Gefährlicher Protest im Kohledorf Aktivisten untertunneln Lützerath und riskieren ihr Leben
Besonders hartnäckige Aktivisten sind in Lützerath zu vielem bereit. Nun veröffentlichten sie Videos von Tunneln unter dem Dorf.
Der harte Kern der Aktivisten in Lützerath ist noch immer fest entschlossen, die Räumung des Braunkohleortes so lange wie möglich hinauszuzögern. Dass sie dabei sogar dazu bereit sind, ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, machen sie im Internet deutlich.
Auf einem YouTube-Kanal haben Aktivisten jüngst ein Video hochgeladen, dass ein Tunnelsystem unter dem besetzten Dorf zeigt. Zwei vermummte Protestler sitzen in einem unterirdischen Gang, der über Plastikschläuche mit Luft versorgt wird. Neben ihnen schmückt ein Strauß aus Kunstblumen den selbst gegrabenen Tunnel. "Der Tunnel ist eine sehr effektive Verteidigungsform gegen eine Räumung", erklärt einer von ihnen mit einer verfremdet erscheinenden Stimme.
Komplexes System mit Türen und "Lock ons"
"Das Sinnvolle daran ist halt, dass es viel schwieriger ist, einen Tunnel zu Räumen, als ein Baumhaus", führt der Mann fort. "Die Gänge werden mit Türen verbarrikadiert, einfach reinkommen ist dadurch viel schwieriger." Das Ziel dahinter: Den Polizeieinsatz so sehr in die Länge ziehen, dass Aktivisten an der Oberfläche eine Räumung doch noch verhindern können. "Dafür brauch es aber viel Zeit", erklären die beiden, bevor sie durch einen der schmalen Gänge kriechen.
Hoch genug, um im Tunnel zu sitzen, ist das mit Holzbalken abgestützte System nicht an jeder Stelle.
Einsturzgefährdete Tunnel sollen Räumung verzögern
Viel Arbeit ist in die Tunnel aber dennoch geflossen. Die Wände verfügen teilweise sogar über sogenannte "Lock ons." Das sind Betonklötze, die mit Rohen versehen sind. In diese Rohre kann man den Arm strecken, um sich im Inneren des Betonklotzes mit Handschellen festzuketten. Wolle die Polizei diese "Lock ons" beseitigen, so die Aktivisten, müssten sie zunächst die komplette Tunnel-Decke abstützen, weil das Gebilde sonst "einsturzgefährdet" sei.
Weiterhin verfolgen die Aktivisten mit der Untertunnelung Lützeraths noch eine weitere Taktik, die so simpel, wie selbstmörderisch anmutet: "Räumungsgerät muss vor dem unterhöhlten Bereich sofort stoppen, sonst droht Lebensgefahr", schreiben die Uploader des Videos in der Beschreibung des Clips auf Youtube. "Wir fordern die Höhlenrettung einzusetzen und Menschenleben nicht zu gefährden!" Auch so soll die Räumung also hinausgezögert werden.
Polizei bestätigt Existenz von Tunneln
Inzwischen hat die Polizei die Existenz von zwei Tunneln unter dem Kohledorf bestätigt. In einem von ihnen befänden sich Menschen, bestätigte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. Demnach habe das technische Hilfswerk in der Nacht auf Freitag versucht, die Aktivisten aus den unterirdischen Gängen herauszuholen. Der Einsatz wurde jedoch abgebrochen. Wann ein neuer Anlauf starten soll, ist laut dpa noch unklar.
- youtube.com: LuetziBleibt | Unser Aller Wald
- Material der dpa