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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vorzeitiges Ende der Kooperation FC "stolz" auf Rewe-Bruch mit dem DFB
Rewe-Chef Lionel Souque setzt ein Zeichen: Nach der Entscheidung der Supermarktkette, die Kooperation mit dem DFB zu beenden, zeigt sich der 1. FC Köln erleichtert.
Lionel Souque ist ein großer Fußballfan. Das Herz des Franzosen schlägt schon seit vielen Jahrzehnten für seinen Heimatklub, Paris St. Germain. Doch inzwischen ist der gebürtige Pariser auch Fan des 1. FC Köln, lebt der 51-Jährige doch schon lange in Köln und ist, seit er 2009 CEO des Rewe-Konzerns wurde, Teil der Gremien bei den Geißböcken, aktuell als Aufsichtsratsvorsitzender.
Zwischen PSG und dem FC bewegt sich Souque allerdings zwischen zwei Welten: in Frankreich mit PSG bei einem Verein, der seit 2011 im Besitz der Qatar Sports Investments ist – in Köln mit dem FC bei einem Verein, der zu 100 Prozent seinen rund 125.000 Mitgliedern gehört, Investoren qua Satzung ablehnt und sich in einer multikulturellen Großstadt aktiv für Diversität und Respekt unter allen Menschen einsetzt.
Präsident Wolf: "Haltung steht über jeder Regel"
Am Dienstag nun entschied Souque, sich als Rewe-Chef gegen die Fifa, gegen den Deutschen Fußball-Bund und damit auch gegen die WM 2022 in Katar zu stellen. Die Aufkündigung des DFB-Sponsorings nach dem deutschen Einknicken beim Streit um die "One Love"-Armbinde ist das bislang deutlichste Signal eines Unternehmens, dass ein Bruch mit verbindenden Werten spürbare Folgen haben muss. Während der DFB lieber mit diesen Werten brach, brach Rewe mit dem DFB.
Beim 1. FC Köln hat man diese Entscheidung mit Erleichterung zur Kenntnis genommen. Schon am Montagabend hatte sich FC-Präsident Werner Wolf – derzeit in den USA unterwegs – diplomatisch, aber enttäuscht geäußert. "Haltung steht über jeder Regel", sagte Wolf. Das Motto der Geißböcke, "Lebe wie du bist", sei unverhandelbar, so Wolf. Der FC hätte das Tragen einer Regenbogen- oder einer "One Love"-Binde unterstützt "und jede Sanktion gegenüber unserem Verband mittragen".
FC ist "stolz auf die Entscheidung" von Rewe
Doch dass der DFB lieber vor der Fifa kuschte, während die iranischen Nationalspieler vor ihrem ersten WM-Spiel das Singen ihrer Nationalhymne verweigerten und damit persönliche Verfolgungen in der Heimat riskierten, enttäuschte die FC-Führung. Daher begrüßten die Geißböcke tags darauf die Entscheidung der Rewe-Group auch öffentlich. "Das ist ein starkes Statement", teilte der Klub mit. "Auf die Entscheidung sind wir stolz und unterstützen diese Haltung zu 100 Prozent."
Dazu passt, dass der FC selbst seit Jahren einen klaren Kurs vertritt. Ein früheres Engagement des Klubs in China wurde wegen Bedenken bei den Menschenrechten beendet. Damit verzichtete der Klub auch auf lukrative Deals, die dem FC in den Folgejahren wohl mehrere Millionen Euro beschert hätten. Stattdessen legte die Führung fest, dass die Geißböcke in keinen Ländern aktiv werden wollen, die nicht mit der Werte-Charta des Klubs vereinbar sind. Entsprechend entschloss man, stattdessen in Japan und den USA die Internationalisierung voranzutreiben.
Regenbogenfarben gehören beim FC dazu
Vor allem aber in Köln selbst setzt der FC seit Jahren Zeichen. Die Geißböcke sind auf der ColognePride im Rahmen des CSD seit mehreren Jahren mit einem eigenen Wagen Teil der Parade. Forciert durch den offen homosexuellen Ex-Geschäftsführer Alexander Wehrle (inzwischen Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart), kämpft der Verein heute für Gleichberechtigung und Diversität – auch zusammen mit Souque und Rewe. So spielte der FC am 4. Spieltag im Heimspiel gegen Stuttgart mit einem Schriftzug des Hauptsponsors in Regenbogenfarben, während die Kapitänsbinde von Jonas Hector die gesamte Saison über diese Farben ziert – zusammen mit dem Spruch "Lebe, wie du bist".
- Eigene Recherche