Baden-Baden Dietmar Späth wird Oberbürgermeister von Baden-Baden
Vor wenigen Wochen noch ein fast Unbekannter in Baden-Baden und nun bald neuer Oberbürgermeister: Dietmar Späth (58), der parteilose Bürgermeister von Muggensturm (Kreis Rastatt), hat bei der Neuwahl am Sonntag 55,34 Prozent der Stimmen geholt. "Ich bin äußerst glücklich und erleichtert, dass sich der große Einsatz ausgezahlt hat und mich die Bürger als Menschen und Fachmann angenommen haben", sagte Späth nach der Wahl. Sobald er sein Amt antritt, will er sich um den Haushalt der Kurstadt kümmern, der Ende letzten Jahres nicht wie geplant verabschiedet werden konnte.
Späths schärfster Konkurrent, Sozialbürgermeister Roland Kaiser (Grüne/56), kam auf 37,47 Prozent. Er verbesserte damit deutlich sein Ergebnis von der ersten Runde (23,9 Prozent), doch zum Sieg reichte es nicht. "Es war klar, dass es unheimlich schwer wird", sagte Kaiser. Der neue OB Späth habe mit seinem Abschneiden eine gute Voraussetzung, das Amt anzutreten.
Die Neuwahl war nötig geworden, weil bei der Wahl vor 14 Tagen keiner der ursprünglich acht Kandidaten die absolute Mehrheit errungen hatte. Nun genügte die einfache Mehrheit. Die Wahlbeteiligung lag bei 37,9 Prozent. Die Neuwahl war mit Spannung verfolgt worden, weil die amtierende Rathauschefin Margret Mergen (CDU) nicht mehr angetreten war, nachdem sie in der ersten Runde nur auf 24,7 Prozent der Stimmen gekommen war. Ihre Amtszeit endet Anfang Juni.
Der Kurort im Schwarzwald ist Welterbe-Stadt und hat 56.000 Einwohner. Bekannt ist Baden-Baden für seine Thermen, die berühmte Spielbank, das größte deutsche Opernhaus und seine mehr als 200 Jahre alte russische Tradition.
Wahlsieger Späth hatte schon in der ersten Runde mit Abstand am meisten Stimmen erhalten (39,6 Prozent). Der aus dem Ortenaukreis stammende Diplom-Verwaltungswirt ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Söhne. Er ist seit 28 Jahren Bürgermeister in Muggensturm und verweist auf seine Erfolgsbilanz in der 6000-Seelen-Gemeinde: "Heute ist Muggensturm Vorzeigekommune im Land und schuldenfrei."
Späth spielt in der Nationalelf der Bürgermeister und hat Baden-Baden schon als Student näher kennen gelernt: Da jobbte er als Croupier in der Spielbank. Er hat einen Charme-Wahlkampf mit vielen roten Rosen geführt. Für Wirbel hatte kurz vor der Wahl ein über drei Jahre zurückliegendes "Gentlemen’s Weekend" der Zeitschrift "Playboy" auf Mallorca gesorgt. Die Sause mit Harleys, Monatsschönsten und einem Jahrhundert-Playmate - ein Weihnachtsgeschenk seiner Frau - war ihm zufolge eine "völlig harmlose Geschichte". Er sah sich einem Rufmord-Versuch ausgesetzt: Es gab Gerüchte, wonach angeblich fragwürdige Geldgeber seine aufwendige Wahlkampagne finanzierten.