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Zum journalistischen Leitbild von t-online.1. FC Köln "Das kotzt mich an" – Baumgart poltert gegen die Stadt Köln
Steffen Baumgart hat nach dem 1:1 des 1. FC Köln gegen den FC Augsburg zum Rundumschlag ausgeholt. Sein Ziel: die Stadt Köln und die Kölner Sportstätten.
Es ist ein wiederkehrendes Thema beim 1. FC Köln – und genau das ist das Problem. Jedes Jahr im Herbst gleicht der Rasen im Rheinenergiestadion nach nur einem Bundesliga-Spiel im Regen einer Ackerlandschaft. Kaum ein Profi-Stadion in Deutschland weist laut den Beobachtungen eines t-online Reporters einen derart schlechten Rasen auf wie Müngersdorf.
Der 1. FC Köln, insbesondere Steffen Baumgart, beklagt sich darüber jedes Jahr im Herbst. So auch am Samstag nach dem 1:1 gegen den FC Augsburg. Baumgarts Sorge: die Gesundheit der Spieler. Die rutschten am Samstag teilweise wieder aus, weil sie keinen Stand hatten. Bei harten Zweikämpfen und Sprintduellen mit schnellen Richtungswechseln ein unnötiges Verletzungsrisiko.
Baumgart: "Das ist eine Frechheit!"
Und so holte Baumgart nach der Partie die verbale Keule raus. Sein Zorn richtete sich gegen die Stadt Köln und die Kölner Sportstätten, die als städtische Verwaltung für die Pflege des Rheinenergiestadions zuständig ist. "Es wäre doch schön, wenn diese Stadt mal in der Lage wäre, einen Rasen richtig hinzubekommen", schimpfte der 51-Jährige. "Wenn sich einer das Kreuzband reißt, musst du dich irgendwann beim Gegner entschuldigen. Wir sind die einzige Stadt, die keinen anständigen Rasen hinbekommt."
Baumgart wollte diese Kritik explizit nicht als Grund für das 1:1 verstanden wissen, über das sich der FC-Trainer ebenso ärgerte. "Wir können immer über unsere Leistungen reden", fuhr Baumgart fort, "aber das hier ist eine Frechheit. Zum wiederholten Mal liegen die Jungs häufiger auf dem Arsch als alles andere. Das hier soll ein EM-Stadion sein? Der FC soll das Aushängeschild der Stadt sein? Und die Stadt kriegt es nicht hin. Vielleicht sollten die da mal wach werden und kapieren, worum es geht. Ich bin stinksauer. Das kotzt mich an."
Bekanntes Problem mit dem Rasen
Klare Worte des Trainers, auf die wohl keine Reaktion folgen dürfte. Die Probleme des Kölner Rasens sind bekannt, und weil jedes Jahr im Herbst und Winter noch weitere Stadion-Events stattfinden (2022 ein Eishockey-Spiel der Kölner Haie, 2023 im September ein Konzert von AnnenMayKantereit) kann selbst ein neuer Rasen keine Heilung bringen. Denn ein neu verlegter Rasen wächst im Winter nicht mehr an – und bleibt somit eine Rutschpartie bis ins Frühjahr. Baumgarts mahnende Worte dürften also einmal mehr unerhört bleiben.
Die Stimmen zum Spiel
Steffen Baumgart: "Ich bin nicht zufrieden. Bei der Anzahl an Torchancen muss das Spiel eher 3:3 statt 1:1 ausgehen. Da nützt es auch nichts, dass wir besser gespielt haben als vorher. Ein Punkt ist zu wenig. Es wäre mehr drin gewesen. Daher ist die Unzufriedenheit da. Wir sind jetzt Letzter, das ist nicht gut. Zwar haben wir einen Punkt mehr als gestern, aber das Ergebnis ist nicht so wie gewünscht. Bei unserem Glück hätten wir am Ende auch noch als Verlierer vom Platz gehen können. Aber wenn ich sehe, wie viele Chancen wir hatten und wie gut wir sie rausgespielt haben, dann passt das Ergebnis nicht zum Spiel."
Thomas Kessler: "Meine Gelbe Karte passiert in der Hitze des Gefechts. Linton Maina bekommt den Ball in den Fuß gespielt und kann alleine aufs Tor zulaufen. Der Gegenspieler verhindert die Situation mit der Hand. Ich gehe davon aus, dass das eine hundertprozentige Torchance geworden wäre. Ob wir sie gemacht hätten, bin ich mir heute nicht sicher, aber es wäre zumindest dazu gekommen. Es war ein absichtliches Handspiel, das habe ich moniert. Wir haben uns heute sehr gute Chancen herausgespielt, sie aber nicht genutzt. Sonst wären wir als klarer Sieger vom Platz gegangen. Fairerweise hatte Augsburg auch gute Möglichkeiten. Am Ende steht ein Punkt zu Buche, wir hätten aber lieber drei gehabt. Die Mannschaft hat vieles auf den Platz gebracht, was wir uns vorgenommen hatten. Das sollte uns bestärken."
Torschütze Linton Maina: "Nicht nur wegen der Situation, sondern auch wegen der Leistung ist der eine Punkt zu wenig. Wir hätten uns heute belohnen müssen für unsere Leistung. Das ist sehr ärgerlich. Die Chancen waren da, wir haben sie uns sehr gut herausgespielt. Das sah in den letzten Wochen schon mal anders aus. Beim Gegentor rutsche ich weg, komme nicht richtig in den Zweikampf. Das war ärgerlich, dass Augsburg so wieder ins Spiel gekommen ist. Mein Tor tut mir aber sehr gut. Bei der zweiten Situation habe ich leider zu lange überlegt. Wir hatten heute alle richtig Bock, die Fans haben uns mitgezogen. Man hat gesehen, dass wir gewinnen wollten. Die nächsten Wochen werden wir uns wieder belohnen."
Linksverteidiger Dominique Heintz: "Wir haben ein gutes Heimspiel gemacht, haben Druck gemacht, viele Bälle gewonnen. Wir hätten in der zweiten Hälfte das Tor machen müssen. Da mussten wir irgendwann aufpassen, dass wir nicht das zweite hinten kassieren. Da hatten wir Glück mit dem Pfostentreffer. Aber wir haben gezeigt, was wichtig ist: dass wir kämpfen, dass wir eine Einheit sind – das stimmt mich positiv. Jeder Punkt ist wichtig, der kann irgendwann noch entscheidend sein. Jedes Spiel ist ein Endspiel, es ist einfach so. Nächstes Mal müssen wir die Chancen einfach wieder machen. Ich spreche nicht gerne über meine eigene Leistung, aber wenn man mich reinschmeißt, dann gebe ich alles."
- Reporter vor Ort