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Kiel: Für die Bundesliga reicht es nicht – Fans zwischen Enttäuschung und Erleichterung


Für die Bundesliga reicht es nicht
Kieler Fans zwischen Enttäuschung und Erleichterung

29.05.2021Lesedauer: 4 Min.
Fans haben sich vor dem Stadion versammelt: Die Gäste der beiden Mannschaften wurden auch vor dem Stadion von der Polizei strikt getrennt.Vergrößern des Bildes
Fans haben sich vor dem Stadion versammelt: Die Gäste der beiden Mannschaften wurden auch vor dem Stadion von der Polizei strikt getrennt. (Quelle: Sven Raschke/leer)
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Es hätte alles so perfekt sein können. Sogar der Sonnenschein setzte pünktlich ein zum Entscheidungsspiel der Kieler Störche gegen Köln. Doch schon bald nach Anpfiff wurde deutlich: Aus dem Aufstieg in die Erste Liga sollte es nichts werden.

1:5 unterlag Holstein Kiel am Sonntag im Holstein-Stadtion. Entsprechend groß war die Enttäuschung der Fans vor und im Stadion. Immerhin: Die Schutzvorkehrungen der Polizei zeigten dieses Mal Wirkung. Anders als beim letzten Heimspiel der Kieler flogen dieses Mal keine Flaschen und Böller in Richtung Polizei. Eine Handvoll Fans benahm sich aber doch so weit daneben, dass die Polizei eingreifen musste.

Stimmung drinnen top – draußen solala

Die Fans im Stadion feierten die Mannschaft von der ersten bis zur letzten Minut. 2.350 Anhänger waren gekommen und hatten auf das große Wunder gehofft. Und auch, wenn sich dieses bereits in der ersten Viertelstunde in Luft auflöste, blieb die Stimmung nahezu ungebrochen. In der Schlussphase erhoben sich die Zuschauer von den Sitzen, feierten ihre Spieler für eine herausragende Saison ohne Happy End. Zu keiner Zeit hatte man im Holstein-Stadion das Gefühl dass die Ränge nur zu 15 Prozent gefüllt waren. Die Stimmung machte Lust auf eine Fußballzeit nach Corona.

Etwas anders das Bild vor dem Stadion. Einige zogen bereits deutlich vor dem Abpfiff davon. "Was willst du da noch?", rief einer der Enttäuschten. Nach dem Aus gab es statt Flaschenwürfen milden Applaus für die Störche. Ein treuer Kern blieb, um den kurze Zeit später hinter den Absperrungen erscheinenden Spielern zuzujubeln. Kapitän Hauke Wahl sprach zu ihnen: "Mir fehlen die Worte. Wir wollen uns bedanken bei der ganzen Stadt. Wir wissen, das ist nicht selbstverständlich – gerade in solchen Zeiten – dass ihr so hinter uns steht. Ihr wart Erste-Liga-reif!"

Kölner Chef-Trainer Friedhelm Funkel sagte: "Es hat sich natürlich nicht ganz wie vor Corona angefühlt, aber es war einfach toll, Zuschauer im Stadion zu haben. Ich habe die große Hoffnung, dass wenn die Bundesliga-Saison wieder losgeht, wir dann wieder eine höhere Anzahl an Zuschauern im Stadion haben werden. Ich freue mich jedenfalls, als Rentner nächste Saison als einfacher Zuschauer in die Stadien zu gehen und die Spiele anzusehen."

Fans zwischen Enttäuschung und Erleichterung

Die Kommentare der Kieler Fans fielen entsprechend dem Ergebnis aus. Ein Mann aus Hamburg zogt ein drastisches Resumee: "So wie die verkackt haben, kann man eigentlich bloß noch saufen. Sie haben es nicht verdient, aufzusteigen."

Stephan Jacobsen (53) sagte, er sei sprachlos und fand dann doch noch ein paar Worte: "Total bedrückt. Hätte mir das einer vorher gesagt, hätte ich es nie geglaubt. Aber immer positiv bleiben! Jetzt kommt die nächste Saison."

Eine Gruppe Fans, die das Spiel im Stadion verfolgen konnten, sind "sehr demoralisiert. Wir haben mit 2:1 für Kiel gerechnet. Aber ab dem 1:3 war die Stimmung schon sehr am Boden. Beim 4:0 war noch ein ganz bisschen Hoffnung da, aber dann …" Sie glauben, dass mit mehr Zuschauern und mehr Stimmung auch mehr drin gewesen wäre für Kiel. "Das hätte geholfen. Aber keine Trommeln, kein gar nichts im Stadion. Und die Ultras standen alle draußen."

Martin, Christoph und Gordon findet auch etwas positives an der deutlichen Niederlage: "Es ist zwar beschissen. Aber ich glaube, es ist einfacher so zu verarbeiten mit einer klaren Klatsche. Die Leistung der Mannschaft war halt einfach schlecht. Hilft nichts. Abhaken, nächste Saison."

Auch andere versuchten, das Beste an der Situation zu sehen. So Marc Grote: "Die Stimmung ist scheiße. Es ist traurig. Aber eigentlich – ich bin ganz froh, dass Kiel nicht aufgestiegen ist – weil die Qualität einfach nicht für die Erste Liga reicht. Am Ende des Tages wäre es scheiße, wenn sie in der Ersten Liga dauernd auf den Arsch kriegen würden."

Ähnlich Thomas und Janine: "Man ist natürlich enttäuscht, aber wir freuen uns auf die Zweite Liga. Die ist auch spannend, und wir haben die Auswärtsspiele vor der Tür. Und man muss anerkennen: die Kölner waren heute besser."

Polizeimaßnahmen zeigen Wirkung

Als Reaktion auf die kurzzeitigen Ausschreitungen vom letzten Sonntag waren die Beamten heute mit deutlich größerer Truppenstärke angetreten. Bereits am Vormittag waren die Straßen rings ums Stadion abgesperrt. Wer zum Stadion wollte, musste sich kontrollieren lassen – denn neben der Maskenpflicht galten dieses Mal zusätzlich Alkohol-, Glasflaschen- und Pyrotechnik-Verbot.

Der Aufruf der Stadt an die Fans, das Spiel doch bitte von zu Hause aus zu verfolgen, hatte zwar erwartungsgemäß auch dieses Mal nicht gefruchtet. Doch die Zahl der Besucher war deutlich geringer: 500 Kieler Fans versammelten sich innerhalb der Absperrungen. 250 angereiste Kölner Anhänger wurden von der Polizei strikt getrennt und in einen eigenen abgesperrten Bereich geleitet. Dort nahm die Polizei im Verlauf des Spiels drei Leute fest, die die Finger nicht von der Pyrotechnik lassen konnten. Im Kieler Fanbereich kam es zu einer Festnahme. "Ein Mann hatte einem Journalisten Schläge angedroht, wenn er weiter filmt", so Polizeisprecher Matthias Felsch.

Ansonsten wirkten die Kontrollen offenbar: Innerhalb der Absperrungen war kein Alkohol zu sehen. Auch die Masken wurden dieses Mal konsequenter getragen – wenn auch längst nicht von jedem. Die Beamten ließen es durchgehen. "In die Masse gehen wir nicht rein, das wäre nicht verhältnismäßig", so Polizeisprecher Felsch. "Es sind Menschen von Klein bis Groß im Publikum – da wollen wir keine Verletzungen riskieren."

Außerhalb der Absperrzäune zeichnete sich ein etwas anderes Bild. Auch hier waren zahlreiche Menschen versammelt, selten mit Maske, dafür mit Alkohol – und auch Pyrotechnik wurde vereinzelt gezündet – abseits der Blicke der Polizei. Friedlich blieb es aber auch hier.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Material der Nachrichtenagentur dpa
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