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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bundestagswahl 2025 Warum im Wahlkreis Köln II kaum jemand AfD wählt
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Im Wahlkreis Köln II hat die AfD ihr bundesweit schwächstes Ergebnis eingefahren. Was sind mögliche Gründe für die Schlappe in der Innenstadt?
In der Domstadt sind am Montagmorgen alle Stimmen aus mehr als 1.000 Bezirken ausgezählt: Die Ergebnisse der Bundestagswahl 2025 stehen damit vorläufig fest. Während es im gesamten Kölner Stadtgebiet zu einem knappen Rennen zwischen CDU (22,2 Prozent), Grünen (21,7) und SPD (19,1) gekommen ist, gibt es in einigen Stimmbezirken teils starke Ausreißer für die AfD oder die Linke.
Im Stadtteil Lindweiler kommt die AfD auf 34,6 Prozent und liegt damit fast 15 Prozent vor der SPD. Auch der zweitstärkste Wahlbezirk mit 32,8 Prozent liegt in Chorweiler, gefolgt von 32,7 Prozent in Porz-Urbach. In der Innenstadt zeigt sich allerdings ein anderes Bild. Im Wahlkreis Köln II erreicht die AfD mit 6,3 Prozent ihr deutschlandweit schlechtestes Ergebnis bei dieser Wahl.
Bereits im Jahr 2017 erhielt die AfD hier das zweitniedrigste Ergebnis (5,1 Prozent) bei der Bundestagswahl. Der Wahlkreis Köln II umfasst den südwestlichen Teil der kreisfreien Stadt Köln mit den Stadtteilen Altstadt-Süd und Neustadt-Süd vom Stadtbezirk 1 Innenstadt und die Stadtbezirke 2 Rodenkirchen und 3 Lindenthal.
Bundestagswahl 2025: Widerstand gegen die AfD im Innenstadt-Bereich
Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk stellte Alexander Häusler, Sozialwissenschaftler der Universität Düsseldorf, bereits im Jahr 2017 fest, Köln sei "eine sehr lebendige, und zwar auch Milieu übergreifende Stadtkultur und Zivilgesellschaft, die stark engagiert gegen rechts ist". Der damalige Leiter der Informations- und Bildungsstelle des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, Hans-Peter Killguss, sagte dem Sender, dass historisch betrachtet die niedrigen Zustimmungswerte im Wahlkreis Köln II nicht auf alte Wahltraditionen zurückgehen. Vielmehr handle es sich um neuere Resilienzen.
Resilienzen, die sich kurz nach dieser Bundestagswahl, in der die AfD in diesem Wahlkreis ihr schwächstes bundesweites Ergebnis erzielt hat, auch im Netz zeigen. In einer Diskussion über das Wahlergebnis im Online-Forum "Reddit" schreibt ein Nutzer: "War Wahlhelfer in Köln I und war allgemein sehr positiv überrascht." In unserem Bezirk hatten wir eine extrem starke Linke. Dazu viele SPD-Stimmen. Glaube AfD war nur 3. Stärkste Kraft. AfD unter 5 Prozent wär natürlich bombastisch, aber halt einfach ich unrealistisch in diesem Jahr."
Ein anderer kommentiert simpel mit: "Kein Kölsch für Nazis" und spielt damit auf eine Kampagne der Kölner Kulturszene und von Gastronomen an, die sich bereits seit Jahren gegen Rassismus und rechte Hetze einsetzen.
Nach eigener Aussage steht die Kampagne für eine offene und tolerante Stadtgesellschaft und will Menschen dazu ermutigen, sich offen gegen rechts auszusprechen. Eine Kampagne, die im Kölner Stadtleben, gerade im Bereich der Innenstadt, tief verankert ist. Zudem kooperiert die Kampagne mit Aktionsbündnissen "Köln gegen Rechts", "Kein Veedel für Rassismus" und "Köln stellt sich Quer", die bereits in der Vergangenheit große Demonstrationen gegen rechts und die AfD organisiert haben – auch in Chorweiler. Hier demonstrierten Anfang des Jahres um die 600 Menschen gegen einen Kreisparteitag der AfD.
- reddit.com: "Beitrag" vom 24. Februar 2025
- deutschlandfunk.de: "Warum Wahlkreis Köln II kaum AfD wählt" abgerufen am 24. Februar 2025
- Artikel von t-online
- bundeswahlleiterin.de: "Köln II" vom 24. Februar 2025
- stadt-koeln.de: "Köln II, 2017" abgerufen am 24. Februar 2025