Am Eröffnungstag Queerfeindlichkeit: Frau beleidigt Ratsmitglied auf Schützenfest
Zum ersten Mal gibt es beim Schützenfest in Hannover ein Awareness-Team. Dies musste gleich am Eröffnungsabend einschreiten.
Das Schützenfest soll eigentlich ein fröhlicher Anlass sein, bei dem Menschen zusammen eine gute Zeit verbringen können. Doch am Freitagabend kam es offenbar zu einem transfeindlichen Vorfall. Juli Klippert (Die Grünen), nicht-binäres Mitglied im Rat der Stadt Hannover, soll an einem Stand von einer Frau beleidigt worden sein. Darüber berichtet Klippert in einem Post auf Instagram.
"Ich wollte einfach nur eine entspannte Zeit haben, einige Leute sahen das wohl wieder anders", heißt es in dem dort geposteten Video. Als Klippert einen Platz reservierte, während Freunde Getränke holten, sei Klippert eine Gruppe an einem anderen Tisch aufgefallen. "Sie sprachen augenscheinlich über mich, zeigten mehrfach auf mich und machten Fotos."
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Schließlich sei eine Frau aus der Gruppe zu Klippert an den Tisch gekommen und habe mit ironisch-süffisantem Unterton gefragt: "Was sind Sie denn heute – er, sie oder doch es?" Als Klippert versuchte, ruhig zu antworten, habe die Frau das Ratsmitglied mit den Worten unterbrochen: "Wissen Sie was? Sie sind ein Arschloch."
"Ich war aufgewühlt in der Situation"
Juli Klippert wandte sich daraufhin an das Awareness-Team auf dem Schützenfest. Besonders pikant: Laut Klippert könnte es sich bei der Frau um die Ehepartnerin eines ehemaligen Bruchmeisters gehandelt haben – und zwar von jenem, der 2023 bei der Bruchmeisterverpflichtung Ratsfrau Joana Zahl sexuell belästigt haben soll. Das Awareness-Team war auch aufgrund dieses Vorfalls ins Leben gerufen worden.
Besagter ehemaliger Bruchmeister soll ebenfalls am Freitag vor Ort gewesen sein, so berichtet es zumindest Klippert. "Es fielen Bezeichnungen, die mich klar als männlich herausheben sollten", erzählt Klippert im Gespräch mit t-online. Klippert geht davon aus, dass es "gezielt gegen mich und damit auch gegen mich als Mitglied des Rates" ging. "Sowohl als queere Person als auch als Ratsmitglied so angegangen zu werden, ist vollkommen inakzeptabel."
Das Ratsmitglied habe den Ort schnell verlassen. "Auch wenn ich richtig gehandelt habe, war ich natürlich trotzdem sehr aufgewühlt in der Situation."
Die Stadt Hannover äußerte sich "aus datenschutzrechtlichen Gründen" nicht zu dem Vorfall. "So etwas zeigt, dass wir mit dem Konzept richtig liegen", sagte eine Stadtsprecherin lediglich.
Schützenfest: Awareness-Team unterstützt
Auch Klippert war froh, mit dem Awareness-Team einen direkten Ansprechpartner gehabt zu haben. "Dort konnte ich Bestärkung erfahren, weil ich direkt ernst genommen worden bin." Ein solches Team sollte Klipperts Meinung nach Standard bei städtischen Veranstaltungen sein. "Damit ist die Stadt jetzt auf einem richtig guten Weg, und ich bin überzeugt davon, dass sich das auch als Standard durchsetzen wird und bei Veranstaltungen genauso dazugehören wird wie ein Sicherheitskonzept", so das Ratsmitglied.
"Angriffe dieser Art sind durch nichts zu entschuldigen", sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Elisabeth Clausen-Muradian. "Für ein weltoffenes und tolerantes Hannover wünschen wir uns, dass Juli ebenso wie alle anderen Menschen, egal welcher Identität, welcher körperlichen Merkmale, Religion und Weltanschauung, ungestört miteinander feiern können."
Klippert ergänzte unter dem Instagram-Video: "Als queere Person und Ratsmitglied lasse ich mich jedoch nicht einschüchtern und setze mich weiter für ein sicheres und inklusives Schützenfest ein."
- Anfrage bei Juli Klippert
- instagram.com: Post von @juliklippert
- instagram.com: Post von grune_rathannover
- Anfrage bei der Landeshauptstadt Hannover