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Erstmals in Hannover: Was ist die "Jewrovision"?


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Am Sonntag in Hannover
Was ist die "Jewrovision"?

  • Claudia Zehrfeld
InterviewVon Claudia Zehrfeld

30.03.2024Lesedauer: 3 Min.
Auftritt bei der "Jewrovision" (Archivbild): 2024 findet die Veranstaltung zum 21. Mal statt.Vergrößern des Bildes
Auftritt bei der "Jewrovision" (Archivbild): 2024 findet die Veranstaltung zum 21. Mal statt – erstmals in Hannover. (Quelle: Stefan M Prager/imago-images-bilder)
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Den eigenen Glauben und die eigene Perspektive darstellen – das wollen jüdische Jugendliche am Wochenende in Hannover. Sie veranstalten die "Jewrovision".

Hundert Jugendliche aus ganz Deutschland strömen am Sonntag (31. März) in das Hannover Congress Centrum. Dort findet die "Jewrovision" statt – eine Art "Eurovision Song Contest" für jüdische Jugendliche. 13 Gruppen werden auf der Bühne stehen und laut Pressemitteilung "selbstbewusst die eigene Jüdischkeit feiern".

Im Interview erklärt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, was genau es mit der Veranstaltung auf sich hat.

t-online: Was ist das Ziel der "Jewrovision"?

Josef Schuster: Diese Veranstaltung gibt jüdischen Jugendlichen die Möglichkeit, Jugendliche aus anderen Gemeinden kennen zu lernen. Damit vermittelt sie ihnen das Gefühl, dass sie gar nicht so allein sind.

Warum ist das notwendig?

Jüdische Menschen sind unverändert eine Minderheit in Deutschland. Das ist vielleicht weniger problematisch im großstädtischen Milieu, also etwa in Berlin oder in München. Aber viele der 105 jüdischen Gemeinden in Deutschland sind deutlich kleiner. In diesen gibt es nicht viele jüdische Jugendliche. Gerade ihnen wollen wir mit der "Jewrovision" ein Gemeinschaftsgefühl geben. Ich halte dieses Erleben, dass es an anderen Orten jüdische Jugendliche in zum Teil ähnliche Situationen gibt, für ganz wichtig. Und die Erfahrung zeigt, dass daraus echte Freundschaften entstehen, die sehr lange halten.

Ist die "Jewrovision" eine reine Musikveranstaltung oder gibt es auch religiöse Programmpunkte?

Das Ganze wird eingebunden in eine verlängerte Wochenendveranstaltung. Wir benutzen immer gerne irgendein Wochenende, das an einen schulfreien Tag anschließt. Dabei feiern wir gemeinsam den Schabbat, veranstalten gemeinsame Gottesdienste. Das ist für die Jugendlichen sehr wichtig.

Zentralratspräsident Schuster
Josef Schuster (Quelle: Jörg Carstensen/dpa/dpa-bilder)

Zur Person

Dr. Josef Schuster, Jahrgang 1954, ist seit 2014 Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Der Internist führte von 1988 bis 2020 eine Praxis in Würzburg.

Gibt es bestimmte Regeln für die Lieder, die die Jugendlichen auf der Bühne performen?

Die Lieder müssen, anders als beim "Eurovision Song Contest", nicht selbst geschrieben sein. Aber es gibt jedes Jahr ein Motto, dieses Jahr ist das "Time to Shine". Zu diesem Motto sollen die einzelnen Jugendzentren oder Zusammenschlüsse aus den Gemeinden einen Showact produzieren. Der kann auch bekannte Musikstücke enthalten, wenn sie thematisch dazu passen. Oder aber die Jugendlichen schreiben den Text um, das ist ebenfalls eine Möglichkeit. Sie können ihrer Fantasie freien Lauf lassen.

Welche Rolle spielt das Judentum in den Liedtexten?

Es muss nicht thematisiert werden, aber es wird häufig thematisiert. Die Jugendlichen singen zum Beispiel über ihren Alltag als Juden.

Wonach werden die Lieder bewertet?

Es wird der Gesamteindruck bewertet, also sowohl der Gesang als auch die Darbietung. Wir haben eine Jury, in der einige Menschen sitzen, die hauptberuflich mit Musik zu tun haben. Diese Jury wird ergänzt durch die Jugendleiter der verschiedenen Jugendzentren in jüdischen Gemeinden.

Gibt es einen Grund, dass die "Jewrovision" dieses Jahr gerade in Hannover stattfindet?

Bislang fand die "Jewrovision" immer an dem Gewinnerort des Vorjahres statt. In den vergangenen Jahren haben aber sehr oft abwechselnd Frankfurt und Berlin gewonnen. Dort gibt es die größten Jugendzentren, was bei einem solchen Wettbewerb sicherlich auch ein Vorteil ist. Wir wollen mit der "Jewrovision" aber auch an andere Orte und zu anderen Gemeinden in Deutschland. Eine solche Veranstaltung benötigt eine Location, die 3.000 bis 4.000 Zuschauer fasst. Und gleichzeitig entsprechende Unterkunftsmöglichkeiten für die Teilnehmer. Da hat sich dieses Jahr Hannover angeboten.

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 haben die Anfeindungen gegenüber Juden zugenommen. Wie beeinflusst das die "Jewrovsion" in Hannover?

Es ist leider notwendig, dass es bei einer solchen Veranstaltung erhöhte Sicherheitsmaßnahmen gibt. Auch völlig unabhängig vom 7. Oktober und der Folgezeit des vergangenen Jahres. Das ist eine Erfahrung, die wir leider schon viele Jahre gemacht haben. Insofern werden in Absprache mit den örtlichen Sicherheitsbehörden die notwendigen Maßnahmen getroffen.

Verwendete Quellen
  • Telefoninterview mit Dr. Josef Schuster
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