Familienmitglieder im Genozid ermordet Abschiebeflug gestartet – Asylbewerber aus Hannover an Bord
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Am Montagmorgen startete ein Abschiebeflug vom Flughafen Hannover in Richtung Irak. Es gab Proteste.
Ein Abschiebeflug ist am Montagmorgen vom Airport Hannover mit Ziel Irak gestartet. Der Charterflug von Freebird Airlines hätte eigentlich um 8 Uhr abheben soll, startete dem Tracking-Portal Flightradar zufolge aber erst um 9.18 Uhr. An Bord befanden sich 47 Menschen aus elf Bundesländern, deren Asylanträge abgelehnt worden waren, heißt es vom niedersächsischen Innenministerium. 16 von ihnen kamen demnach aus Niedersachsen.
Vor dem Flughafen fanden sich laut einem Reporter vor Ort einige Demonstranten ein, die gegen die Abschiebung protestierten. Sie hielten unter anderem Banner mit den Worten "Stop Deportation" hoch.
Der Flüchtlingsrat Niedersachsen hatte zu dem Protest aufgerufen. Denn an Bord der Chartermaschine sollen sich auch Menschen befunden haben, die in Deutschland gut integriert waren, einer Arbeit nachgegangen sind. "Das sind keine Straftäter, sondern ganz normale Menschen", so Oda Becker vom Netzwerk gegen Abschiebung Hannover im Gespräch mit dem Reporter vor Ort.
Abschiebeflug: 30-Jähriger aus Hannover an Bord
Laut Angaben des Flüchtlingsrates war einer der Menschen an Bord der Jeside Badi Juki S. (Name wurde geändert). Der 30-Jährige war aus der Region Shingal geflüchtet, in der sich 2014 der Genozid an den Jesiden durch den IS ereignete.
"Der Genozid hat auch bei Badi Juki S. und seiner Familie unheilbare Wunden hinterlassen", sagt Simon Wittekindt vom Flüchtlingsrat Niedersachsen. Er kritisiert, dass der 30-Jährige in ein Land abgeschoben wird, in dem das Leben aller Jesiden nach wie vor von Islamisten bedroht sei. "In ein Land, in dem auch zehn Jahre nach dem Genozid zehntausende Jesiden gezwungen sind, in unterversorgten Flüchtlingslagern im Elend zu leben, ohne dass sie auch nur den Hauch einer Perspektive auf ein menschenwürdiges Leben haben." Seit der Zerschlagung des IS sei das Land politisch, konfessionell und territorial tief gespalten.
Der Verein schildert, dass ein Teil der Familie von Badi Juki S. im Genozid 2014 durch den IS ermordet wurde. Viele seiner Familienangehörigen leben heute in Hannover. Einer seiner Brüder hat mittlerweile die deutsche Staatsangehörigkeit. S. beantragte 2019 Asyl in Deutschland – erfolglos. Straftaten soll der junge Mann nicht begangen haben.
- nds-fluechtlingsrat.org: Pressemitteilung vom 14. Februar 2025
- Reporter vor Ort
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa