t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalKöln

Köln: Weißhaus in Sülz gehört "Bett1"-Inhaber


Luxus auf 20.000 Quadratmetern
Weißhaus: Ein Wasserschloss mitten in Köln


Aktualisiert am 26.08.2024Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Ballonfahrt über Köln - Wasserschloss WeißhausVergrößern des Bildes
Das Weißhaus aus der Vogelperspektive (Archivbild): Das Foto entstand im Jahr 2013 während eines Fotoprojekts mit einem Heißluftballon. (Quelle: Raimond Spekking)

Das Weißhaus in Sülz war einst eine Sommerresidenz für Mönche. Dann wurde es zerstört, brannte nieder und wurde als Wasserschloss neu angelegt. Heute gehört es einem Matratzen-Riesen. Das findet nicht überall Begeisterung.

An der Eingangsseite ragen rostrote, meterhohe Eisenzäune empor. Nord- und Südseite sind mit dicken Mauern und Stacheldraht abgesichert. Schilder weisen darauf hin, dass das Areal mit Videokameras überwacht wird. Die Botschaft an Neugierige ist deutlich: Hier verschafft sich keine unbefugte Person Zugang.

Wenn im Sommer Efeu und Co. die Eisenzäune überwuchern, ist der Blick auf Schloss Weißhaus fast vollständig verdeckt. Nur an wenigen Stellen kann man von außen auf das Privatgelände schauen und erahnen, wie schön es ist. Der Blick fällt auf die große Wasserfläche, die Lebensraum für Vögel und andere Tiere bietet, sowie auf gepflegte Gärten und Bäume.

Die Rahmendaten des Areals an der Luxemburger Straße 201 sind beeindruckend: Über 20.000 Quadratmeter Fläche garantieren ausreichend Raum. Das Wasserschloss selbst ist 873 Quadratmeter groß und bietet neben elf Zimmern ein Schwimmbad, Sporträume sowie eine eigene Kapelle, die 1849 durch den Kaufmann Johann Adam Jansen in Auftrag gegeben wurde. Architekt war der spätere Dombaumeister Vincent Statz.

Zerstört, abgebrannt, überschwemmt

Erstmals erwähnt wird das Weißhaus in einer Urkunde aus dem Jahr 1378. Grundstückseigentümer waren damals die Äbte der Benediktinerabtei Sankt Pantaleon in Köln. Im Laufe der Jahrhunderte musste das Weißhaus immer wieder neu errichtet werden. 1474 wurde es aus Sicherheitsgründen von der Stadt Köln zerstört, als Karl der Kühne mit seinem Heer im Neusser Krieg anrückte. Nach einem Neuaufbau fiel es 1584 einem Brand zum Opfer.

Wieder instand gesetzt, wurde das Weißhaus 1658 durch eine Überschwemmung des nahegelegenen Duffesbaches zerstört. Danach legten die Bauherren das Gebäude erstmals als Wasserschloss an. 1669 ließ Abt Aegidius Romanus die Anlage als Sommerresidenz für Sankt Pantaleon ausbauen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Anwesen erneut zerstört, der Wiederaufbau dauerte bis 1953. Neuer Besitzer des Wasserschlosses wurde der Frechener Ziegel-Unternehmer Heinrich Wolf, der sich auch das an das Areal angrenzende Weißhaus-Kino sicherte.

Stadt Köln wollte Weißhaus nicht kaufen

Wolf starb 2010. Fünf Jahre später machte sich die Erbengemeinschaft auf die Suche nach einem Käufer für Schloss Weißhaus. Die Stadt Köln hätte das Areal erwerben und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen können, dem Rat war der angebliche Kaufpreis von 8,5 Millionen Euro aber zu hoch. Zudem fürchtete man weitere hohe Kosten durch Unterhalt, Sanierung, Pflege und Betrieb. 2019 teilte der Immobilienmakler Greif & Contzen mit, dass das Areal verkauft worden sei. Käufer und Verkaufspreis wurden nicht genannt.

Auch heute verrät die riesige Eingangstür von Schloss Weißhaus seinen Besitzer nicht. Am Briefkasten hängt lediglich ein kleiner Zettel mit den Kontaktdaten des Hausmeisters. Lange blieb der Käufer geheim. Mittlerweile ist klar: Aktueller Eigentümer ist der Berliner Unternehmer Adam Szpyt.

Wer ist Weißhaus-Besitzer Adam Szpyt?

Empfohlener externer Inhalt
Youtube

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Youtube-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Youtube-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

2004 gründete Szpyt das Unternehmen Bett1.de, einen Bettenhandel mit Direktvertrieb übers Internet. Mit deutlich günstigeren Preisen stellte er den Markt auf den Kopf. Mit seiner Herangehensweise ist er erfolgreich. 2021 setzte Bett1 nach Schätzungen von Statista rund 130 Millionen Euro um, neuere oder offizielle Zahlen existieren nicht.

Szpyt trat in der jüngeren Vergangenheit auch als Sponsor für Tennisturniere auf und fördert mit einer eigenen Initiative den Sport an Berliner und Brandenburger Grundschulen. Ansonsten ist über ihn nur wenig bekannt.

Stadt Köln wollte Parkanlage öffentlich zugänglich machen

Die Freude darüber, dass ein Berliner Unternehmer die Wasserschloss-Anlage gekauft hat, hält sich bei den Kölnern in Grenzen. Es gab nämlich eine Zeit, da öffnete der Vorbesitzer Heinrich Wolf seinen Schlosspark auch für andere. So ließ er Kinder im Winter auf seinem Teich Schlittschuh laufen. Nach Informationen der "Kölner Rundschau" hatte die Stadt 2020 ein finanzielles Angebot vorbereitet, um dem aktuellen Schlossherrn eine Öffnung der Anlage schmackhaft zu machen. Doch das lief offenbar ins Leere.

Bis heute hält sich Szpyt bedeckt, was er außer der persönlichen Nutzung mit dem Areal plant. Am Rande eines Tennisturniers in der Lanxess Arena im Oktober 2020 sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger": "Wir haben etwas vor damit, die Stadt kann gespannt sein. Vielleicht werden wir dort etwas für Künstler machen." Mehr als diese Andeutung gab es bislang nicht.

Fest steht: Da die Schloss- und Parkanlage seit 1995 unter Denkmalschutz steht, muss Szpyt sämtliche Bauvorhaben und Änderungen durch die Untere Denkmalbehörde genehmigen lassen. Anfragen der Behörde an den Unternehmer seien bislang jedoch ins Leere gelaufen, heißt es. Dass die Anlage unter dem aktuellen Besitzer wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, ist also unwahrscheinlich.

Verwendete Quellen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website