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1. FC Köln: Warum Maurice Banach für mich unvergesslich bleibt


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30 Jahre nach dem Tod
Ein Trikot für "Mucki – so bleibt Banach unvergessen


11.03.2021Lesedauer: 4 Min.
Andreas Gielchen und Claudia Banach: Sie stellten das Tribut-Trikot für "Mucki" vor.Vergrößern des Bildes
Andreas Gielchen und Claudia Banach: Sie stellten das Tribut-Trikot für "Mucki" vor. (Quelle: Herbert Bucco/imago-images-bilder)
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Vor 30 Jahren kam der Kölner Stürmer Maurice Banach bei einem Autounfall ums Leben. Nun wird mit einem Tribut-Trikot an "Mucki" gedacht. Für t-online-Autor Marc L. Merten hat der Spieler eine besondere Bedeutung.

Alexander Bade trug den Sarg. Daran erinnere ich mich, wenn ich an den Tod von Maurice Banach denke. Fast 30 Jahre ist dieser Schicksalstag her. Am Donnerstag ist in Köln ein Gedenktrikot vorgestellt worden, dessen Verkauf der Familie des 1991 verstorbenen Stürmers des 1. FC Köln zukommen wird. Doch Maurice Banach bleibt ohnehin unvergessen. Auch für mich, der dank "Mucki" FC-Fan wurde.

Irgendwie interessierte mich dieser 1. FC Köln damals schon, als ich acht Jahre alt war, im Sommer 1990. In der Vorsaison hatte ich gerade mein erstes Panini-Album gefüllt. Die Fotos von Bodo Illgner, Pierre Littbarski oder Paul Steiner versprühten in mir aber noch kein Leben. Die WM in Italien gab ihnen erstmals ein Gesicht. Wenn ich gerade keines der Spiele schaute, wollte ich im Garten sein wie Bodo, der Elfmeter-Killer. Und so warf ich mich in die Schüsse meines älteren Bruders. Stürmer zu sein, reizte mich damals noch nicht.

"Bodo im Tor, Mucki im Sturm: Meine beiden FC-Idole"

Eine Saison später war alles anders. Ich durfte nun die Zusammenfassungen der Bundesligaspiele im Fernsehen sehen. Den FC zuallererst, na klar. Und da war er, dieser Stürmer, der Neue, den ich noch nicht aus meinem Panini-Album kannte. Maurice Banach, genannt Mucki. Zehn Tore schoss er in den ersten 27 Spielen. Dann kam der 4. Mai 1991. Ich war auf einen Kindergeburtstag eingeladen und aufgeregt wie noch nie. Denn es ging ins Müngersdorfer Stadion. Das erste Mal in meinem Leben würde ich ein Fußballspiel aus nächster Nähe verfolgen. Und ich würde sie sehen: Bodo im Tor, Mucki im Sturm. Meine beiden FC-Idole.

Gegner war der 1. FC Nürnberg. Die Clubberer trugen Trikots mit Kordeln als Kragenzug. Heute unvorstellbar. Der FC gewann. Marc Oechler traf erst per Eigentor für die Geißböcke, dann glich er für Nürnberg aus. Doch Pierre Littbarski und Frank Ordenewitz machten alles klar. Mein Stürmer, auf den ich so gehofft hatte, blieb ohne eigenes Tor. Aber ich dachte: Irgendwann werde ich ihn treffen sehen. Doch ein halbes Jahr später zerriss es mir und allen anderen FC-Fans da draußen das Herz.

Der 17. November 1991 wird vielen von uns immer im Gedächtnis bleiben. Auch mir, der tags drauf in der Zeitung lesen musste, dass Maurice Banach an besagtem Sonntagmorgen auf der Fahrt von seinen Schwiegereltern in Münster nach Köln zum Training in seinem blauen Opel Omega verunglückt war. Auf der A1 an einem Brückenpfeiler bei Remscheid. Ich sah Mucki Banach nur dieses eine Mal am 4. Mai 1991 live im Stadion.

In den Herzen der Fans blieb Banach unvergessen. Doch der 1. FC Köln vergaß die Familie, da war der Spieler noch nicht einmal unter der Erde. Von diesen Abgründen des Profifußballs hörte man aber erst 18 Jahre später. Witwe Claudia brach 2009 ihr Schweigen, erzählte von der unglaublichen Verweigerung des Klubs, ihr und ihren beiden kleinen Kindern nach dem Tod ihres Mannes zu helfen. Erst gab es Streit um eine Versicherung. "Geschäftsführer Wolfgang Schänzler zahlte mir nur einen kleinen Teil", berichtete sie damals beim FC-Stammtisch, einer kölschen Institution.

"Die Begründung: Ich müsste mir ja keinen neuen Mann kaufen, der FC aber einen neuen Spieler." Drei Jahre später schickte der FC gar eine Rechnung, in der verbliebene Ansprüche der Witwe gegen Miete und Möbelkosten aufgerechnet wurden. Insgesamt rund 20.000 Euro wollte der Klub plötzlich von der Witwe haben.

Ein Skandal, der heute noch in Claudia Banach Ärger und Enttäuschung aufkochen lässt. Doch 30 Jahre nach dem Tod ihres Mannes gibt es Hoffnung – und Hilfe. Andreas Gielchen, der damals gegen Nürnberg beim Stand von 2:1 eingewechselt worden war, hat erreicht, was niemandem sonst möglich war. Er hat Hilfe organisiert.

Am Donnerstag stellte er ein Gedenktrikot vor, dessen Einnahmen der Familie Banach zugutekommen werden. "Ich bin sehr dankbar, was Andreas Gielchen und der FC auf die Beine gestellt haben", sagte Claudia Banach im Rahmen der Trikot-Vorstellung. "Ich habe jetzt das Gefühl, das ich vor 30 Jahren gerne gehabt hätte, nämlich, dass man für uns da ist."

Zudem erwirkte der einstige FC-Profi Gielchen, dass sich der 1. FC Köln endlich zu seinem einstigen Stürmer bekennt und hilft. Sobald die Corona-Pandemie überwunden ist, wird es ein Abschiedsspiel für Mucki geben. Der Vertrag ist unterschrieben, eine Anzahlung des FC an die Familie der Witwe bereits geleistet. Kein Wunder, dass es nun funktioniert, schließlich spielte der heutige FC-Geschäftsführer Horst Heldt selbst noch mit Banach. "Mit dem Benefizspiel habe ich nicht gerechnet. Da habe ich gemerkt, dass es eine Verbindung zwischen Horst Heldt und Mucki gab und es ihm leidtut, wie es damals gelaufen ist", erklärte Claudia Banach.

Die Idee für das Trikot hatte Gielchen nach einem Facebook-Post. Der ehemalige Spieler hatte ein Foto von Banachs Grab gepostet und Unmengen an Reaktionen erhalten. "Da habe ich gemerkt, was es für eine große Anteilnahme gibt. Schließlich habe ich die Idee mit dem Gedächtnistrikot eingebracht und viel Unterstützung von Leuten bekommen, die ihre Hilfe angeboten haben", erinnerte sich der ehemalige Profi am Donnerstag.

Ich werde mir ein solches Trikot kaufen. Es wird einen Ehrenplatz bekommen in unserer GEISSBLOG-Redaktion. Dort hängt bislang nur ein Trikot: von Bodo Illgner. Maurice Banach aber gehört direkt daneben. Niemand sonst. Denn ohne die beiden wäre ich vielleicht nie FC-Fan geworden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Pressekonferenz zur Trikotveröffentlichung
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