Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hitze und Nässe in Niedersachsen Gefährliche Mücken profitieren vom Wetter
Kriebelmücken könnten von den aktuellen Wetterbedingungen in Niedersachsen profitieren. Die Insekten gelten als gefährlich – davor warnen Forscher.
Sie ähneln optisch der harmlosen Stubenfliege, doch ihre Bisse tun weh und können gefährlich werden: Kriebelmücken sind in Deutschland auf dem Vormarsch. Anfang des Jahres warnten Forscher, die Insekten könnten vom Klimawandel und den damit einhergehenden steigenden Temperaturen profitieren. Darauf ließ eine Studie der Goethe-Universität und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums schließen. In diesem Frühjahr kamen nun gleich mehrere Bedingungen in Niedersachsen zusammen, die den Kriebelmücken besonders gefallen.
Ein konkretes Kriebelmücken-Monitoring gibt es für das Bundesland nicht. Es kann also nicht genau festgestellt werden, wie viele Mücken sich im Nordwesten Deutschlands bereits ausgebreitet haben. Fest steht aber laut des NABU Niedersachsen, dass Kriebelmücken in Deutschland insbesondere in Niedersachsen und in Mecklenburg-Vorpommern vorkommen.
Hochwasser, Starkregen und Hitze: Alles, was Mücken lieben
Hinzukommt: Das Frühjahr war in Niedersachsen so warm wie noch nie, berichtete jüngst der Deutsche Wetterdienst. Das gibt auch eine Sprecherin des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) zu Bedenken.
Sie ergänzt, dass es zudem ein langanhaltendes Hochwasser und deutlich vermehrten Niederschlag gegeben hat. Davon würden "Stechmücken sowie anderen Mücken und Fliegen mit aquatisch lebenden Larven" profitieren. Sie legen ihre Eier in Gewässern ab. Auch die Larven der Kriebelmücken besiedeln Gewässer, bevorzugt Fließgewässer.
Kriebelmücken: Deshalb sind die Bisse so gefährlich
Doch wieso gelten die Bisse der Kriebelmücke überhaupt als gefährlich? Die Insekten haben scharfe Zähnchen. Mit diesen ritzen die weiblichen Tiere kleine Löcher in die Haut. Darauf bilden sich dann Blutstropfen, die sie absaugen. Kriebelmücken zählen daher zu den sogenannten Poolsaugern, erläutert Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum. Dadurch könne es zu allergischen Reaktionen kommen. Doch auch das Risiko, dass sich die Wunden durch Bakterien im Nachhinein infizieren, sei erhöht.
Kriebelmücken seien laut Klimpel außerdem in der Lage, selbst Infektionskrankheiten zu übertragen. "Der bekannteste durch Kriebelmücken übertragene Erreger ist der auf dem afrikanischen Kontinent heimische Nematode Onchocerca volvulus, welcher die sogenannte Onchozerkose ('Flussblindheit') auslösen kann", heißt es auf der Webseite des Forschungszentrums.
Immerhin: Geschlossene Räume mögen die Kriebelmücken nicht. Sie bleiben vornehmlich in der Natur, in der Nähe von Fließgewässern.
- Schriftliche Anfrage an den NABU Niedersachsen
- Schriftliche Anfrage an das Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
- senckenberg.de: "Kriebelmücken: Zunahme der Blutsauger in Deutschland erwartet"
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa