Hannover Land peilt Impfangebote an Schulen an: Streit beim Lüften
Das niedersächsische Kultusministerium peilt nach den Sommerferien an den Schulen des Landes gezielte Corona-Impfaktionen an. "Wir arbeiten daran, dass es ein Angebot geben wird", sagte Ministeriumssprecher Sebastian Schumacher am Freitag in Hannover. Man habe ein großes Interesse daran, dass die 12- bis 17-Jährigen ein Impfangebot erhalten.
An welchen Schulformen es solche Angebote geben könnte, wie diese regional ausgestaltet und umgesetzt werden könnten, das werde noch abgestimmt. Auch zur Größenordnung und einem möglichen Startzeitpunkt der Aktionen wollte das Ministerium noch keine Angaben machen. Es werde sich weiterhin um ein freiwilliges Angebot handeln, betonte Schumacher.
Dass mobile Impfteams an die Schulen geschickt werden, bezeichnete er als eine "denkbare Variante", die derzeit diskutiert würde. Das Gesundheitsministerium wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Impfzentren des Landes bis Ende September geschlossen werden und dann vermehrt mobile Impfteams zum Einsatz kommen. Mit den Kommunen und Schulen führe man Gespräche darüber.
In Niedersachsen können sich Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren bereits seit Mitte Juli an gut der Hälfte der Impfzentren des Landes gegen das Coronavirus impfen lassen. Die Impfquote in Niedersachsen liegt nach Angaben des Kultusministeriums bei den 12- bis 17-Jährigen mittlerweile bei rund 30 Prozent, über dem Bundesdurchschnitt.
Unterdessen dauert der Streit um Luftfilter in den Klassenzimmern an. Nach mehr als eineinhalb Jahren Corona-Krise seien die Klassenzimmer nicht pandemiefest, beklagten Elternvertreter und Opposition nach einem Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Thorsten Bullerdiek vom Städte- und Gemeindebund sagte demnach, nach den Ferien würden nur in wenigen Klassenräumen solche Geräte stehen. Das Land Niedersachsen habe sich mit der entsprechenden Förderrichtlinie zu lange Zeit gelassen.
Das Kultusministerium wies die Vorwürfe zurück. Mitte Juli hätten die Kommunalverbände als Vertreter der Schulträger ausführliche Informationen zu einem 20 Millionen Euro umfassenden Förderprogramm erhalten. "Wenn man sich im Land umhört, gibt es bereits entsprechende Initiativen vor Ort - es gibt Schulträger, die handeln", sagte ein Sprecher des Ministeriums in Hannover. "Wer will, kann das auch tun." An der Förderrichtlinie arbeite man mit Hochdruck.
Vom Land gefördert werden sollen CO2-Ampeln und mobile Luftfilter in Räumen, die sich nur unzureichend lüften lassen, wie es in den vom Kultusministerium veröffentlichten Eckdaten zur Förderrichtlinie heißt. Fensterventilatoren oder automatisiert kontrollierte Fensterlüftungen können für alle Klassenräume der Jahrgangsstufen eins bis sechs beschafft werden, um unter Zwölfjährige, die sich nicht impfen lassen können, zu schützen. 80 Prozent der Kosten werden erstattet, 20 Prozent trägt der Schulträger.
Beispielsweise in Hannover gebe es nach Angaben der Stadt allerdings gar keine Räume in den Schulen, auf die das Förderprogramm passe, schreibt die "Hannoversche Allgemeine Zeitung". Julia Willie Hamburg, Bildungsexpertin der Grünen, nannte den Streit zwischen Land und Kommunen demnach "ein unwürdiges Schauspiel auf Kosten der Gesundheit der Kinder". Björn Försterling (FDP) urteilte, das Land habe es sich zu einfach gemacht, indem es kurz vor den Sommerferien ein Förderprogramm auf den Weg brachte und dann die Kommunen allein ließ.