Jugendgefängnis Hameln: Hier saß schon der "Göhrde-Mörder" ein

In Niedersachsen befindet sich die größte Jugendhaftanstalt Deutschlands. Dort sitzen Jugendliche und Heranwachsende bis zu 15 Jahre ein. Auch ein Serienmörder, der bundesweit in die Schlagzeilen geriet, verbüßte dort eine Haftstrafe.

Wer hier einsitzt, ist nicht wegen Kavaliersdelikten verurteilt, sondern wegen schwerer Straftaten. Die Jugendhaftanstalt Hameln verfügt über 661 Plätze für jugendliche und heranwachsende Straftäter im Alter von 14 bis 24 Jahren – die Anstalt ist ausschließlich für Männer. Sie verbüßen Strafen von 6 Monaten bis 15 Jahren, die durchschnittliche Haftdauer beträgt 2,4 Jahre.

Ziel der 1980 neu eröffneten Anstalt sei es, junge Gefangene "wirksam zu erziehen und zu fördern und sie gleichzeitig sicher unterzubringen, damit sie nach ihrer Entlassung nicht wieder straffällig werden", heißt es. Die innere und äußere Sicherheit sei dazu maßgeblich. Es gibt für die Häftlinge ein vielfältiges Angebot an schulischen Bildungs- und beruflichen Ausbildungsmaßnahmen sowie Arbeitsplätzen und gezielten Trainings- und Behandlungsprogrammen.

62 Prozent der Inhaftierten haben keinen Schulabschluss

Doch nicht alle jungen Männer sind bereit, an den Maßen mitzuwirken und das Vollzugsziel zu erreichen. "Sie unterscheiden sich erheblich in ihrer Mitarbeitsbereitschaft", heißt es.

Die meisten von ihnen kommen aus schwierigen familiären Verhältnissen. So haben 62 Prozent zu Haftbeginn keinen Schulabschluss, 99 Prozent habe keine abgeschlossene Berufsausbildung. 80 Prozent haben Suchtmittel missbraucht und 33 Prozent sind abhängig von Suchtmitteln.

Besucher müssen strenge Regeln befolgen

Wer jemanden in der Jugendhaftanstalt in Hameln besuchen will, muss strenge Auflagen beachten. Vor einem regulären Besuch muss der- oder diejenige sich zu einer polizeilichen Überprüfung bereiterklären und einen Vordruck unterschreiben. Die Überprüfung entfällt, wenn es sich um Angehörige ersten Grades handelt.

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Anschließend wird über Besuchsgenehmigung entschieden, dann der Termin beantragt. An einem Besuch können bis zu drei Personen teilnehmen. Vorher müssen sich Besucher ausweisen sowie einer Sicherheitskontrolle unterziehen. Es ist nicht erlaubt, den Inhaftierten Geld, Geschenke oder andere Mitbringsel zu überreichen. Wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit einer Geldbuße rechnen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Einrichtung als Straf- und Sicherungsanstalt geführt und 1958 schließlich zur Jugendstrafanstalt umgewidmet. Weil sich das Gebäude für den Jugendstrafvollzug aber als ungeeignet erwies, wurde die Anstalt komplett neu gebaut und 1980 eröffnet. In den 1960er-Jahren saß auch Kurt-Werner Wichmann eine Jugendstrafe in Hameln ab – er hatte 1967 im Alter von 18 Jahren Polizeibeamte mit einem Kleinkalibergewehr bedroht.

Wichmann wird mit "Disco-Morden" in Verbindung gebracht

Doch Jahre später geriet der Friedhofsgärtner auch bundesweit in die Schlagzeilen: Kurt-Werner Wichmann beging 1989 mutmaßlich zwei Doppelmorde in der Göhrde bei Lüneburg. Ermittler vermuten jedoch bis heute, dass der "Göhrde-Mörder" ein Serientäter und für weit aus mehr Straftaten, darunter Vergewaltigungen und Morde, in der gesamten Bundesrepublik verantwortlich ist. Dies konnte aber bislang nicht bewiesen werden. Er wurde auch immer wieder in Verbindung mit den "Disco-Morden" im Raum Bremerhaven und Cuxhaven gebracht. Lesen Sie hier mehr dazu. Wichmann nahm sich 1993 in seiner Gefängniszelle das Leben.

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