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Zum journalistischen Leitbild von t-online.WM 2022 Ausstellung, Filme und Interviews: So will der 1. FC Köln mit der WM 2022 umgehen
Während die letzten Vorbereitungen auf die WM 2022 in Katar laufen, ist der 1. FC Köln in die USA aufgebrochen. Der FC will seine Stimme gegen das Turnier erheben.
Am Mittwochmorgen um kurz nach 10 Uhr hob der Flieger von Frankfurt/Flughafen ab. Ziel: Austin, Texas. Mit an Bord: ein Tross des 1. FC Köln aus Spielern, Trainerteam, Verantwortlichen, Fans und Medien. Der Anlass: die Marketing-Tour der Geißböcke im Rahmen der Internationalisierungs-Strategie der Deutschen Fußball Liga in den USA.
Der FC nutzt die lange Spielpause wegen der Fußball-WM in Katar für seine eigene Vermarktung. Erste Versuche in China hat der Klub wegen Menschenrechts-Bedenken abgebrochen. Stattdessen heißen die neuen Ziele USA und Japan. Auf die WM will der Klub nicht schauen, auch wenn mit Ellyes Skhiri (Tunesien) ein aktueller FC-Profi und mit Ismail Jakobs (Senegal) ein ehemaliges Eigengewächs aus dem Nachwuchs teilnehmen.
Das sagt der FC-Präsident zur WM
Stattdessen wird der FC "die WM kommunikativ anders begleiten als bei den vergangenen Turnieren", kündigten die Geißböcke nun an. Die Gründe sind hinlänglich bekannt. Eine WM, der ein umfangreicher Korruptionsverdacht nachhängt. Eine WM, deren Infrastruktur von tausenden getöteten Arbeitern errichtet wurde. Eine Region, in der – abgesehen von einer inexistenten Fußballkultur – demokratische, freiheitliche Werte und Rechte keine Rolle spielen.
FC-Präsident Werner Wolf erklärte: "Der Fußball kann eine sehr wichtige gesellschaftliche Aufgabe übernehmen, kann Brücken bauen, kann Werte vermitteln, kann eine Zusammengehörigkeit ausdrücken – aber bei diesem Turnier sind schon so viele dieser Werte mit Füßen getreten worden. Dieses Turnier ist nicht mal im Ansatz damit verbunden, Brücken zu bauen." Daher kündigte der FC-Boss an, dass der Klub seine Kritik an der WM "sehr aktiv Ausdruck verleihen wird".
Was der FC während der WM plant
Nur zehn Fußballklubs weltweit haben mehr Mitglieder als die Geißböcke (ca. 125.000). Zwar hat der FC fußballerisch in den letzten Jahrzehnten international keine Rolle gespielt. Doch "gerade in Köln" wolle der Klub aktiv zu Protestaktionen aufrufen, um zu zeigen, "dass der professionelle Fußball auch andere Gesichter hat als das in Katar". Der FC will für alternative Angebote zur WM werben und die eigene Reichweite über seine Social-Media-Kanäle nutzen, um kritischen Stimmen zur WM Gehör zu verschaffen.
Darüber hinaus beginnt am 19. November eine Sonderausstellung des Fotografs Mohamed Badarme im Deutschen Sport- und Olympiamuseum, die auf Initiative des FC nach Köln geholt wurde und die sich mit dem Leben der migrantischen Stadionarbeiter beschäftigt. Es werde zudem eine Podiumsdiskussion zur WM geben sowie, wenn möglich, die Ausstrahlung des Dokumentarfilms "The Workers Cup" vor Kölner Schulklassen, so Wolf.
Eigene Werte-AG arbeitet an neuer FC-Identität
Derweil arbeitet der 1. FC Köln unabhängig von der WM an seiner eigenen Charta. Die Geißböcke haben einen Werte-Dialog mit den Mitgliedern aufgesetzt. Das Ziel ist es, eine neue FC-Identität zu schaffen, die laut Vorstand "für alle Beteiligten beim FC gleichermaßen gelten soll: für den gesamten Verein und seine Mitglieder, für die Gremien sowie für die Mitarbeiter:innen". Ende November will der FC die ersten Erkenntnisse und Ergebnisse dieses Werte-Prozesses präsentieren.
- Eigene Beobachtungen