigen Partner im Hintergrund lässt sich die Pandemie, in denen der Entertainment-Bereich komplett auf null steht, zwar vielleicht besser überstehen, dennoch: Die 450 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Im Gespräch mit dem "Kölner Stadtanzeiger" zeigte sich der Arena-Chef Stefan Löcher trotzdem optimistisch: „Ich habe die Hoffnung, dass es künftig wieder so sein wird wie vor der Pandemie". Er glaube daran, dass ab dem Sommer wieder Konzerte stattfinden. Und tatsächlich stehen im Eventkalender für diesen Sommer Stars wir Celine Dion, Sting und Alicia Keys.

"Wir Musiker sind am Ende der Fahnenstange"

Mit gebremsten Erwartungen beobachtet der Sänger, Pianist und Moderator Götz Alsmann die laufende Livemusik-Saison. Er rechnet erst im kommenden Jahr mit einem geordneten Konzertbetrieb: "Wir haben mit unserer Band schon jetzt Absagen bis März 2022. Nur sind wir Musiker ja ganz am Ende der Fahnenstange angesiedelt." Konzertveranstalter müssten ein halbes Jahr vor dem betreffenden Konzert die Hälfte der Konzertkarten verkauft haben, "sonst lohnt sich das ganze Ding nicht."

Alsmann weiter: "Und wenn die Leute gar nicht wissen, ob es überhaupt Konzerte gibt, werden sie auch keine Karten kaufen. Von daher werden wir ganz am Schluss erst die Nachhut der Nachhut sein, wenn die Normalisierung wieder eintrifft. Aber sie wird wieder eintreffen – und Konzerte werden wieder stattfinden. Aber eben nicht so zeitnah."

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit Christofer Kaufmann, Alex Schwers, Jan von Weegen und Götz Alsmann
  • Eigene Recherchen
  • Kölner Stadtanzeiger: Lanxess-Arena-Chef zur Krise (kostenpflichtiger Inhalt)
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