Halle (Saale) Personallage in Kliniken wegen Corona-Infektionen angespannt
Ärzte fordern das Festhalten an Schutzmaßnahmen, Krankenhäuser berichten von angespannter Personalsituation: Das Coronavirus breitet sich in Sachsen-Anhalt weiter aus. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt und nähert sich der 2000er Marke an. Das Robert Koch-Institut (RKI) bezifferte die Inzidenz am Dienstag auf 1950,7 - nach 1896,2 am Vortag. Der Wert gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern innerhalb von sieben Tagen an. Bundesweit kletterte die Inzidenz auf den neuen Höchstwert von 1585,4. Bei gleichbleibender Entwicklung dürfte am Mittwoch die Gesamtzahl der Corona-Infektionen seit Ausbruch der Pandemie in Sachsen-Anhalt auf über 500.000 steigen.
Die Ärztekammer Sachsen-Anhalt hat nun in der Diskussion um mögliche Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen zur Beibehaltung der Hygienestandards aufgerufen. "Das Einhalten der AHA-Regeln und insbesondere das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes sind weiterhin wichtige Schutzinstrumente", erklärte Kammerpräsident Uwe Ebmeyer in Magdeburg. Er verwies dabei darauf, dass die Situation in den Kliniken aktuell wieder zunehmend angespannt sei, weil sich viele Patienten zusätzlich zu ihrer eigentlichen Erkrankung mit dem Coronavirus infiziert hätten. Zum erhöhten Behandlungs- und Pflegeaufwand komme erschwerend hinzu, dass auch beim medizinischen Personal ein erhöhter Krankheitsstand zu verzeichnen sei.
Das bestätigte auch der Präsident der Landeskrankenhausgesellschaft, Wolfgang Schütte. Die Krankenhäuser würden wegen des gegenwärtigen Infektionsgeschehens akut unter starkem Personalmangel leiden. "Es fallen in großem Umfang Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus, die sich im familiären Umfeld anstecken", sagte Schütte. Es seien sehr viele Infektionen bei Kindern zu beobachten, die das Virus dann auch in den Familien weitertragen könnten. Die angespannte Personallage in den Krankenhäusern betreffe sowohl die Pflege als auch den ärztlichen Dienst.
Aus Sicht der Krankenhausgesellschaft wäre es "sehr wichtig, zu überlegen, dass Kontaktbeschränkungen nicht abgeschafft werden", sagte ihr Präsident mit Blick auf die Maßnahmen von Bund und Land zur Eindämmung der Pandemie. Er sprach sich auch dafür aus, Besuchsverbote in Krankenhäusern aufrechtzuerhalten. "Wir können es uns nicht leisten, dass Infektionen von außen eingeschleppt werden."
Inwieweit die einrichtungsbezogene Impfpflicht die Personalsituation in den Krankenhäusern beeinflussen wird, sei noch unklar, sagte Schütte. Unterdessen teilte das Gesundheitsministerium mit, dass am Mittwoch ein Meldeportal für den Corona-Impfnachweis von Beschäftigten in der Pflege und im Gesundheitswesen freigeschaltet wird. Angesichts hoher Impfquoten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen in Sachsen-Anhalt geht das Ministerium davon aus, dass nur ein kleiner Personalanteil gemeldet werden wird.