Beim Maschseefest Rassismus-Vorwurf: Syrischem Studenten wird Club-Einlass verwehrt
Ein syrischer Student wirft einem Club beim Maschseefest in Hannover rassistische Diskriminierung am Einlass vor. Das Clubmanagement bestreitet die Vorwürfe.
Ein mutmaßlicher Fall rassistischer Diskriminierung durch den Türsteher eines Clubs beim Maschseefest in Hannover erregt Aufsehen. Einem Studenten syrischer Herkunft wurde der Zutritt zum "Groove Garden" verwehrt – angeblich, weil schon zu viele Männer im Club seien. Kurz darauf sei ein hellhäutiger Mann jedoch eingelassen worden. Zunächst berichtete die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (HAZ). Die Stadt bestätigte den Vorfall auf t-online-Anfrage.
Wie die Betroffenen der "HAZ" schilderten, eskalierte die Situation, als sie den Türsteher zur Rede stellten. Nach Angaben der Freundesgruppe habe der Türsteher auf die Frage, warum der andere Mann eingelassen wurde und der Student nicht, entgegnet, ob sie sich den vorbeilaufenden Mann mal angeschaut und ob sie sich ihn, auf den Syrer weisend, angesehen hätten.
Anschließend seien mehrere Kollegen des Türstehers "größer und aggressiver" geworden. Eine weitere Beteiligte sagte der "HAZ": "Ich hatte wirklich Angst in dem Moment. Auch eine Stunde später haben wir alle noch gezittert." Auch der Betroffene zeigte sich nach eigenen Angaben "überrascht von der Aggressivität" der Sicherheitskräfte. Er habe eine derartig offene rassistische Diskriminierung in Hannover bisher nicht erlebt, sagte er der Zeitung.
"Groove Garden" spricht von Missverständnis
Das Management des "Groove Garden" weist die Vorwürfe zurück. Geschäftsführer Michael Rüger sagte der "HAZ": "Der Vorwurf, dass wir den Eintritt aufgrund der Herkunft verweigert haben, scheint für uns unmöglich." Rüger geht davon aus, dass es sich um ein Missverständnis handelt.
Der Syrer kündigte an, sich wegen des Vorfalls an die städtische Antidiskriminierungsstelle (ADS) zu wenden und Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Die Stadt Hannover bestätigte, dass der Fall bei der ADS gemeldet wurde. Weitere Angaben könnten aus Datenschutzgründen nicht gemacht werden.
Anzahl der Diskriminierungsmeldungen nimmt zu
Eine Stadtsprecherin sagte, dass die Stelle im Juli und August dieses Jahres insgesamt 41 Diskriminierungsmeldungen verzeichnete, davon 25 allein im August. Seit Jahresbeginn wurden acht Fälle im Zusammenhang mit Einlasskontrollen registriert.
Die Stadtverwaltung betonte jedoch, dass die tatsächliche Zahl vermutlich höher liege. Eine Umfrage des Vereins Afrosources aus dem Jahr 2022 ergab, dass 60 Prozent der befragten Personen mit schwarzer Hautfarbe bereits Opfer rassistischer Einlasskontrollen in Hannover geworden seien.
Rassismus an Clubtüren ist Ordnungswidrigkeit
Ein Sprecher der Stadtverwaltung rief dazu auf, Vorfälle dieser Art zu melden. In Niedersachsen gilt rassistische Diskriminierung an Clubtüren als Ordnungswidrigkeit. Die Antidiskriminierungsstelle empfiehlt Betroffenen, Zeugen hinzuzuziehen, nach Gründen zu fragen und die Eingangskontrollen zu beobachten.
Die Polizeidirektion Hannover teilte mit, dass bislang keine Anzeige zu dem Vorfall eingegangen sei und daher nicht ermittelt werde.
- haz.de: "Rassistische Diskriminierung beim Maschseefest?" (kostenpflichtig)
- Schriftliche Anfrage bei der Stadt Hannover
- Schriftliche Anfrage bei der Polizeidirektion Hannover