Massive Klima-Proteste im Januar Fahndungsfotos: Polizei zeigt mutmaßliche Lützerath-Angreifer
Bei den teils gewalttätigen Protesten in Lützerath kam es zu zahlreichen Straftaten. Jetzt hat die Polizei Fotos von vier Männern veröffentlicht, die sich daran beteiligt haben sollen.
Acht Monate nach der Räumung des Dorfes Lützerath in Nordrhein-Westfalen hat die Polizei Fahndungsfotos von vier jungen Männern veröffentlicht, die bei den Klima-Protesten Einsatzkräfte attackiert haben sollen.
Die vier Männer seien zweifelsfrei als Teilnehmer des sogenannten "Schwarzen Blocks" identifiziert worden, so die Ermittler. Dabei handelt es sich um eine vermummte und in Teilen gewalttätige Gruppe, die versucht hatte, die Polizisten daran zu hindern, das Dorf, das dem Braunkohleabbau durch RWE im Westen weichen sollte, zu räumen.
Im Januar war es wegen der Räumung zu zweiwöchigen Auseinandersetzungen zwischen Klimaaktivisten und Polizisten gekommen. Mehrere Bagger im Braunkohlerevier wurden durch die Aktivisten ebenso zwischenzeitlich besetzt wie einige Bahntrassen, Straßen und das Dorf Lützerath. Schlussendlich wurde das Dorf aber geräumt und abgerissen.
Wer die vier Gesuchten sind, ist der Polizei bis heute nicht bekannt. Den Ermittlern liegen lediglich eine Reihe von Fotos der Männer vor.
Der Energiekonzern RWE hatte nach der Räumung des Dorfes eine Schadensersatzklage gegen die Lützerath-Aktivisten angekündigt. Nach Angaben des Energiekonzerns kam es zu erheblichen Sachbeschädigungen, unter anderem an Fahrzeugen und Anlagen des Konzerns. Zudem seien mehrere Brunnen und Schaltanlagen zerstört worden.
Minister spricht von rund 500 Straftaten
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte nach dem Ende der Proteste erklärt, dass es während der Blockaden rund 500 Straftaten gegeben habe. Insgesamt seien daraus rund 200 Anzeigen entstanden. Laut der Polizei wurden bei den zweiwöchigen Ausschreitungen zahlreiche Menschen verletzt: 25 Aktivisten und 59 Polizisten.
Das Medieninteresse während der Räumung von Lützerath war groß: Rund 900 Medienvertreter dokumentierten die tagelangen Auseinandersetzungen.
Dabei kam es auch zu brisanten Szenen: Einer der Aktivisten soll laut Reul etwa versucht haben, einem Polizisten die Schusswaffe zu entwenden. "Ich will gar nicht ausschließen und ausmalen, was da hätte passieren können", so Reul nach der Demo.
In einem zweiten Fall soll die Gruppe ein Polizeipferd gezielt so aufgescheucht haben, dass es auf die Bergbaugrube zu galoppiert sei. Die auf dem Pferd sitzende Beamte habe gerade noch abspringen können und das Tier vom Sturz in die mehrere Meter tiefe Grube abhalten können.
Die Aktivisten warfen der Polizei ein unverhältnismäßig hartes Vorgehen vor und sprachen von Polizeigewalt.
Auch gegen Polizeibeamte wurden nach dem zweiwöchigen Einsatz Ermittlungsverfahren eröffnet. Dabei ging es um den Verdacht der Körperverletzung im Amt. Die Ermittlungen einer für die Proteste eigens eingerichteten Ermittlungsgruppe dauern auch Monate nach den Vorfällen an.
- polizei.nrw: Vier Fahndungsaufrufe vom 26.09.2023
- wdr.de: Räumung Lützerath - Die Bilanz der Polizei
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa