Zuzahlungen steigen Wohnen im Pflegeheim wird deutlich teurer
Die finanziellen Belastungen für Pflegebedürftige und ihre Familien steigen seit Jahren. Nun gehen die Zuzahlungen erneut nach oben.
Pflegebedürftige Menschen in Niedersachsen müssen immer mehr Geld für einen Platz im Pflegeheim aus eigener Tasche zahlen. Im ersten Jahr im Heim kostet ein Platz durchschnittlich 2.528 Euro pro Monat – 137 Euro mehr als vor einem Jahr und sogar rund 600 Euro mehr als vor drei Jahren. Das geht aus Berechnungen des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) zum Stichtag 1. Juli hervor.
Die Kosten setzen sich aus dem Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung, Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen zusammen. Dieses Jahr wurden erstmals auch Ausbildungskosten in die Auswertung aufgenommen, die ebenfalls von den Heimen an die Bewohnerinnen und Bewohner weitergegeben werden.
Hohe finanzielle Belastungen trotz Entlastungszuschlägen
Trotz kürzlich angehobener Entlastungszuschläge, welche mit der Aufenthaltsdauer steigen, wächst die finanzielle Belastung für Pflegeheimbewohner. Seit Anfang dieses Jahres gibt es neben den Zahlungen der Pflegekasse besondere Entlastungszuschläge, die mit einer Reform der Ampel-Koalition zum 1. Januar erhöht wurden. Diese senken den Eigenanteil an den Pflegekosten im ersten Jahr um 15 Prozent, im zweiten Jahr um 30 Prozent, im dritten Jahr um 50 Prozent und ab dem vierten Jahr um 75 Prozent.
Dennoch steigen die Zuzahlungen weiter an. Im bundesweiten Durchschnitt sind nach Daten des vdek ab dem Stichtag 1. Juli pro Monat 2.871 Euro aus eigener Tasche für das erste Jahr im Heim fällig – das sind 211 Euro mehr als Mitte des letzten Jahres.
Ersatzkassenverband fordert Finanzierungsreform
Der Ersatzkassenverband fordert eine grundlegende Finanzierungsreform der Pflegeversicherung auf Bundesebene. "Ziel muss es sein, Pflegeheimbewohner zu entlasten", betonte Hanno Kummer, der Leiter des Ersatzkassenverbandes in Niedersachsen. Viele Menschen, die jahrelang gearbeitet hätten, seien am Lebensende auf Sozialhilfe angewiesen, weil die Durchschnittsrente nicht für einen Pflegeheimplatz ausreiche. Gründe für die steigenden Zuzahlungen seien vor allem höhere Lohnkosten in der Pflege.
Kummer betonte die Notwendigkeit von schnellen Maßnahmen: "Es kommt jetzt darauf an, zügig eine solide Finanzierungsgrundlage zu schaffen und dabei die Heimbewohner vor finanzieller Überforderung zu schützen." Er sieht auch das Land Niedersachsen in der Pflicht und fordert, dass es die Investitionskosten – aktuell durchschnittlich 516 Euro pro Monat pro Heimbewohner – übernimmt. Derzeit müssen diese Kosten von den Bewohnern selbst getragen werden.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa