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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Alle Flüge annuliert Flughafen Köln/Bonn: Drohen Streiks in den Osterferien?

Der Flughafen Köln/Bonn ist am Montag leer und verlassen. Ein Verdi-Streik legt den gesamten Flugbetrieb lahm. Dabei ist ein weiterer Streik in den Osterferien nicht ausgeschlossen.
Am Flughafen Köln/Bonn ist es an diesem Montag wie ausgestorben. Auf den Gängen bewegen sich fast ausschließlich Flughafenpersonal oder Reinigungskräfte, die heute bei ihrer Arbeit sicherlich nicht gestört werden. Vom Streik haben die meisten Passagiere offensichtlich mitbekommen und sich bereits im Vorfeld informiert.
Alle Flüge sind annulliert, weshalb es für die wenigen, die den Streik doch nicht mitbekommen haben, nur die Möglichkeit gibt, in einem Café zu warten. Auch an den Schaltern sitzt kaum Personal. Eine Mitarbeiterin in einem Zeitschriftengeschäft sortiert als einzige Abwechslung die Tageszeitungen um. Die Sicherheitskontrollen sind ebenso verwaist wie die Check-in-Schalter der Fluggesellschaften. Vor allem das Terminal 2 ist menschenleer. Vereinzelt irren verzweifelte Passagiere durch die Gänge, organisieren sich ein Hotelzimmer für die Nacht oder rennen noch schnell zum Bahnhof, um einen Zug irgendwohin zu erwischen.
Streik am Flughafen Köln/Bonn: Warnstreik als Antwort auf gescheiterte Tarifverhandlungen
Am Übergang vom Bahnhof zum Terminal haben Verdi-Vertreter ihren Streikposten aufgebaut und informieren die wenigen Ankommenden über das Geschehen. Eine von ihnen ist Duygu Küpür, Gewerkschaftssekretärin von Verdi. Sie ist für die Beschäftigten des Flughafens Köln/Bonns zuständig. "Wir haben mit Beginn der Frühschicht zum Streik aufgerufen." Bis Montagnacht, 23 Uhr, legen die Beschäftigten ihre Arbeit nieder.
Küpür ist an diesem Montagvormittag zufrieden, dass so viele Menschen für ihre Rechte eingestehen: "Wir haben zwei Tarifrunden ohne Ergebnisse abgewartet. Ohne ein Angebot von der Arbeitgeberseite." Das sei "ein Schlag ins Gesicht" für Beschäftigte des Flughafens, der Warnstreik die Antwort darauf. Am 14. März gehe es in die dritte Verhandlungsrunde. "Da kommt es darauf an, dass der Arbeitgeber ein sprachfähiges Angebot hinlegt", sagt Küpur.
Flughafen Köln/Bonn: Streikgefahr in den Osterferien
Auch Özay Tarim ist vor Ort. Er ist Gewerkschaftssekretär bei Verdi für die Luftsicherheitbranche. Einen Streik am Flughafen, der in die Osterferien zwischen 14. und 26. April fällt, könne man derzeit nicht ausschließen, sagt er. Über acht Verhandlungsrunden hänge man derzeit mit den Arbeitgebern fest. Wenn nach der nächsten Tarifrunde am 26. und 27. März nichts passiere, sehe man sich gezwungen, zu reagieren.
"Wir wollen aber keinen Streik", betont er. Gerne möchte man Fluggästen Planungssicherheit geben. "Aber wir wollen auch, dass die Beschäftigten, die im Schichtbetrieb arbeiten, gute Arbeitsbedingungen haben", so Tarim. Man fordere fünf Tage mehr Urlaub, so wie einen unbefristeten Arbeitsvertrag nach 12 Monaten für Beschäftigte der Flugsicherheit. Mit Blick auf die nächste Verhandlungsrunde am 26. und 27. März sagt er: "Der Ball liegt jetzt bei den Arbeitgebern.
Flughafen Köln/Bonn: Reisende sollten sich bei ihrer Airline oder Reisveranstalter erkundigen
Ein ungewöhnlicher Montagmorgen am Flughafen Köln/Bonn ist es auch für Lukas Weinberger, den Pressesprecher des Flughafens. "Die Terminals sind nahezu leer. Es ist quasi niemand hier, außer Leute, die hier arbeiten, und Journalisten." Die Zeiten, in denen Reisende am Streiktag mit Koffern und Gepäck zum Flughafen kamen, seien vorbei, räumt er ein.
Der Flughafen selbst sitze nicht mit an einem Verhandlungstisch. "Wir sind nur die Kulisse, an der gestreikt wird", erklärt der Pressesprecher. Vom Streik betroffenen Fluggästen rät er: "Reisende sollten sich bei ihrer Airline oder ihrem Reiseveranstalter erkundigen und fragen, wie es um ihren Flugstatus bestellt ist. Geht mein Flug, geht er nicht? Wird er verlegt, wie kann ich umbuchen und so weiter. Gerne auch mit Blick auf den morgigen Tag."
Neben den wenigen gestressten, gelangweilten oder genervten Menschen im Terminal gibt es aber auch solche, die über beide Ohren strahlen: Zwei Kindergartengruppen werden mit ihren Erzieherinnen von einem Flughafenmitarbeiter herumgeführt. Abhebende Flugzeuge sehen sie zwar nicht, dafür haben sie heute den ganzen Flughafen für sich.
- Reporter vor Ort