Schwerin Niedrigste Arbeitslosenzahl in Mai seit Wiedervereinigung
Inflation, Ukraine-Krieg und gestörte Lieferketten können dem Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern bisher nichts anhaben. Die Frühjahrsbelebung und der erste Tourismus-Saisonstart ohne Corona-Beschränkungen seit zwei Jahren sorgen für eine hohe Arbeitskräftenachfrage, wie die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag bekanntgab. Die Zahl der Erwerbslosen sank demnach im zurückliegenden Monat weiter und erreichte mit 54.800 den niedrigsten Stand in einem Mai seit der Wiedervereinigung. Die Quote sank von 6,9 Prozent im April auf 6,7 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie in MV 8,1 Prozent.
Allerdings sichere auch Kurzarbeit noch immer Beschäftigung in Mecklenburg-Vorpommern, räumte die Chefin der Regionaldirektion, Margit Haupt-Koopmann, ein. Im Februar waren den vorliegenden Zahlen zufolge 19.500 Beschäftigte in 3200 Betrieben davon betroffen.
Haupt-Koopmann meldete 7300 sozialversicherungspflichtige Jobs mehr in MV binnen Jahresfrist mit Stand März - ein Plus vom 1,3 Prozent. Zuwächse habe es insbesondere im Gastgewerbe (plus 2300), im Gesundheits- und Sozialwesen (plus 2200), im Handel (plus 1000) sowie im Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (plus 1000) gegeben. Branchen mit größeren Jobverlusten sind demnach die wirtschaftlichen Dienstleistungen (minus 1100) sowie die Metall- und Elektroindustrie (minus 800).
Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) rechnet in den kommenden Monaten mit einer weiter wachsenden Nachfrage nach Personal in den Firmen. Die Beschäftigung werde weiter zunehmen, erklärte er. "Die Mobilisierung von Potenzialen für Arbeit und Beschäftigung sind drängende Themen der Unternehmen im Land." Er legte den Unternehmen nahe, bei der Entlohnung Anreize zu schaffen. Auch Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten seien gefragt. In seinem Ministerium werde unterdessen an einer Fachkräftestrategie für Mecklenburg-Vorpommern gearbeitet. Zu Wochenbeginn sei dazu ein rund 40-köpfiger Expertenbeirat eingerichtet worden. Die Mitglieder reichten von Vertretern der Bundesagentur für Arbeit, Unternehmensverbänden und Kammern über Gewerkschafter bis hin zu einzelnen Unternehmern.
Von den wiedergekehrten Jobmöglichkeiten nach dem Corona-Winter - etwa in der Gastronomie - profitieren der Regionaldirektion der Arbeitsagentur zufolge auch Langzeitarbeitslose. "Es ist besonders erfreulich, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen um 3900 oder 14,3 Prozent gegenüber dem Mai des Vorjahres gesunken ist", so Haupt-Koopmann. Dennoch liege die Zahl der Langzeit-Erwerbslosen mit 23.300 noch um etwa 3300 über dem Mai-Wert von 2019, also vor der Pandemie.
Die an der Landesregierung beteiligte Linke forderte mehr Anstrengungen für Langzeitarbeitslose. Der arbeitsmarktpolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Henning Foerster, sieht dabei vor allem den Bund in der Pflicht. Die Instrumente des Teilhabechancengesetzes zur Eingliederung von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt seien seit Beginn des Jahres finanziell nicht mehr untersetzt. "Diese Finanzierungslücke muss von der Bundesregierung zügig geschlossen werden", forderte Foerster.