Bad Kreuznach Tafeln verzeichnen mehr Andrang: Helfer gesucht
Einigen Tafeln in Rheinland-Pfalz fehlt es an ehrenamtlichen Helfern. Wegen der Dauer der Corona-Pandemie und des permanenten Einsatzes seien einige der Ehrenamtlichen überlastet, sagte die Vorsitzende des Landesverbands Tafel Rheinland-Pfalz/Saarland, Sabine Altmeyer-Baumann, der Deutschen Presse-Agentur. Lokal gebe es zudem Ausfälle, weil sich Helfende mit der Omikron-Variante des Corona-Virus infiziert hätten. Dazu komme ein größerer Andrang, so dass sich die Ausgabezeiten verlängerten und die Belastung erneut steige.
Während der Pandemie seien die ehrenamtlichen Helfer weggebrochen, sagte auch Stephanie Zimmer, Leiterin der Tafel in Ludwigshafen. Jetzt seien vor allem Personen für die körperlich anstrengenden Arbeiten gesucht. Zu Beginn der Pandemie sei ein Teil der Helfenden aus Angst vor Ansteckung weggeblieben und nicht wieder zurückgekommen. Überwiegend seien die Ehrenamtlichen im Rentenalter.
Hinzu kommt, dass die Tafel in Ludwigshafen seit Anfang des Jahres einen starken Zulauf an Bedürftigen verzeichnet. "Das wird jetzt nicht weniger werden." 120 Ehrenamtliche seien derzeit in Ludwigshafen tätig, die etwas mehr als 2000 Personen versorgten.
Ähnlich ist die Entwicklung bei der Trierer Tafel. Auch hier sind mit Beginn von Corona etliche langjährige ehrenamtliche Mitarbeiter abgesprungen, wie die Geschäftsführerin des Sozialdienstes katholischer Frauen, Regina Bergmann, mitteilte. Es habe sich vor allem um ältere Menschen gehandelt. Viele seien nicht zurückgekommen, man habe danach vermehrt junge Menschen für Dienste gewinnen können. Bei den Jungen sei die Fluktuation allerdings hoch, so dass immer wieder neue Helfer neu eingearbeitet werden müssten.
"Es ist mühseliger geworden. Und wir müssen uns mehr anstrengen, um Ehrenamtliche zu gewinnen", sagte Bergmann. "Aber bisher haben wir es immer gut hinbekommen und wir kriegen dadurch auch viel frischen Wind." Zum ehrenamtlichen Helferteam an der Tafel gehörten 60 bis 70 Menschen. Die Zahl der Tafelkunden belaufe sich auf um die 1000.
Man spüre, dass der Andrang groß sei. An der Tafel in Trier aber sei die Zahl der Menschen, die mit Lebensmitteln versorgt werden könnten, auf 1000 festgelegt. Die Lebensmittelabgabe sei verknüpft mit einer Sozialberatung, die zum Ziel habe, Menschen aus ihren Notsituationen herauszuführen. In Zeiten von Corona sei die Kontaktaufnahme schwierig gewesen, so dass es wenig Fluktuation gegeben habe. "Wir hoffen, dass das jetzt wieder besser geht", sagte sie.
Bei der Sozialberatung kämen die Probleme der Menschen an. "Bereits die Ankündigungen von Preissteigerungen führen zu massiven Sorgen und Ängsten", sagte Bergmann. Sie ging zudem davon aus, dass mit dem Krieg in der Ukraine die psychischen Belastungen verstärkt würden - "wegen einer möglichen Bedrohung des Friedens im Land", sagte sie.
Auch die Tafel in Bad Kreuznach, bei der Altmeyer-Baumann vom Landesverband tätig ist, sucht Freiwillige. Manch einer habe zunächst falsche Vorstellungen von der Arbeit. "Wir haben harte körperliche Einsätze und die Ausgaben finden nach wie vor im Freien statt", schilderte Altmeyer-Baumann. Insgesamt sind ihr zufolge in Rheinland-Pfalz zu 96 Prozent Ehrenamtliche für die insgesamt 55 Tafeln tätig. Diese 5400 Helferinnen und Helfer unterstützen zuletzt mehr als 54.000 bedürftige Menschen zwischen Westerwald und Südwestpfalz.
Gut aufgestellt sehen sich derweil die Tafeln in Koblenz und in der Landeshauptstadt Mainz. Es gebe keinerlei Personalproblem, sagte Peter Bäsch von der Tafel in der Rhein-Mosel-Stadt. Versorgt würden derzeit etwa 3000 Menschen an acht Ausgaben und auf zwei Belieferungstouren. Die Anfragen hätten auch hier zugenommen. "Die Gründe sehen wir in den gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreisen."
Die Mainzer Tafel zählt 120 Helfende. Wenn Helfer gingen, könne das beispielsweise durch Studierende aufgefangen werden, sagte Gisela Schmitz-Rother. In Enkenbach-Alsenborn im Landkreis Kaiserslautern konnte die dortige Einrichtung sogar 15 neue Ehrenamtliche innerhalb weniger Wochen gewinnen, wie Altmeyer-Baumann vom Landesverband erzählte. In einer ländlicheren Region habe man mitunter eine direktere Wahrnehmung für die Nöte der Nachbarn und sei über Vereine besser vernetzt, vermutete die Vorsitzende.