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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Abtreibungsgegner Rechte Katholiken gehen in Hannover auf "Kreuzzug"
Erzkonservative Katholiken der Gruppierung "Tradition, Familie und Privateigentum" haben am Kröpcke in Hannover Aufsehen erregt. Die Abtreibungsgegner ziehen durch Deutschland.
Sie fordern die Rückkehr zu alten Rollenbildern und verurteilen Abtreibung und Homosexualität: Die rechte Gruppierung "Tradition, Familie und Privateigentum" (TFP) hat am Dienstagnachmittag eine Kundgebung am Kröpcke in Hannover abgehalten. Von der Polizei wurde die Versammlung nicht begleitet.
"Das Ganze hat auf mich sehr dubios gewirkt", sagt eine junge Frau. Sie hatte die Kundgebung beobachtet. Dort hätten die Männer etwa Blasmusik gespielt, rote Fahnen mit goldenem Löwen geschwungen und die Inszenierung gefilmt. Die Polizei Hannover bestätigt, dass die Gruppe auf dem öffentlichen Platz zugegen war.
Die Kundgebung sei demnach angemeldet gewesen. Die Veranstalter hätten mit 40 Teilnehmern gerechnet. "Wie viele es tatsächlich waren, kann nicht gesagt werden, da diese Versammlung polizeilich nicht begleitet worden ist", sagt ein Polizeisprecher. Vorab sei eine Einschätzung des Staatsschutzes eingeholt worden. Dies geschehe vor jeder Versammlung.
Polizei begleitet Kundgebung nicht – "Keine Hinweise auf Gefahr"
Es habe keine Hinweise "auf eine Störung oder auf eine Gefahr" gegeben. Es sei nicht unüblich, dass nach solch einer Einschätzung eine Veranstaltung nicht begleitet würde.
Polizei und Staatsschutz ordnen den Verein als "erzkonservativ christlich" ein. "Hinweise auf einen potenziell rechtsextremistischen Hintergrund liegen hier nicht vor, der Verein ist daher auch nicht Gegenstand einer permanenten staatsschutzpolizeilichen Befassung", erläutert der Polizeisprecher weiter.
Gruppe erstmals in Hannover aktiv
Die TFP hatte am Dienstag laut Polizei zum ersten Mal eine Veranstaltung in Hannover angemeldet. Auf ihrer Webseite spricht die Gruppierung davon, derzeit mit einer "Sommer-Karawane" auf den Straßen Europas aufzutreten. Dort wird auch vom "Kreuzzug gegen die Feinde Gottes" und einem "Kulturkampf" gesprochen.
Ihr Ziel sei, vor "den Tricks der Abtreibungs- und Homosexualitätsbefürworter zu warnen". Auch in Bielefeld fiel die Gruppe auf – dort habe ihr Auftritt Passanten "verstört", wie es etwa im "Westfalen-Blatt" heißt.
In anderen Ländern haben die TFP-Gruppierungen bereits Einfluss auf politische Entscheidungen genommen. Unter anderem in Polen befeuerte die TFP-Organisation "Ordo Iuris" eins der strengsten Abtreibungsgesetze.
- Eigene Recherche
- Schriftliche Anfrage an die Polizei Hannover vom 31. Juli 2024
- Webseite des Vereins "Tradition, Familie und Privateigentum"
- zdf.de: "Gefährliches Netz radikaler Abtreibungsgegner"