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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kölner Karneval Weiberfastnacht: Alle Details zum Event auf dem Ring
Knapp drei Wochen vor Weiberfastnacht stellt der Veranstalter das Konzept für die Alternativ-Veranstaltung auf dem Hohenstaufenring vor – aus der LGBTQ-Community und der SPD kommt Kritik.
Sie war der einzige Tagesordnungspunkt für die Sondersitzung der Bezirksvertretung Innenstadt am Montagabend: die geplante neue Bühne auf dem Hohenstaufenring an Weiberfastnacht. Die Veranstaltung, für die die Stadt Köln kurz vor Weihnachten Fördermittel in Höhe von 320.000 Euro bewilligt hatte, soll innerhalb weniger Wochen von der Karnevalsgesellschaft "Die Große von 1823" in Zusammenarbeit mit dem Event-Veranstalter "Handevent 7" organisiert werden.
Am Montagabend kamen nun Vertreter des Bürgeramts, der organisierenden Karnevalsgesellschaft, Ordnungsamt und Polizei in der Sondersitzung zusammen, um das Konzept von "Karneval Open Ring" vorzustellen und zu evaluieren. Mit dabei auch der Queer-Beauftragte der Polizei, Thorsten Helmers, Vertreter der "Wirtegemeinschaft Schaafenstraße", von "Cologne Pride" und der "Stadtarbeitsgemeinschaft Queerpolitik". Auf der nahen Schaafenstraße befinden sich viele LGBTQ-Bars, die Community fürchtet aufgrund des geplanten Events eine Zunahme von homo- und transphoben Übergriffen.
Zu Beginn der Sitzung wurde das Ziel der neuen Veranstaltung noch einmal klargestellt: Entlastung für die an Karneval regelmäßig völlig überfüllte Zülpicher Straße. Dazu soll ein Abschnitt auf dem Hohenstaufenring zwischen Schaafenstraße und Schaevenstraße bespielt werden. Hier will man laut Veranstalter jugendliche Feiernde "zwei bis drei Stunden binden". Gelingen soll das durch drei "Szeneflächen", die "intelligent bespielt" werden sollen – das heißt je nach Auslastung verlagernd in den einen oder anderen Bereich.
"Pilotprojekt" für die kommenden Jahre
Der Eintritt ist frei, es sind allerdings maximal 7.500 Personen erlaubt, bei stärkerer Auslastung soll frühzeitig reduziert werden, die Auslastung soll auf großen LED-Wänden angezeigt werden. 85 Sicherheitskräfte sollen das Event absichern, dazu werden an den Eingängen rund fünf Meter hohe Türme aufgestellt, von denen aus sich das Gelände überblicken lässt. Der Abschnitt des Hohenstaufenrings soll an Weiberfastnacht von 5 bis 20 Uhr gesperrt werden.
Das Event soll um 9 Uhr beginnen, auf der Bühne wird WDR-Moderatorin Estella Mazur durch das Programm führen. Das besteht aus einer Mischung aus DJs und Live-Bands, "Kempes Feinest", "Stadtrand" und die "Rhythmussportgruppe" treten auf.
Joachim Zöller, Präsident der KG "Die Große von 1823" betonte, dass er das Event als "Pilotprojekt" betrachte. "Natürlich kann das Event keine Lösung für die Zülpicher Straße sein", sagte er. Dazu seien zwei bis drei Stunden nicht ausreichend. Bei Gelingen der Veranstaltung könne das Konzept in den kommenden Jahren erweitert werden. Die SPD kritisierte genau dieses "Ausprobieren". Es handele sich hier nur um eine "Veranstaltung in der Veranstaltung", so Tim Cremer. Sein Parteikollege Alicem Polat kritisierte die Eile, mit der die Veranstaltung nun seitens der Stadtverwaltung durchgedrückt werde und traf damit auf breite Zustimmung unter den Teilnehmern.
Harsche Kritik aus der LGBTQ-Szene
Auf völliges Unverständnis stieß das Konzept bei den Vertretern der LGBTQ-Community. Der Geschäftsführer von "Cologne Pride", Uwe Weiler, sprach von einem "Skandal", sollte das Konzept genehmigt werden. Wie wolle man kontrollieren, wer die Schaafenstraße vom Ring aus betrete und dort gegebenenfalls Mitglieder der LGBTQ-Community angreife, wollte er wissen. Zudem kritisierte er das Budget, das an dem Tag "verprasst" werde. Während der "Cologne Pride" schaffe man es, drei Tage lang mit demselben Budget vier Bühnen zu bespielen, so Weiler.
Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) bat alle Anwesenden darum, das Konzept als "Chance" und als "Anfang" zu begreifen. Thorsten Helmers, Queer-Beauftragter der Polizei, räumte ein, dass er das Sicherheitskonzept noch nicht im Detail habe einsehen können, machte aber auch darauf aufmerksam, dass viele Straftaten aus dem Bereich der Gewalt gegen Mitglieder der LGBTQ-Community gar nicht angezeigt würden.
Anwohnerschreiben soll diese Woche verschickt werden
Besorgten Fragen aus der Anwohnerschaft entgegnete der Veranstalter mit einer Bitte um Geduld. "Wir werden diese Wochen ein Anwohneranschreiben verschicken, die Planung ist sehr kurzfristig. Wir schieben viele Nachtschichten", so eine Vertreterin der "Handevent 7 GmbH". Man wolle aber auf alle Beteiligten in den kommenden Wochen zukommen.
Das Konzept soll am Donnerstag beim "Runden Tisch Karneval" erneut diskutiert werden, danach folgt die endgültige Zustimmung oder Ablehnung im Stadtrat – der tagt allerdings erst am 6. Februar, also zwei Tage vor dem geplanten Event.
- Reporterin vor Ort