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Köln: Deutsche Bahn testet ICE-Hupen mitten im Wohngebiet


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Bis zu 100 Dezibel in der Nacht
Deutsche Bahn testet ICE-Hupen mitten im Wohngebiet

Von Dierk Himstedt

20.12.2019Lesedauer: 3 Min.
ICE vor dem Wartungswerk in Köln-Longerich: Die Bahn testet ihre ICE-Hupen mitten im Wohngebiet.Vergrößern des Bildes
ICE vor dem Wartungswerk in Köln-Longerich: Die Bahn testet ihre ICE-Hupen mitten im Wohngebiet. (Quelle: Dierk Himstedt)

Eigentlich wollen die Menschen in Köln-Longerich nachts nur ruhig schlafen. Doch damit gibt es schon länger Probleme, weil die Deutsche Bahn mitten im Wohngebiet ihre ICE-Hupen testet.

Dr. Heiko Braak wohnt in Köln-Longerich nahe den Gleisen der Deutschen Bahn. Er ist promovierter Physiker, von Beruf Lehrer – und hat in Eigenregie die Lautstärken der ICE-Huptests gemessen, die das Wartungswerk der Deutschen Bahn (DB) bis zu zehn Mal in der Nacht vor Ort durchführt. Einige seiner Messungen ergaben Werte von bis zu 100 Dezibel, also eine Lautstärke, die mit der einer Diskothek oder der eines Presslufthammers vergleichbar ist.

"Wir leiden massiv unter den nächtlichen Hupen. Die bringen uns um den Schlaf“, so Braak. Er ist Mitglied einer losen Nachbarschaftsinitiative und hat sich daher in den letzten Monaten mehrfach an die Deutsche Bahn gewandt und gefragt, warum solche Tests am Rande eines Wohngebiets stattfinden müssen. Sogar ein Treffen mit Vertretern der Bahn habe stattgefunden. Laut seiner Aussage war der Erfolg dieser Versuche aber gleich Null. "Sie haben sich das angehört, was wir zu sagen hatten. Doch nichts ist geschehen. Es gibt mittlerweile auch keinen Kontakt mehr."

Die Bahn berufe sich immer wieder auf die Bestimmungen des Bundesimmissionsschutzgesetzes, das das Hupen während des laufenden Betriebes von Zügen erlaubt, so Braak weiter. "Sie hupen aber auf den Gleisen vor dem Wartungswerk, bevor sie losfahren. Da gelten die Lärmregeln, die Betriebe in der Nachbarschaft zu Wohngebieten einhalten müssen. Und die erlauben nur Dezibelwerte zwischen 35 und 45.“

Der Frust ist groß, weil kein Einlenken der Bahn erkennbar sei, so Braak. Was er in Zukunft machen wird, wenn die Hupen weiter hupen, wisse er noch nicht – alles sei möglich, sagt er.

Landespolitik scheint machtlos zu sein

Ähnliche Erfahrungen mit der Bahn wie Heiko Braak hat auch der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Kossiski gemacht. Das ICE-Testgelände in Longerich fällt in seinen Wahlkreis. Daher wollte er sich für die betroffenen Anwohner einsetzen und mit der Bahn Kontakt aufnehmen. Doch an dem Konzern hat auch er sich bislang die Zähne ausgebissen. "Man kann nur verzweifeln, weil man ständig gegen eine Wand rennt", so Kossiski.

Die Bahn ziehe sich regelmäßig auf Paragrafen aus dem zurückliegenden Planungsverfahren zurück und das sei es dann, empört er sich. Er könne von Düsseldorf aus kaum mehr etwas unternehmen, weil die Entscheider bei der Bahn in Berlin sitzen.

Auch der Stadt Köln scheinen rechtlich aktuell die Hände gebunden zu sein: Die Gleise und das ICE-Wartungswerk in Longerich sind im Eigentum der Deutschen Bahn und der laufende Betrieb ist durch das vorangegangene Genehmigungsverfahren legitimiert. Schon seit Februar 2018 ist die hochmoderne Anlage in Longerich in Betrieb. Und seitdem werden auch die Huptests auf den Gleisen durchgeführt. Erst kürzlich hat das Eisenbahn-Bundesamt der Stadt Köln mitgeteilt, dass das Wartungswerk in Longerich an den Huptests festhalten werde, weil das Funktionieren der so genannten Makrofone sicherheitsrelevant sei.

Ein bisschen Hoffnung

Anwohner Heiko Braak und seine Mitstreiter haben trotz der verfahrenen Lage dennoch nicht völlig resigniert. Grund dafür ist ein Lärmgutachten, das das Umweltamt der Stadt Köln kürzlich hat erstellen lassen. Dieses soll laut Aussage der Stadt nun erst einmal mit dem Eisenbahn-Bundesamt besprochen werden. Die Mitteilung der Ergebnisse dieser Gespräche sowie die Offenlegung des Lärmgutachtens werden laut Aussage der Stadt aber erst im Januar erfolgen.


Die Mitglieder der Nachbarschaftsinitiative haben nun vereinbart, dass sie sich nach Ansicht des Gutachtens Anfang kommenden Jahres noch einmal mit der Stadt zusammensetzen und beraten wollen, wie es weitergehen soll. Auch Andreas Kossiski will sich dann noch mal mit den Anwohnern treffen. Für Braak und die übrigen Betroffenen gibt es also noch ein Fünkchen Hoffnung – und vielleicht bald auch wieder einen ruhigeren Schlaf.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Dr. Heiko Braak
  • Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Andreas Kossiski
  • Sprecherin der Stadt Köln Sabine Wotzlaw
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