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Köln: Diese Kölsch-Größe kennen nur echte Kölner


Kuriosität der Kölner Bierkultur
Diese Kölsch-Größe kennen nur echte Kölner


15.02.2025 - 06:00 UhrLesedauer: 2 Min.
Ein "Stößchen" steht auf einem Tisch in einer Kölner Kneipe: Nicht überall kann diese ungewöhnliche Kölsch-Größe bestellt werden.Vergrößern des Bildes
Ein "Stößchen" steht auf einem Tisch in einer Kölner Kneipe: Nicht überall kann diese ungewöhnliche Kölsch-Größe bestellt werden. (Quelle: Martin Henning)
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Der Kölner trinkt sein Kölsch in der Stange, das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Daneben gibt es aber eine kaum noch bekannte Kölsch-Größe.

Sie existieren noch, die ursprünglichen Kölner Kneipen und Brauhäuser. Wer eine dieser Schankwirtschaften besucht und seinen Blick über die Tische wandern lässt, kann manchmal auch ein ungewöhnlich kleines Kölschglas entdecken. Es fasst maximal 0,18 Liter und wird nicht komplett befüllt. Etwa mittig am Glas ist ein 0,1-Liter-Strich angebracht.

Ein Fabrikationsfehler? Nein, hierbei handelt es sich um das sogenannte Stößchen, auf Kölsch "Stössje" genannt. Michael Busemann vom Kölner Brauerei-Verband klärt auf: "Es ist eine Kuriosität der Kölner Bierkultur." Nur noch wenige Traditionsgaststätten und Brauhäuser führen diese Größe, dabei ist sie vor allem bei Köbessen und Wirten beliebt.

Kölner "Stößchen" war früher ein Statussymbol

Denn werden diese vom Gast auf ein Kölsch eingeladen – und das passiert recht häufig – können sie eine geringere Menge mittrinken. Ein weiterer Vorteil: "Der Preis für ein 'Stößchen' ist meist mit einem 0,2-Liter-Kölschglas identisch", sagt Busemann. Weniger ausschenken und trotzdem das Gleiche abrechnen, finde jeder Kneipenbesitzer gut.

Früher sei das "Stößchen" auch als "Autofahrerbier" oder "Angeberbier" bekannt gewesen, weiß der Experte. "Wer ein 'Stößchen' bestellte, zahlte verhältnismäßig mehr und zeigte damit indirekt, dass Geld für ihn keine Rolle spielte. Es war also eine Art stilles Statussymbol."

Durch die ungewöhnliche Größe und die nicht vollständige Befüllung ermöglicht das Mini-Kölsch mehr Schaumvolumen. Außerdem kann es schneller getrunken werden und damit ist es noch unwahrscheinlicher, dass das Bier schal wird.

Aufregung um Eichstrich

Die kleine 0,1-Liter-Markierung am Glas gibt es erst seit 2004. "In Köln wird kolportiert, dass ein Düsseldorfer sich damals beim Eichamt über den fehlenden Füllstrich beschwert hat und die Markierung seitdem Pflicht ist", sagt Busemann.

Der "Trierische Volksfreund" berichtet dagegen, dass die Entscheidung im Ruhrgebiet gefallen sei. Auch in dieser Version soll die Beschwerde eines Kneipengastes der Ursprung gewesen sein. Das Eichamt in Hagen habe daraufhin eine Prüfung durchgeführt, festgestellt, dass die Gläser nicht dem Gesetz über das Mess- und Eichwesen entsprechen und die Pflicht zur Markierung eingeführt.

Findiger Wirt nutzte Wartezeiten aus

Die Geschichte des "Stößchens" hat wider Erwarten nicht in Köln, sondern in Dortmund begonnen und ist eng mit dem Bau der Eisenbahn verknüpft. "Im 19. Jahrhundert trennte die Eisenbahnlinie der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft die Innenstädte", erzählt Bierexperte Busemann. "Am Dortmunder Burgtor gab es keine Unterführung, sodass Fußgänger häufig vor geschlossenen Schranken warten mussten."

Der findige Wirt einer nahegelegenen Kneipe habe das Potenzial dieser Situation erkannt. "Er begann, den wartenden Passanten Bier in kleinen Gläsern zu servieren, die schnell konsumiert werden konnten." Ebenjene 'Stößchen'. Natürlich nicht mit Kölsch, sondern mit dem im Ruhrpott beliebten Pils.

Diejenigen, die das "Stößchen" noch heute in Köln anbieten, sind sich seiner Geschichte bewusst. Beim Besuch einer Kneipe in der Südstadt betont eine Wirtin, beim Mini-Kölsch handele es sich um die "wahre" Größe, die alteingesessene Kölner trinken würden. Wie man "wahr" definiert, ist sicherlich Auslegungssache. Schließlich wird Kölsch weit über die Stadtgrenzen hinaus mit der 0,2-Liter-Stange in Verbindung gebracht. Dennoch ist das "Stößchen" Zeugnis der vielfältigen Kölner Bierkultur.

Verwendete Quellen

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